Zu wichtig für Dauerkrach
Diese Versammlung war in mehrfacher Hinsicht denkwürdig. Da wurde mit Matthias Kiermasz ein bisheriges Nicht-Mitglied zum Vorsitzenden gewählt. Nicht bei der Geselligen Vereinigung Kleinkleckersdorf, sondern beim Kreisverband Günzburg des Roten Kreuzes – einer Organisation mit 274 hauptamtlichen und etwa 1200 ehrenamtlichen Kräften sowie um die 10 000 Fördermitgliedern.
Da wurden langjährige Vorstandsmitglieder wie Konrad Barm, Helmut Atzkern oder Georg Kithil ohne ein Wort des Dankes sang- und klanglos abserviert oder – wie der erste stellvertretende Vorsitzende Johannes Schropp – abgewatscht. Obwohl er einziger Kandidat war, erhielt der ehemalige Thannhauser Bürgermeister nur 110 von 202 Stimmen. Quasi zum Dank dafür, dass er seit Sommer den Kreisverband kommissarisch geleitet hat. Nicht wenige hätten an Schropps Stelle wohl den Bettel hingeworfen.
Hinter meist vorgehaltener Hand wurde bei der Mitgliederversammlung über die möglichen Gründe für dieses Großreinemachen spekuliert. Die einen sahen den „Wunsch nach Erneuerung“, andere sprachen von einer „tiefen Kluft zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen“. Einige wähnten, die Kandidatur von Kiermasz gegen Barm sei die späte Rache von Kiermasz für die Niederlage gegen Barm bei einer Burgauer Bürgermeisterwahl. Im Barm-Lager wurde kritisiert, im Vorfeld sei nicht mit offenem Visier gekämpft und per Handy-Nachrichten noch während der Sitzung Stimmung gemacht worden.
Wie auch immer. Tatsache scheint, dass durch den Kreisverband des Roten Kreuzes ein tiefer Riss geht. Den zu kitten, wird die erste Aufgabe des neuen Vorsitzenden sein. Matthias Kiermasz muss man dabei viel Glück wünschen. Denn für Dauerkrach ist das Rote Kreuz zu wichtig.