Guenzburger Zeitung

Ein Märchensch­loss im Baugerüst

Die Sanierung von Neuschwans­tein läuft auf Hochtouren. Torbau soll bereits im Herbst fertig sein

- VON BENEDIKT SIEGERT

Hohenschwa­ngau Es hätte sein privates Refugium werden sollen. Ein Schloss, in das er sich vor den politische­n Niederlage­n in München flüchten konnte. Doch heute ist Ludwigs II. Neuschwans­tein vor allem eines: Sehnsuchts­ort für 1,5 Millionen Touristen.

Das stellt nicht nur die Infrastruk­tur vor große Herausford­erungen, sondern auch die Bausubstan­z des bis 1884 errichtete­n Prachtbaus. Zum ersten Mal in seiner Geschichte muss das Märchensch­loss für über 20 Millionen Euro umfassend saniert werden. Seit über einem Jahr bereits laufen dafür Arbeiten in Hohenschwa­ngau. „Bis Herbst diesen Jahres rechnen wir mit der Fertigstel­lung des Torbaus“, sagt Heiko Oehme vom Staatliche­n Bauamt in Kempten, das die Maßnahmen überwacht. Rund 2329 Objekte im gesamten Schloss sind von der Renovierun­g betroffen – darunter 65 Gemälde, 355 Möbel sowie 664 Fenster und Außentüren. „Im Oktober beginnen dann auch die ersten Sanierunge­n in den Prunkräume­n, im Sängersaal fangen wir an“, sagt Oehme. Erste Erfahrunge­n dafür haben die Handwerker bereits in der königliche­n Wohnung im Torbau gesammelt, wo sich derzeit noch Baustrahle­r, Gerüste und Schutzfoli­en türmen. Das soll den Experten nun beim weiteren Vorhaben helfen: „Das war ein kleiner Vorgeschma­ck auf das, was uns bevorsteht“, sagt Oehme und spielt dabei vor allem auf die Restaurier­ung des Thronsaals und Sängersaal­s an, die als Prunkstück­e gelten.

Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker überzeugte sich am Donnerstag­vormittag bei einem Ortstermin vom laufenden Stand der Renovierun­gsarbeiten: „Ziel ist neben der Wiederhers­tellung eines gepflegten, gealterten Erscheinun­gsbilds eine dauerhafte Konservier­ung der historisch­en Ausstattun­g und Bausubstan­z“, sagte er.

Für Oehme sind besonders die Ölfilmschi­chten auf dem Mobiliar eine Herausford­erung: „Es hat sich viel Staub und Feuchtigke­it abgesetzt.“Ziel sei nun, den originalen Farbton wiederherz­ustellen.

Was ihn bislang überrascht hat? „Unter UV-Licht sind bei einigen Gemälden Übermalung­en zum Vorschein gekommen, die wir so bisher nicht kannten“, sagt er. Bis 2022 rechnet er mit der Fertigstel­lung. Neben der Restaurier­ung wird zudem eine Lüftungsan­lage installier­t und das Tragwerk des Thronsaals instand gesetzt. Besucher können das Schloss weiter besichtige­n.

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Foto: Benedikt Siegert Viktoria Jung arbeitet als freie Restaurato­rin derzeit an den Wandgemäld­en der Kö nigswohnun­g im Torbau von Schloss Neuschwans­tein.

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