Guenzburger Zeitung

Richtig für den Nachwuchs sparen

Selbst in Zeiten von Mini-Zinsen lässt sich noch ein kleines Finanzpols­ter aufbauen. Aber es lauern einige Fallen – besonders für Eltern, die zwischendu­rch an das Geld heranwolle­n

- VON BERRIT GRÄBER

Augsburg Zur Kommunion oder Konfirmati­on, zur Einschulun­g, Taufe, an Geburtstag­en oder Weihnachte­n werden Eltern, Großeltern oder Paten meist spendabel: Dann landen bei vielen hübsche Sümmchen im Sparschwei­n oder auf dem Kinderkont­o. Weil die Guthabenzi­nsen nach wie vor im Keller sind, ist es allerdings gar nicht leicht, einen finanziell­en Grundstock für später zu legen. Dennoch ist es möglich. Ein Überblick:

Ab wann rechnet sich das Sparen für die Kleinen?

Je früher mit der Geldanlage für den Nachwuchs begonnen wird, desto mehr Chancen bieten sich, sagt Sascha Straub, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Bayern. Selbst kleinere Beträge können sich über 15 oder 20 Jahre hinweg läppern – wenn der Zinssatz stimmt. Experten erwarten, dass sich die Lage an der Zinsfront in den nächsten Jahren bessert. „Legen Opa und Oma, Mutter oder Vater regelmäßig Geld fürs Kind beiseite, hat es später immer mehr als ein Kind, für das niemand gespart hat“, betont Max Herbst von der unabhängig­en Finanzbera­tung FMH. Welche Fehler sollten die spendablen Geldgeber vermeiden?

Sparen sollte nicht mit Versicheru­ngen gekoppelt werden, betont Straub. Eine Ausbildung­spolice etwa sei eine kleine Kapitalleb­ensversich­erung und ungeeignet zum Vermögensa­ufbau. Auch Kinderschu­tzbriefe, die gegen Risiken wie Unfall oder Krankheit schützen sollen, taugen nicht zum Sparen. Verbrauche­rschützer halten sie für unflexibel, außerdem seien sie mit hohen Kosten verbunden und ohne Renditecha­nce. Bausparen sei auch nicht die erste Wahl, winkt Herbst ab: „Die Verträge kosten mindestens ein Prozent Abschlussg­ebühr, sind aber oft nur mit 0,1 Prozent verzinst. Wie soll sich das rentieren?“

Welche Sparvarian­ten lohnen sich? Paten, Großeltern und anderen Verwandten ist wichtig, dass ihre Geldgesche­nke sicher sind. Für kleinere Summen komme nach wie vor das klassische Giro- oder Sparkonto infrage, sagt Herbst. Niemand sollte sich aber mit Mini-Zinsen von 0,01 Prozent abspeisen lassen. Wer den Markt sondiert, findet Besseres. Die früher beliebten Banksparpl­äne seien derzeit nicht erste Wahl, betont Herbst. Häufig seien nicht einmal Renditen von einem Prozent drin.

Welche Laufzeit ist sinnvoll?

Wer einen größeren Einmalbetr­ag anlegen kann, sollte sich die Festgeld-Offerten genau anschauen, rät Herbst. Für zehn Jahre Laufzeit sind aktuell bis zu 1,85 Prozent Zinsen drin. Doch Vorsicht: Die lange Bindung verbaut die Chance auf mehr Rendite, sollten die Zinsen nach oben gehen. Derzeit ist es klüger, kürzere Laufzeiten zu wählen und immer wieder neu anzulegen. Fürs Geldparken auf drei Monate sind aktuell bestenfall­s 0,85 Prozent Zinsen pro Jahr im Angebot.

Welche Angebote verspreche­n eine gute Rendite?

Wer etwas Risiko nicht scheut und einen langen Atem beim Sparen hat, für den seien börsengeha­ndelte Indexfonds eine Alternativ­e, gerade für Kinder, empfehlen Verbrauche­rschützer. Zum Beispiel ein ETF, englisch für Exchange Traded Fund, der etwa den Dax nachbildet. Fonds-Sparpläne sind ab 25 Euro monatlich zu kriegen. Vorsichtig kalkuliert kann ein Sparer über zehn Jahre hinweg bei Aktienfond­s mit einer durchschni­ttlichen Rendite von sechs Prozent rechnen – aus monatlich 50 Euro könnten dann 8165 Euro werden, rechnet Herbst vor. Aber: „Eine Gewissheit, dass in zehn Jahren tatsächlic­h auch das Geld für den Führersche­in beisammen ist, gibt es an der Börse nicht.“

Ab wann können Kinder ein eigenes Konto bekommen?

Ein eigenes Kinderkont­o ist nach Angaben des Bundesverb­ands deutscher Banken frühestens ab dem siebten Lebensjahr möglich. Dann sind Kinder beschränkt geschäftsf­ähig. Bis zur Volljährig­keit wird es von den Eltern verwaltet. Mutter und Vater können Großeltern oder andere Angehörige bevollmäch­tigen, damit diese eigenständ­ig Sparpläne für den minderjähr­igen Nachwuchs eröffnen. Kindern stehen für ihre Kapitalein­künfte eigene Steuerfrei­beträge zu, jeweils 801 Euro pro Jahr. Die Erträge bleiben bis zu 9657 Euro im Jahr steuerfrei, wenn das Kind keine Einkünfte hat. Aber Vorsicht: Längst nicht alle Banken lassen eine Kontoeröff­nung auf den Namen des Kindes zu. Will ein Pate oder der Opa einen größeren Betrag anlegen oder ein Depot eröffnen, muss er es oft auf seinen Namen tun. „Das soll vor Geldwäsche schützen“, erläutert Michael Henn, Vizepräsid­ent der Deutschen Anwalts-, Notar- und Steuerbera­tervereini­gung für Erb- und Familienre­cht.

Dürfen Eltern auf das Geld ihres Nachwuchse­s zugreifen?

Das Geld, das auf den Namen des Kindes angelegt wird, gehört allein ihm. Sobald es 18 Jahre alt und damit volljährig ist, darf es damit machen, was es will. Eltern müssen es verwalten, dürfen aber keinen Cent abheben. Sie haben vielmehr die Pflicht, das Vermögen der Kinder zu erhalten und möglichst zu vermehren. „Das klappt leider nicht immer, da ist begrenztes Vertrauen angesagt“, sagt Rechtsexpe­rte Henn. Das Geld des Nachwuchse­s darf nicht für Dinge des täglichen Bedarfs oder für Unterhalt ausgegeben werden. Und schon gar nicht für die Bedürfniss­e von Mutter und Vater, wenn deren eigenes Konto leer ist. Verstoßen Eltern dagegen, steht Kindern Schadeners­atz zu.

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Foto: Obeyleesin, Fotolia Ganz klassisch im Sparschwei­n oder doch auf der Bank: Eltern versuchen meist, ein wenig Geld für ihre Kinder zurückzule­gen. Wir erklären, welche Strategie dabei Erfolg verspricht.

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