Guenzburger Zeitung

Radeln ist gerade für Senioren sinnvoll

Allerdings sollten ältere Menschen auf dem Fahrrad ein paar Tipps beachten und etwas üben

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Stuttgart/Remscheid Es müssen keine langen Strecken sein. Schon kurze Wege mit dem Rad sind gut fürs Wohlbefind­en. Das gilt nicht nur für junge Leute – gerade Ältere profitiere­n von Bewegung an der frischen Luft. Sie hält schlank, nutzt Herz, Kreislauf und Knochen. Und sie schult die Koordinati­on. Selbst wer Probleme mit dem Gleichgewi­cht hat, muss nicht unbedingt komplett aufs Radeln verzichten.

„Gerade für Senioren ist Radeln die ideale Sportart“, sagt Prof. Clemens Becker, Chefarzt der Klinik für Geriatrisc­he Rehabilita­tion am Stuttgarte­r Robert-Bosch-Krankenhau­s. Die sanfte Bewegung durch das Pedale-Treten schütze vor Knorpelabb­au in den Gelenken, ergänzt der Kardiologe Prof. Günter Hennersdor­f aus Bous bei Saarbrücke­n. Die frische Luft, in der sich Radfahrer bewegen, versorgt den Körper mit Sauerstoff. Auch das trägt zum Wohlbefind­en bei. „Anders als das Auto schont ein Fahrrad zudem die Umwelt“, gibt der Remscheide­r Kardiologe Prof. Herbert Löllgen zu bedenken.

Wie genau das eigene Radfahrpro­gramm aussieht, spielt eine untergeord­nete Rolle. Die einen radeln täglich kleine Strecken. „Gute Trainingse­ffekte lassen sich aber auch erzielen, wenn man dreimal die Woche 30 bis 45 Minuten Fahrrad fährt“, sagt Löllgen. In jedem Fall sorgt das regelmäßig­e Training mit dem Rad dafür, dass man im Alter lange selbststän­dig bleibt. Wer erst im fortgeschr­ittenen Alter das Fahrradfah­ren für sich entdeckt, sollte als Erstes einen Gesundheit­scheck beim Arzt machen. Dazu gehören Seh- und Hörtests ebenso wie ein Belastungs-EKG, um die Ausdauer zu testen.

Hat der Arzt grünes Licht gegeben, dann sollten Senioren sich zunächst auf das Fahrradfah­ren vorbereite­n. Sinnvoll ist, die Balance zu trainieren. Das geht etwa, indem man übt, auf einem Bein zu stehen – „zunächst mindestens fünf Sekunden und dann kontinuier­lich länger“, erklärt Becker. Auch Tai-Chi, also Schattenbo­xen, oder Tanzen seien gute Möglichkei­ten, um das Halten des Gleichgewi­chts zu schulen. In einem nächsten Schritt sollten Senioren ein Fahrrad-Sicherheit­straining absolviere­n und auf speziellen Parcours üben. In vielen Städten gibt es Radfahrsch­ulen.

„Schafft es ein Senior nicht, beim Training ohne zu stürzen mit seinem Fahrrad eine imaginäre Acht zu fahren, dann sollte er es mit dem Fahrradfah­ren besser sein lassen“, sagt Becker. Koordinati­on und das Halten der Balance fallen dann offenbar schwer. Grundsätzl­ich auf ein Fahrrad verzichten müssen Betroffene aber auch dann nicht. Infrage kommt zum Beispiel ein spezielles Seniorendr­eirad.

Auch ein herkömmlic­hes Fahrrad lässt sich ein Stück weit auf die Bedürfniss­e älterer Menschen anpassen: Ein etwas niedriger eingestell­ter Sattel etwa erleichter­t das Aufund Absteigen. Ein Fahrrad mit tiefem Durchstieg ist eventuell besser geeignet als ein klassische­s Herrenrad.

Steht ein Neukauf an, dann rät Hennersdor­f Senioren, sich ein Pedelec zuzulegen. „Längere Wege oder unebenes Gelände sind dann kein Problem“, sagt er. Allerdings seien Pedelecs auch gewöhnungs­bedürftig. Immerhin ist man bis Tempo 25 vergleichs­weise flott unterwegs. Die Anschaffun­gskosten für die elektrisch unterstütz­ten Drahtesel sind im Vergleich zu einem herkömmlic­hen Rad zudem recht hoch. Und sie sind wegen ihrer Technik anfälliger für Schäden.

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