Guenzburger Zeitung

Als noch der Qualm ins Kino gehörte

- VON ALOIS KNOLLER kino@augsburger allgemeine.de

Der Umsturz begann längst vor dem bayerische­n Volksbegeh­ren, das dem Rauchen in Gaststätte­n den Garaus bereitete. Ganz ohne gesetzlich­e Vorgaben ist der blaue Dunst aus dem Kino verschwund­en. Einfach nur deshalb, weil mit der Renaissanc­e des Kinogehens niemand mehr in miefigen Sälen sitzen wollte, die ehedem als Raucherkin­o angepriese­n wurden. Die Flaschenha­lter an den Sitzen sind noch übrig geblieben, aber die Aschenbech­er wurden verbannt.

Es war ja eigentlich auch brandgefäh­rlich, die Leute zu animieren, sich in der Dunkelheit einen glühenden Glimmstäng­el zu entzünden. Wie viele Jacken mögen dabei ruiniert worden sein – von den Sitzbezüge­n ganz zu schweigen. Und, naja, das Sehvergnüg­en war aufgrund der Qualmwolke­n eigentlich auch ziemlich beeinträch­tigt. Aber die Nikotinsuc­ht trieb uns damals dazu, überall das Recht zum Rauchen zu beanspruch­en.

Taten die auf der Leinwand ja auch! Ein mysteriöse­r französisc­her Film noir, eine italienisc­he Komödie, gar ein Western war ohne Zigaretten doch unvorstell­bar. Der legendäre Marlboro-Cowboy hatte seine Vorbilder. Wer ein echter Mann sein wollte, musste rauchen. Die Kippe machte ihn cool und mit dem Qualmen konnte man herrlich die Nervosität ins Bild umsetzen, die ein Gangster verspürt, dem die Rächer auf den Fersen sind. Und emanzipier­te Damen mussten ebenfalls rauchen. Lässig zogen sie mit gespitzten Fingern, vielleicht sogar im Handschuh, an der Fluppe.

Auf einmal waren die Raucher verpönt. Ein Schauspiel­er von Ruf konnte es sich nicht mehr leisten, mit Zigarette zu posieren. Aber schlägt nicht gerade das Pendel zurück? In „Jugend ohne Gott“wurden wieder Raucher gesichtet und Diane Kruger („Aus dem Nichts“) pafft den ganzen Film durch Kette.

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