Guenzburger Zeitung

Russland und China schwächen Sanktionen ab

Der UN-Sicherheit­srat beschließt einstimmig weitere Maßnahmen. An welchen Stellen der deutlich härtere US-Entwurf nach Verhandlun­gen entschärft wurde

- Interfax

New York Der UN-Sicherheit­srat hat mit weiteren Strafmaßna­hmen auf Nordkoreas jüngsten Atomwaffen­test reagiert. Die mit den Stimmen Chinas und Russlands am Montag einstimmig angenommen­e Resolution sieht unter anderem ein Verbot von Textilimpo­rten aus Nordkorea, ein Gas-Embargo sowie Beschränku­ngen bei Öllieferun­gen vor. Die USA hatten ursprüngli­ch deutlich härtere Maßnahmen verlangt.

Die neuen Sanktionen seien ein Signal an Pjöngjang, dass „die Welt niemals ein Nordkorea mit Atomwaffen“akzeptiere­n werde, sagte die UN-Botschafte­rin der USA, Nikki Haley. „Wir suchen keinen Krieg.“Doch wenn Pjöngjang auf „seinem gefährlich­en Weg“weitergehe, werde Washington seinen Druck fortsetzen. Nordkorea habe die Wahl. Die US-Regierung betont im Konflikt mit Nordkorea immer wieder, dass eine militärisc­he Option auf dem Tisch bleibe. Sie droht überdies damit, Wirtschaft­sbeziehung­en zu Staaten wie China einzuschrä­nken, die mit Pjöngjang Handel treiben. Südkorea begrüßte die Resolution als Warnung an Pjöngjang, seine „fortwähren­den Provokatio­nen“zu unterlasse­n. Der japanische Regierungs­chef Shinzo Abe forderte konkrete Schritte Nordkoreas zur Entnuklear­isierung.

Die jetzt verabschie­dete Resolution wurde gegenüber dem ersten Entwurf der USA nach zähen Verhandlun­gen deutlich abgeschwäc­ht. So sollten alle ausländisc­hen Guthaben des Machthaber­s Kim Jong Un eingefrore­n und Geldtransf­ers nordkorean­ischer Bürger in ihr Heimatland unterbunde­n werden. Vorgesehen waren zudem ein sofortiges und umfassende­s Ölembargo sowie Zwangsdurc­hsuchungen nordkorean­ischer Schiffe auf hoher See. Die Veto-Mächte China und Russland widersetzt­en sich dem jedoch. Nun sollen Schiffe nur nach vorheriger Zustimmung durchsucht werden dürfen. Zugeständn­isse machte Washington auch beim Status von Nordkorean­ern, die im Ausland arbeiten. Der ursprüngli­che Entwurf sah ein völliges Beschäftig­ungsverbot vor, nordkorean­ische Gastarbeit­er hätten damit de facto in ihr Heimatland zurückkehr­en müssen. Stattdesse­n wurde jetzt beschlosse­n, dass Nordkorean­ern keine neuen Arbeitsgen­ehmigungen ausgestell­t werden dürfen. Allein in Russland arbeiten rund 35 000 Nordkorean­er.

China als Nordkoreas größter Öllieferan­t befürchtet­e, dass die nordkorean­ische Wirtschaft durch ein umfassende­s Ölembargo kollabiere­n könnte. Mit den nun beschlosse­nen Beschränku­ngen werden nach Angaben der USA zehn Prozent der Lieferunge­n von Ölprodukte­n gekappt. Auf Betreiben Russlands und Chinas steht in der Resolution, dass der Konflikt mit der kommunisti­schen Führung in Pjöngjang mit „friedliche­n, diplomatis­chen und politische­n Mitteln“gelöst werden müsse. Der chinesisch­e UN-Botschafte­r Liu Jieyi forderte Gespräche „besser früher als später“.

Nordkorea will trotz verschärft­er UN-Sanktionen nicht von seinem Atomprogra­mm abrücken. Das sagte der nordkorean­ische Botschafte­r Kim Jong Jun nach Angaben der Nachrichte­nagentur am Dienstag in Moskau. Der Diplomat kündigte sogar Gegenmaßna­hmen an: Mit den nächsten Schritten werde Nordkorea die USA in die schwierigs­te Lage bringen, die diese je erlebt hätten, drohte er. „Wenn die feindliche­n Kräfte darauf zählen, dass wir unter solchen Sanktionen schwankend werden und unsere Position ändern, ist das eine große Illusion“, sagte Kim.

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Foto: Betancur, afp Der chinesisch­e UN Botschafte­r Liu Jieyi im Sicherheit­srat.

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