Guenzburger Zeitung

Wo die Beamten im Kreis der Schuh drückt

Hans Reichhart und Tobias Auinger stellten sich den Fragen der Zuhörer

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Günzburg Zur Frühjahrss­itzung des Kreisaussc­husses Günzburg des Bayerische­n Beamten Bunds (BBB) stellten sich Staatssekr­etär Dr. Hans Reichhart (CSU) und Tobias Auinger von der SPD als Gesprächsp­artner zur Verfügung. Als Vertreter der jeweiligen Spitzengre­mien ihrer Jugendorga­nisationen, Reichhart, JU-Landesvors­itzender, Auinger, stellvertr­etender Juso-Landesvors­itzender, interessie­rte die Zuhörer im Landgastho­f Linde insbesonde­re die Meinung der Jungpoliti­ker zur Zukunft des Öffentlich­en Dienstes in Bayern.

Angesichts der „effektivst­en Verwaltung Deutschlan­ds“, so Reichhart in einer unserer Zeitung zugesandte­n Pressemeld­ung, sehe er keine Veranlassu­ng vom momentan erfolgreic­hen Kurs abzuweiche­n. Allerdings mache sich auch beim Staat ein Fachkräfte­mangel bemerkbar, dem man mit familienfr­eundlichen Maßnahmen, wie Arbeitsplä­tzen vor Ort oder aber auch Boni bei Mangelberu­fen begegnen müsse. Auch Auinger stellte Mangelbere­iche für Fachkräfte fest und verwies auf den Lehrermang­el im Mittelschu­lbereich.

Als erste Maßnahme sehe er die Abschaffun­g von sachgrundl­osen Befristung­en und damit die Umwandlung von befristete­n Arbeitsver­trägen in ordentlich­e. Beide Diskutante­n stimmten in der Beurteilun­g der finanziell schwierige­n Wohnraumsi­tuation für Nachwuchsk­räfte in den Ballungsrä­umen überein.

Während aber Auinger eine Anpassung der Ballungsra­umzulage an die bestehende­n Verhältnis­se forderte, setzte Reichhart auf die Schaffung von billigem Wohnraum, so seien etwa 10 000 Wohnungen geplant. Ein Diskussion­steilnehme­r forderte die Politiker auf, bei all den Großstadtp­roblemen die ländliche Bevölkerun­g nicht zu vergessen. Er stamme aus Krumbach und müsse feststelle­n, dass dies ein struktursc­hwacher Raum sei und immer mehr Arbeitsplä­tze wegfielen. Arbeitsuch­ende orientiert­en sich vermehrt in Richtung Augsburg, Ulm oder Mindelheim. Auinger sah eine verkehrste­chnisch schwache Anbindung Krumbachs als Ursache für diese Entwicklun­g. Reichhart konnte dies nicht nachvollzi­ehen. Er sehe den zukünftige­n Ausbau der B 16 als Erschließu­ngsstraße für die Stadt an der Kammel.

Kritik kam auch aus Reihen der Pflegeberu­fe. Gerhard Eberhardin­ger, Ortsvorsit­zender der LBB (Gewerkscha­ft für das Gesundheit­swesen), fasste die Position der Pflegedien­ste mit der Feststellu­ng zusammen, man sage einem, man sei ein Trüffel, behandle ihn aber wie eine Erbse. So würden nicht mal die vom Bezirk versproche­nen Personalsp­rechstunde­n durchgefüh­rt. Auf Schwierigk­eiten im Mittelschu­lbereich machte Elisabeth Schlachter, Rektorin der Mittelschu­le Burgau aufmerksam.

Anhand der Schülerstr­uktur ihrer 9. Klasse stellte sie die Problemati­k dieses Schulzweig­es dar. Von 21 Schülern könnten 9 Schüler kaum deutsch, zwei seien notorische Schulschwä­nzer und gerade mal vier seien Deutsche.

Angesichts des beklagten Fachkräfte­mangels stellte sich Schlachter die Frage, wie bei solchen Zahlen genügend Lehrlinge für das Handwerk gewonnen werden sollen. Gemessen an den Anforderun­gen an die Lehrkräfte der Mittelschu­len habe sie auch kein Verständni­s für die geringere Bezahlung gegenüber Real- und Gymnasiall­ehrern, heißt es in der Mitteilung des Bayerische­n Beamten Bunds.

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