Realität überholt Satire
An Stoff mangelt es den Jecken in diesem Jahr wahrlich nicht. Und doch haben sie ein Problem: Längst hat die Realität die kühnste Fantasie überholt. Die Satire hechelt nur hinterher.
Immerhin, so angeschlagen die SPD derzeit auch ist, mit der raschen Klärung aller wichtigen Personalfragen ist sie der CDU einen entscheidenden Schritt voraus. Mit Andrea Nahles an der Spitze von Partei und Fraktion sowie Olaf Scholz als Vizekanzler und Finanzminister verfügt sie über zwei Kraftzentren. Wobei die beiden erst noch beweisen müssen, dass sie sich nicht gegenseitig blockieren, sondern ergänzen.
Angela Merkel schafft es dagegen nicht, die Brandherde in ihrer Partei auszutreten. Mit ihrer Ankündigung, weitere vier Jahre zu amtieren, verschiebt sie die Klärung der Erneuerung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Zug um Zug verliert sie an Autorität.
Ausgerechnet die sonst so diskussionsfreudigen Grünen haben gezeigt, wie man’s macht. Nur kurz währte die Personaldebatte. Dann wurde mit Robert Habeck und Annalena Baerbock ein neues Spitzenduo gewählt, das für Aufbruch und neuen Schwung steht. Wenn CDU, CSU und SPD weitermachen wie bisher, könnte die wahre Auseinandersetzung bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr Union gegen Sozialdemokraten heißen, sondern Grüne gegen AfD.