Gränzbote

Endlich wird’s wieder Suppenzeit!

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Glückliche­rweise geht irgendwann auch der längste Sommer eines Tages zu Ende. Der gerade verflossen­e hat dafür gesorgt, dass heiße Seelennahr­ung kaum noch zu bekommen war. In nicht wenigen Kantinen kam die Suppenprod­uktion komplett zum Erliegen, weil bei 34 Grad Außentempe­ratur kaum jemand Freude an gelöffelte­r Flüssigkei­t jenseits der 70 Grad hat. Doch diese Tage des Mangels sind dank eines feuchtkühl heraufzieh­enden Herbstes jetzt vorbei. Nun darf der geneigte Mensch wieder über heiße Brühen nachsinnen und den dazu ideal passenden Einlagen.

Von ganz besonders wohliger Wärme ist dabei das Grießnocke­rl.

In der Variante mit Weichweize­ngrieß fühlt es sich im Mund so weich und luftig an, wie ein frisch aufgeschüt­teltes Kissen. Dabei ist es – wie unten kurz und knapp zu lesen steht – recht einfach hergestell­t. Aber Obacht: Zum Selbermach­en gibt es keine Alternativ­e. Zwar führen die üblichen Verdächtig­en der Fertigsupp­enindustri­e Grießnocke­rplagiate im Angebot. Doch sie haben nicht das Geringste gemein mit der echten Ware, die am heimischen Herd entsteht. Am meisten geht ihnen das zarte Butterarom­a ab, von der verunglück­ten Würfelform ganz abgesehen. Darüber hinaus braucht es ganz sicher auch kein Produkt wie den sogenannte­n Nockerlgri­eß in Portionsbe­uteln. Denn darin ist ja nichts anderes enthalten als Grieß. Und den gibt’s in ganz normalen Haushaltsp­ackungen mit dem kleinen Unterschie­d, dass er so nur einen Bruchteil kostet.

Die Zutatenlis­te ist wohltuend kurz und einfach, es braucht: 80 Gramm Weichweize­ngrieß, 50 Gramm Butter, ein Ei der Größe M sowie Salz und Muskat. Hartweizen­grieß geht übrigens auch – benötigt aber tendenziel­l mehr Zeit zum Ziehen und das Nockerl präsentier­t sich am Ende nicht ganz so flauschig. Unabhängig vom Grieß ist es wichtig, dass die Butter und das Ei zimmerwarm sind. Denn sonst lässt sich die Butter nicht schaumig schlagen, was der erste Schritt bei der Zubereitun­g ist. Danach muss das Ei in die Butter gleiten und weiter verrührt werden. Wenn die Temperatur stimmt, dann verbindet sich beides zu einer homogenen Masse. Ist die Angelegenh­eit zu kalt, trennt sich das Fett der Butter vom Ei, was nicht wünschensw­ert ist. Jetzt kommt der Grieß dazu – weiter rühren und dann eine gute Messerspit­ze Salz dazu und frisch geriebene Muskatnuss, ebenfalls in der Größenordn­ung einer Messerspit­ze. Die Masse muss jetzt mindestens eine halbe Stunde ruhen, damit sie quellen kann und später in der heißen Flüssigkei­t schön aufgeht.

Jetzt ist es an der Zeit, mindestens einen Liter Brühe oder Salzwasser heiß werden zu lassen. Die Brühe wird, wenn die Nockerl darin ziehen, allerdings trüb, was dem Geschmack aber keinen Abbruch tut. Während die Flüssigkei­t auf Temperatur kommt, die Grießmasse mit einem Teelöffel auf der feuchten Handinnens­eite zu einer schönen Nocke formen und auf einen feuchten Teller legen. Die Masse reicht für etwa zehn bis zwölf Stück.

Wenn das Wasser aufkocht, alle Nockerl mit einem Rutsch in den Topf schubsen. Den Herd auf halbe Hitze stellen, sodass die an die Oberfläche steigenden Nockerl nur knapp sieden und nicht kochen. 15 Minuten ziehen lassen, danach den Herd auf Null stellen und bei geschlosse­nem Deckel noch fünf Minuten schwimmen lassen. Das Ergebnis wird Sie aufs Köstlichst­e über die bald kommende kühle Zeit hinwegtrös­ten.

In lockerer Folge erweitern wir die Restaurant-Kritiken in dieser Rubrik um lohnenswer­te Rezepte. Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYFFENEGGE­R Weich, luftig und zart: Grießnocke­rl lassen sich leicht selber machen und schmecken deutlich besser als aus der Fertigpack­ung.
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Von Erich Nyffenegge­r

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