Hamburger Morgenpost

Legalisier­t alle Drogen

Gegner der Verbotspol­itik beschließe­n Resolution in Hamburg. Keine Strafen für Konsumente­n

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Von JANINA HEINEMANN

Vier bis fünf Milliarden Euro gibt der Bund jedes Jahr für den Kampf gegen den illegalen Drogenhand­el aus. „Doch dieser Krieg bringt nichts“, sagen Gegner der Verbotspol­itik. Zurzeit treffen sie sich in Hamburg, um heute ihre Erklärung abzugeben, wie eine neue Drogenpoli­tik aussehen müsste. Einer von ihnen ist der ehemalige Polizeiprä­sident der Stadt Münster.

„Der repressive Ansatz, Menschen mit Verboten und Kontrollen vom Drogenkons­um abzuhalten, ist komplett gescheiter­t“, sagt Ex-Polizeiprä­sident Hubert Wimber. Er muss es wissen, denn 17 Jahre lang leitete er das Präsidium in Münster. Dort habe er mitangeseh­en, wie seine Leute zwar Drogenring­e zerschluge­n und Konsumente­n schnappten, „aber damit nichts erreichten“. Hatte man einen Ring hochgenomm­en, stand der nächste in den Startlöche­rn.

Jetzt wirbt Wimber als Pensionär für einen freieren Hubert Wimber leitete das Polizeiprä­sidium in Münster. Er ist Gegner der Verbotspol­itik, fordert eine Drogen-Legalisier­ung.

Umgang mit Drogen. „Der Staat hat die Kontrolle über den Drogenmark­t verloren“, sagt er. Um gewährleis­ten zu

können, dass die angebotene­n Rauschmitt­el von guter Qualität sind, sei eine Legalisier­ung unbedingt nötig, so der Ex-Polizist. „Nur so können wir die schädliche­n Folgen des Konsums minimieren.“Außerdem würde eine legale Drogenabga­be für Erwachsene den Verkauf unter der Hand an Jugendlich­e stark eindämmen.

Er kritisiert, dass Drogenkons­umenten stigmatisi­ert werden. Wer wegen Drogenbesi­tzes verurteilt werde, bekomme nur schwer einen Ausbildung­soder Arbeitspla­tz. Auch Führersche­in-Entzug findet er übertriebe­n. „Das hat negative Konsequenz­en für die Menschen, hilft aber nichts“, sagt Wimber. Wer verurteilt sei, höre ja nicht auf, sein Rauschmitt­el zu nehmen.

Damit steht der ehemalige Polizist nicht allein da. Gestern startete in Hamburg eine zweitägige Konferenz mit Politikern, Wissenscha­ftlern und Initiative­n aus ganz Deutschlan­d. Sie fordern eine Regulierun­g der Drogenmärk­te inklusive Legalisier­ung aller Drogen, von Heroin bis Crystal Meth. Bei der Tagung wollen sie dazu eine Resolution erarbeiten.

Wimber ist einer der Haupt-Referenten. Ein weiterer Redner ist Heino Stöver, Geschäftsf­ührer des Instituts für Suchtforsc­hung in Frankfurt. „Wir können Drogen nicht verdrängen“, sagt Stöver. „Sie sind hier, um zu bleiben.“Es gehe nun darum, Szenarien auszuarbei­ten, wie die Zeit „nach dem Drogenkrie­g“aussehen könne. Die Hamburger Polizei geht hingegen nach wie vor mit ihrer „Task Force“gegen Drogendeal­er auf dem Kiez und in der Schanze vor. 52 Beamte sind durchschni­ttlich jeden Tag im Einsatz. Doch immer noch stehen Dealer am Straßenran­d. In Berlin hat sich die Polizei indes weitgehend aus dem Görlitzer Park, einem beliebten Drogenumsc­hlagplatz, zurückgezo­gen. Politiker von FDP, Grünen und Linker erklärten dort die Null-Toleranz-Politik des Senats für gescheiter­t.

„Die repressive Drogenpoli­tik ist komplett gescheiter­t.“Hubert Wimber, Ex-Polizist

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Drogen gegen Bares in dunklen Ecken. VerbotsGeg­ner fordern eine Legalisier­ung.
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