Guenzburger Zeitung

„Ich sollte mal wieder…“

- VON ALOIS KNOLLER kino@augsburger allgemeine.de

Eigentlich sollte ich wieder einmal ins Kino gehen. Gerade höre ich wieder eine Kollegin stöhnen, dass sie furchtbar gern den oder jenen Film sehen möchte. Aber die Zeit reicht ihr nicht. So viel anderes ist zu tun. Sie kommt einfach nicht dazu, sich einen Kinoabend zu gönnen. Und diejenigen, die sich doch dazu aufraffen, sitzen derzeit zwischen vielen leeren Stühlen vor der Leinwand. In den deutschen Kinos herrscht Flaute. Die Besucherza­hlen lassen zu wünschen übrig und gäbe es nicht ein paar Kassenknül­ler wie „Jurassic World“und „Ocean’s 8“, würde es zappendust­er aussehen.

Vielleicht wird’s ja wieder besser, wenn der WM-Hype nach dem Endspiel am Sonntag abklingt und wieder ein paar Abende zusätzlich frei bleiben. Doch längst stehen die Sommerfest­e und Grillparty­s im Terminkale­nder, die es dieses Jahr in außerorden­tlicher Masse gibt. Womöglich hängt es auch mit der WM zusammen, dass sich die Einladunge­n auf wenige Juli-Tage ballen. Also wieder nix mit Kino …

Dabei würde sich ein gelegentli­cher Besuch im Lichtspiel­haus zurzeit durchaus lohnen. Haben Sie schon das Meisterwer­k „In den Gängen“mit Sandra Hüller und Franz Rogowski als Traumpaar gesehen? Oder Jessica Chastain als die New Yorker Malerin Catherine Weldon, die unbedingt Häuptling Sitting Bull porträtier­en will und dabei zwischen die Fronten gerät? Oder die romantisch­e und gar nicht kitschige Coming-Out-Story „Love, Simon“? Oder Wim Wenders überwältig­end bebilderte­n Interviewf­ilm mit „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“?

Auch das Open-Air-Kino lockt schon wieder, versäumte Filme nachzuhole­n. Zum Beispiel „Aus dem Nichts“– ganz aktuell nach dem Urteil im NSU-Prozess – oder in Zeiten heftigster Migrations­debatten die aktualisie­rte Anna-Seghers-Adaption „Transit“.

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