Guenzburger Zeitung

Die Documenta in Finanznot

Bei der Kasseler Großausste­llung fehlen offenbar Millionen in der Kasse

- HNA HNA-Informatio­nen

Kassel Die Documenta steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Die Geschäftsf­ührung muss einen Bericht vorlegen, Wirtschaft­sprüfer sehen sich die Bücher an, Land Hessen und Stadt Kassel springen mit Bürgschaft­en ein, wie am Dienstag bekannt wurde. Die wichtigste Kunstausst­ellung der Welt endet an diesem Wochenende. Die Hessische/ Niedersäch­sische Allgemeine (HNA) hatte berichtet, dass die Documenta sich in einer „dramatisch­en finanziell­en Schieflage“befindet. Nach Informatio­nen des Blattes fehlen sieben Millionen Euro.

Die alle fünf Jahre stattfinde­nde Kunstausst­ellung wird je zur Hälfte von den Gesellscha­ftern der Documenta gGmbH – der Stadt Kassel und dem Land Hessen – finanziert. Dritter Geldgeber ist die Kulturstif­tung des Bundes. Für fünf Jahre erhält die Documenta je sieben Millionen Euro von den Gesellscha­ftern plus 4,5 Millionen Euro von der Kulturstif­tung des Bundes. Den weiteren Finanzbeda­rf – laut Geschäftsf­ührung in etwa noch mal diese Summe – muss die Documenta selbst erwirtscha­ften, etwa durch Ticketverk­auf.

Kassels Oberbürger­meister Christian Geselle (SPD), Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Documenta gGmbH, wurde nach eigenen Angaben „Ende August 2017 über drohende finanziell­e Engpässe informiert“. Auf einer Sondersitz­ung des Aufsichtsr­ats sei dank eines „aktualisie­rten Liquidität­splans“sichergest­ellt worden, dass der Betrieb bis Ende der Ausstellun­g gewährleis­tet ist. Danach aber müssen weiter Gehälter gezahlt, der Abbau bewerkstel­ligt und Rechnungen beglichen werden. Damit das möglich ist, hätten „die Stadt Kassel und das Land Hessen vereinbart, dass die Liquidität der Gesellscha­ft auch darüber hinaus sichergest­ellt wird“. Dass der Betrieb weitergeht, ist laut auch Gläubigern zu verdanken, die ausstehend­e Zahlungen gestundet hätten. Wie viel Geld fehlt, konnte Stadtsprec­her Claas Michaelis nicht sagen, das sei „Gegenstand der Untersuchu­ngen“.

Die Geschäftsf­ührerin der Documenta gGmbH, Annette Kulenkampf­f, wollte sich aktuell nicht äußern. Schon vor Beginn der Ausstellun­g hatte sie den Etat jedoch als zu niedrig bezeichnet. Der künstleris­che Leiter der Documenta 14, Adam Szymczyk, schwieg bis zum frühen Abend. Nach

soll der Standort Athen viel mehr Geld verschlung­en haben, als eingeplant war. Szymczyk hatte die traditione­ll in Kassel beheimatet­e Documenta zweimal stattfinde­n lassen: zuerst in Athen, dann zeitverset­zt in Kassel – bei unveränder­tem Etat.

 ?? Foto: Uwe Zucchi, dpa ?? Kam die finanziell­e Schieflage durch die diesmal zwei Ausstellun­gsorte zustande, eine Idee des künstleris­chen Leiters Adam Szymczyk?
Foto: Uwe Zucchi, dpa Kam die finanziell­e Schieflage durch die diesmal zwei Ausstellun­gsorte zustande, eine Idee des künstleris­chen Leiters Adam Szymczyk?

Newspapers in German

Newspapers from Germany