Guenzburger Zeitung

Ist die Tour wieder sauber?

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GVON ANTON SCHWANKHAR­T estern Abend sind auf dem Pariser Champs-Élysée wieder drei Wochen Tour de France zu Ende gegangen. Zum vierten Mal hieß der Sieger Christophe­r Froome. Dass der Brite dafür keine der 21 Etappen gewinnen musste, gehört zu den Eigenheite­n der Frankreich-Rundfahrt. Die Tour ist Mannschaft­ssport und Christophe­r Froome hatte mit Sky das stärkste Team an seiner Seite.

Auch in ihrer 104. Auflage hat die Tour ihren Ruf als härtestes Radrennen der Welt wieder bestätigt. Aus diesem Superlativ zieht sie ihre Faszinatio­n. Man muss nicht einmal selbst als Sonntagsra­dler einen Hügel hochgekeuc­ht sein, um zu ahnen, was mit der Tour der Leiden gemeint ist. Es reicht, vom Sofa aus in die Gesichter der Fahrer zu blicken, die sich über Pyrenäenun­d Alpenpässe quälen.

Irgendwann taucht dann die Frage auf, ob das überhaupt zu schaffen ist ohne Amphetamin­e, Blutund Hormondopi­ng. Es ist ja noch nicht lange her, da schien die Tour im Sumpf der synthetisc­hen Beschleuni­ger zu versinken. Der Radsport war zum Augiasstal­l des Betrugs und der Lüge verkommen. Die Tour hatte sich darin eingericht­et – bis die Denkmäler ihrer Helden zerfielen. Zuletzt das ihres Größten: Lance Armstrong, siebenmali­ger Toursieger. Der Amerikaner taucht heute nur noch in Schadeners­atzprozess­en ehemaliger Sponsoren auf, die sich von Armstrong betrogen fühlen.

Die Tour versucht sich von ihrer Dopingverg­angenheit abzugrenze­n, weshalb die Veranstalt­er nicht traurig waren, dass Jan Ullrich beim Auftakt in Düsseldorf fehlte. Ob die Abgrenzung auch nach innen funktionie­rt, wissen nur die Athleten selbst. Dass die Generation nach Armstrong einen sauberen Sport predigt, ist so wenig ein Hinweis dafür wie das Ende der Tour ohne Dopingbefu­nd.

Heutzutage fliegen Sportbetrü­ger meist erst dann auf, wenn ihre Proben in einigen Jahren einem verbessert­en Analysever­fahren unterzogen werden. Dann wird man wissen, ob man sich vor Froome verneigen darf, der am Sockel zu den Denkmälern der Fünffach-Sieger Anquetil, Merckx, Hinault und Indurain steht. Eine Nähe, die Zweifel begleiten. Auf jedem Seriensieg­er liegt ein Schatten.

Alle, die sich bereits wieder dem Glauben an einen sauberen Radsport hingeben, hat Fritz Sörgel gestern aus den Träumen gerissen. „Die Teams“, so der Anti-DopingExpe­rte, „arbeiten am Limit der menschlich­en Leistungsf­ähigkeit. In diesen Bereichen reichen auch kleinste Mengen leistungss­teigernder Substanzen.“

Dabei sind Col d Izoard und Col de la Croix ganz ohne Dopingmitt­el zu schaffen. Nur langsamer.

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