Als noch der Qualm ins Kino gehörte
Der Umsturz begann längst vor dem bayerischen Volksbegehren, das dem Rauchen in Gaststätten den Garaus bereitete. Ganz ohne gesetzliche Vorgaben ist der blaue Dunst aus dem Kino verschwunden. Einfach nur deshalb, weil mit der Renaissance des Kinogehens niemand mehr in miefigen Sälen sitzen wollte, die ehedem als Raucherkino angepriesen wurden. Die Flaschenhalter an den Sitzen sind noch übrig geblieben, aber die Aschenbecher wurden verbannt.
Es war ja eigentlich auch brandgefährlich, die Leute zu animieren, sich in der Dunkelheit einen glühenden Glimmstängel zu entzünden. Wie viele Jacken mögen dabei ruiniert worden sein – von den Sitzbezügen ganz zu schweigen. Und, naja, das Sehvergnügen war aufgrund der Qualmwolken eigentlich auch ziemlich beeinträchtigt. Aber die Nikotinsucht trieb uns damals dazu, überall das Recht zum Rauchen zu beanspruchen.
Taten die auf der Leinwand ja auch! Ein mysteriöser französischer Film noir, eine italienische Komödie, gar ein Western war ohne Zigaretten doch unvorstellbar. Der legendäre Marlboro-Cowboy hatte seine Vorbilder. Wer ein echter Mann sein wollte, musste rauchen. Die Kippe machte ihn cool und mit dem Qualmen konnte man herrlich die Nervosität ins Bild umsetzen, die ein Gangster verspürt, dem die Rächer auf den Fersen sind. Und emanzipierte Damen mussten ebenfalls rauchen. Lässig zogen sie mit gespitzten Fingern, vielleicht sogar im Handschuh, an der Fluppe.
Auf einmal waren die Raucher verpönt. Ein Schauspieler von Ruf konnte es sich nicht mehr leisten, mit Zigarette zu posieren. Aber schlägt nicht gerade das Pendel zurück? In „Jugend ohne Gott“wurden wieder Raucher gesichtet und Diane Kruger („Aus dem Nichts“) pafft den ganzen Film durch Kette.