Mach's gut, Retter!
HSV-Vorstand Beiersdorfer deutet nach 0:1 gegen den FC Bayern Entlassung des Trainers an.
Es hat nicht sollen sein. 88 Minuten lang hielt der HSV gegen den FC Bayern die Null, verlor dann doch noch mit 0:1. Tragisch. Und mit großer Wahrscheinlichkeit das Ende für Trainer Bruno Labbadia, der durch Markus Gisdol ersetzt werden soll.
Diejenigen, die immer da sind, bewiesen ein feines Gespür für die Situation. Mit Labbadia-Sprechchören feierte die Nordkurve ihren Trainer nach dem Spiel, ein vielleicht letzter Versuch, die ganze Diskussion zu beeinflussen. Vergebens. Wenige Minuten später erklärte Dietmar Beiersdorfer in den Katakomben des Stadions das, was eigentlich schon Labbadias Entlassung gleichkam. Ob der Trainer nun gefeuert werde? „Das kann ich nicht sagen“, so der Klubboss. „Es gibt eine Analyse der Gesamtsituation. Das ist die Situation.“Mit anderen Worten: Tschüs, Trainer – und danke!
Das war’s dann wohl für Labbadia. Den Retter des HSV, der eigentlich schon vor dem BayernSpiel keine Chance mehr hatte – und diese fast noch genutzt hätte. Hätte es nicht nur 88, sondern auch nach 90 Minuten 0:0 gestanden, wäre eine Entlassung kaum möglich gewesen. So aber entschied Bayern-Star Joshua Kimmich mit seinem Tor nicht nur die Partie. Sondern deutlich mehr. Bereits gestern Abend setz-
ten sich die HSV-Bosse zusammen, die finale Entscheidung soll wohl heute verkündet werden.
Mit Gisdol steht Labbadias Nachfolger schon so gut wie fest, der 48-Jährige soll Einigkeit mit Hamburgs Entscheidungsträgern erzielt haben. Ein weiteres Schmierenstück, das belegt, dass Beiersdorfer eine Zukunft mit Labbadia überhaupt nicht mehr auf dem Zettel hatte.
Zumindest gestern war dem Trainer nichts vorzuwerfen. „Eine große Traurigkeit verspüre ich“, sagte er nach dem Abpfiff, allerdings rein auf das Ergebnis gemünzt. „Es ist so schade, dass sich die Mannschaft nicht belohnt hat.“Labbadia hatte das Team gut eingestellt, keine Frage. Für Beiersdorfer aber sind andere Kriterien entscheidend: „Bayern ist etwas anderes, als wenn man etwa gegen Augsburg spielt. Das soll die Leistung nicht schmälern. Aber gegen tiefer stehende Mannschaften hatten wir zu Hause immer wieder Probleme und uns zu wenige Torchancen herausgespielt.“
Der Boss traut Labbadia diese Weiterentwicklung der Mannschaft nicht mehr zu. Nur: Warum ersparte er ihm dann den Eiertanz der vergangenen Tage nicht?
Labbadia geht erhobenen Hauptes. Der Applaus der Fans „war schön“, ließ er wissen. „Das ist die Anerkennung für die letzten 18 Monate, was wir da geleistet haben. Das wurde heute honoriert.“Wie es nun für ihn weitergehe, wollte er nicht beurteilen. „Das hat mich die ganze Woche über nicht tangiert – weil ich unheimlich fokussiert war.“Das Happy End aber blieb aus. Auch wenn die Profis hart dafür arbeiteten. „Ein Verein braucht Stabilität“, meint Kapitän Johan Djourou. „Der Trainer hat viel gegeben, er hat die Mannschaft wieder hochgebracht. Er ist ein Mann für diese Situationen. Die Mannschaft ist zu 100 Prozent mit ihm!“
Aber der Verein eben nicht mehr. Und am Ende des Tages wurde dann auch Labbadia leicht melancholisch. „Meine wunderbare Familie ist da, mein Sohn, meine Tochter“, sagte er zum Abschluss seiner vielleicht letzten Pressekonferenz als HSV-Trainer. „Wir werden heute Abend trotz allem etwas Schönes essen gehen.“Für den bitteren Nachgeschmack werden andere sorgen.