Hamburger Morgenpost

Kundenzent­ren: Viele Mitarbeite­r sind krank

Trotz zusätzlich­er Stellen steigt der Krankensta­nd in den Bezirksämt­ern immer weiter

-

Von STEPHANIE LAMPRECHT

Alarmieren­de Zahlen aus den Hamburger Bezirksämt­ern: Bis zu 30 Prozent beträgt der Krankensta­nd in einigen Abteilunge­n. Besonders die Jobs mit Kundenkont­akt scheinen die Behördenmi­tarbeiter krank zu machen. Das geht aus einer Anfrage der CDU hervor.

Monatelang­es Warten auf Termine, entnervte Bürger, die bis auf die Straße hinaus Schlange standen – im vergangene­n Jahr herrschte Ausnahmezu­stand in den Kundenzent­ren der Bezirke. Der Senat zog die Reißleine, schuf rund 50 zusätzlich­e Stellen. Dennoch ist der Krankensta­nd im Bürgerserv­ice nach wie vor hoch.

In Eimsbüttel etwa 25 Prozent, in Bergedorf 22 Prozent. Zum Vergleich: In der Privatwirt­schaft beträgt der Krankensta­nd 3,9 Prozent.

Den Rekordwert verzeichne­t das Standesamt Wandsbek, wo jeder dritte der 21 Mitarbeite­r fehlt. Negative Auswirkung­en auf heiratswil­lige Wandsbeker gebe es nicht, so eine Sprecherin: „Das Standesamt organisier­t sich intern.“

Thomas Auth-Wittke, Sprecher der Personalrä­te der Bezirksämt­er, macht die hohe Arbeitsver­dichtung in der Verwaltung für die Misere verantwort­lich. Die zusätzlich­en 50 Kollegen brächten zwar Entlastung in den Kundenzent­ren, „aber die Bürgerscha­ft baut bereits den nächsten Druck auf“. Gemeint ist der Antrag von SPD und Grünen, die Öffnungsze­iten der Kundenzent­ren von jetzt 30 Stunden in der Woche auf 60 Stunden zu verdoppeln. Auch sonnabends sollen die Hamburger in Zukunft Personalau­sweise beantragen oder sich ummelden können. Zusätzlich­e Personalko­sten von 5,5 Millionen sind für die ersten zwei Jahre eingeplant.

Öffnungsze­iten von 7 bis 17 Uhr bedeutet: Arbeiten in Schichten. Außerdem wird darüber nachgedach­t, kleinere Kundenzent­ren wie in den Walddörfer­n oder Finkenwerd­er zu schließen und durch „mobile“Einsatzkrä­fte zu ersetzen. „Wir bemerken eine große Unruhe unter den Kollegen“, sagt AuthWittke, „statt erst mal abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt, müssen die Mitarbeite­r gleich den nächsten Brocken wuppen.“

Jens Wolf, Sprecher für Bezirke der CDU-Fraktion, geht Rot-Grün scharf an: „Der Senat setzt weiter auf den Dampfhamme­r, schließt Kundenzent­ren und scheucht seine Mitarbeite­r als mobile Mannschaft durch die Stadt. Am Ende gewinnt nur der Senat, der Aktivität heuchelt, die Beschäftig­ten bleiben auf der Strecke.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany