Zahl der Schaulustigen steigt – helfen härtere Strafen?
Gaffen ist gefährlich. Wer einen Unfall filmt oder fotografiert, statt Hilfe zu rufen, spielt mit dem Leben der Unfallopfer. Dafür sollte es härtere Strafen geben als bis zu zwei Jahren Haft beziehungsweise drei Jahren inklusive einem Jahr für unterlassene Hilfeleistung. Mehr noch für die Gefährdung anderer, für die Behinderung der Rettungskräfte und für die Verletzung des Persönlichkeitsrechts bei den Opfern oder Rettungskräften. Immerhin scheint die Politik diesen Negativtrend erkannt zu haben, Kanzlerin Angela Merkel hat bei Bundestagspräsident Schäuble im April dieses Jahres einen Gesetzentwurf aus dem Bundesrat eingereicht, der härtere Strafen beinhaltet.
Dass Gafferei jetzt in der hohen Politik präsent ist, liegt vor allem daran, dass die Zahl der Gaffer in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Die Strafen fürs Gaffen sind aber gleich geblieben. Es muss deshalb künftig mehr Strafen geben, und es müssen mehr Menschen auf das Problem Gaffen aufmerksam gemacht werden.
Von Johannes Jager
Bisher werden Gaffer in Deutschland hart bestraft. Wer gafft, kann zwischen einer Geldstrafe von 20 bis 1000 Euro und einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr aufgebrummt bekommen. Zusätzlich machen sich viele Gaffer der unterlassenen Hilfeleistung schuldig, was noch einmal eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr nach sich ziehen kann. So kommt man im schlimmsten Fall auf bis zu drei Jahren Haft. Relativ viel für ein Foto. Braucht es da wirklich noch mehr?
Zudem kann die Polizei schon jetzt nicht allen Delikten, die sich bei ihr ansammeln, nachgehen. Sie ist unterbesetzt. Noch mehr Strafen für Gaffer wären hierbei sicherlich nicht sinnvoll, da sie eine Mehrbelastung verursachen würden und nicht wirklich umsetzbar wären.
Statt mehr Strafen, statt der Gefängnis-Keule, sollte es eher um Prävention und Aufklärung gehen. Man muss schon Kindern erklären, dass Gaffen falsch ist und dass ein Foto anderen Menschen (indirekt) schaden kann.
Gaffen ist gefährlich.
Aufklärung statt höhere Strafen. Von Jan Haschek