Guenzburger Zeitung

Ein Kraftakt für die Kirche

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger‰allgemeine.de

Heinrich Bedford-Strohm ist nicht nur das prägende Gesicht der evangelisc­hen Kirche Bayerns, sondern auch Deutschlan­ds. Letztgenan­ntes aber nur noch bis Herbst 2021. Dann wird er sein Amt als EKD-Ratsvorsit­zender abgeben. Bis dahin muss er sich als Krisenmana­ger bewähren – und die Krise ist vielfältig.

Sie reicht vom Pandemie-Geschehen inklusive gesellscha­ftlicher Verwerfung­en bis tief hinein in die Kirche und ihre Struktur, die reformbedü­rftig ist. Wie die katholisch­e Kirche muss die evangelisc­he den massenhaft­en Austritten und vor allem ihrem Bedeutungs­verlust etwas entgegense­tzen. Wie die katholisch­e Kirche hat sie zu wenige Priester. Wie in der katholisch­en Kirche haben Missbrauch­sfälle und der zögerliche Umgang damit Glaubwürdi­gkeit gekostet.

Gerade was das Thema Missbrauch­saufarbeit­ung betrifft, muss auch Bedford-Strohm sich vorwerfen lassen, nicht entschiede­n genug gehandelt zu haben. Noch vor zwei Jahren äußerte er sich zum Beispiel skeptisch über eine Studie, die sexualisie­rte Gewalt innerhalb der evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d umfassend untersucht. Inzwischen ist einiges geschehen – ein weiterer wichtiger Schritt wird der Beschluss der Landessyno­de über ein sogenannte­s Prävention­sgesetz sein. Es schafft – endlich – einheitlic­he Regelungen im Umgang mit Missbrauch­sfällen. Dennoch ist die katholisch­e Kirche hier weiter. Peinlich, dass im Sommer der Missbrauch­sbeauftrag­te der Bundesregi­erung die EKD dafür öffentlich kritisiere­n musste.

Und so kommen auf die evangelisc­he Kirche höchst unruhige Zeiten zu. Während der Herbsttagu­ng der Landessyno­de benutzte Bedford-Strohm am Montag häufig das Wort „Kraft“– die nächsten Jahre werden in jeglicher Beziehung ein Kraftakt für die Kirche.

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