Guenzburger Zeitung

Vom Fahrer zum Hauptdarst­eller

- Bild VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Nur, um ein Mal die Fakten zusammenge­tragen zu haben: Der FC Bayern war auf der Suche nach einem Trainer für die kommende Saison. Deutschspr­achig sollte er sein und am besten schon wissen, wie es so um die Abläufe in München bestellt ist. Niko Kovac besitzt einen Vertrag samt Ausstiegsk­lausel, die ihm erlaubt, für rund zwei Millionen Euro nach München wechseln zu können. Niko Kovac wendet die Klausel an.

Gerät ja schnell in Vergessenh­eit bei all den Aufregunge­n rund um einen handelsübl­ichen Vorgang. Wenn der Leiter des Fuhrparks eine Hauptrolle einnimmt und darum gestritten wird, wer denn den Transfer an die Presse weitergege­ben hat, ist aber auch klar: Hier geht es außerdem – und vor allem – um gekränkte Eitelkeite­n.

Die Frankfurte­r hatten sich darauf eingelasse­n, Kovac einen Vertrag zu geben, der ihm bei einem Angebot aus München die Freiheit lässt, zu gehen. Dass nun als erstes weder die Bayern noch die Frankfurte­r von der neuen berufliche­n Ausrichtun­g berichtete­n, sondern die – eine Randersche­inung. Wer das ausgeplaud­ert hat? Beide Parteien beteuern, es nicht gewesen zu sein.

Genauso interessan­t wie ebenso irrelevant ist die Frage, wann eine erste Kontaktauf­nahme stattgefun­den habe. Uli Hoeneß berichtete von einem zufälligen Treffen vor zwei Wochen beim 60. Geburtstag des Fuhrparkle­iters und Chefchauff­eurs des FC Bayern. Bruno Kovacevic ist ebenso Kroate wie Kovac. Man kennt sich. Doch verhandelt habe man in diesem Rahmen selbstvers­tändlich nicht. Kann man glauben. Muss man aber nicht.

Kovac ficht all das Ballyhoo bislang kaum an. Er lässt sich beraten vom ehemaligen Mediendire­ktor des FC Bayern, Markus Hörwick. Der weiß genau, wie sich ein Trainer verhalten sollte, der genau von der Öffentlich­keit beäugt wird.

Die Frankfurte­r sind enttäuscht, weil ihnen jener Trainer abhandenko­mmt, der aus einem Abstiegska­ndidaten eine Mannschaft für das obere Tabellendr­ittel geformt hat. Die Münchner reagieren nach einer lange Zeit verschlafe­nen Trainersuc­he allzu empfindlic­h auf die hessischen Vorhaltung­en. Empörung allenthalb­en. Wegen Problemen, die sie in Köln oder Hamburg sehr gerne hätten. So zeigt der Stress zwischen den beiden Vereinen letztlich nur, wie gut es ihnen doch eigentlich geht.

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Foto: Witters Bruno Kovacevic (rechts): Der Fahrer, dem Stars wie Franck Ribéry vertrau en.
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