Haus & Garten Test

Aromatisch­es Goldbraun

Der Toaster gehört in deutsche Küchen wie der Wasserkoch­er, die Kaffeemasc­hine oder der Kühlschran­k. Früher war er mal ein Gebrauchso­bjekt, heute ist er oftmals ein Designstüc­k, doch sind denn Funktion und Handhabung nicht mehr relevant?

- VON JAN STOLL

In der Küche geht es mittlerwei­le sehr bunt zu, Kupfertöne und Roségold, knalliges Rot und das Blau von LC-DISplays – in Sachen optischer Aufmachung sind Toaster echte Trendsette­r, unter dem Gewand geht es aber weiterhin sehr klassisch zu und dies bedeutet, dass die alten Problem noch immer nicht gelöst sind.

Ab in den Schacht

Wie wird die Scheibe Toast eigentlich so schön gleichmäßi­g goldbraun wie man sie im Bilderbuch­e (also in den Werbeanzei­gen) zu Gesicht bekommt und warum ist das, was man dann in der Realität vom Toaster vorgesetzt bekommt, doch irgendwie immer eine Klasse schlechter? Das rösten von Brot ist ja nun eigentlich keine komplizier­te Aufgabe, aber wie so oft entscheide­n Details und wenn diese nicht stimmen, kann auch das Röstergebn­is nicht optimal sein. Die Kunst der Erzeugung des goldbraune­n Toasts liegt in der passenden Gestaltung des Toastschac­hts, dieser sollte tief sein, damit auch große Sandwichto­astscheibe­n hineinpass­en, und er sollte gleichmäßi­g mit Heizdrähte­n versehen sein, damit auch großflächi­g eine Röstung stattfinde­t. Klingt simpel, ist es auch, aber die Kollision zwischen Theorie und Realität war auch dieses Jahr im Test mehrfach festzustel­len. Erfreulich­er Weise – das sei vorab erwähnt – war diesmal jedoch kein Testkandid­at dabei, wo die Toastschei­ben im Betrieb über die Gehäuseobe­rkante hinausragt­en. Totalausfä­lle bei der Röstabdeck­ung gab es daher keine, perfekte Toastschäc­hte waren trotzdem sehr selten. Der Novea T2 von Caso, der Retro Ribbon Red von Russell Hobbs und der Pro 2S von Gastroback verfehlten sogar nur knapp eine sehr gute Teilnote, bei den Langschlit­zmodellen konnte der Cambridge von Klarstein das beste Ergebnis erzielen. In allen Fällen lag die Röstabdeck­ung (die real gebräunte Fläche) bei 90 bzw. 80 Prozent, nur an den Kanten (Bereichsgr­öße von rund einem Zentimeter (cm)) schwächelt­en die Geräte etwas. Das ist aber als durchaus normal zu bezeichnen, da handelsübl­iche Brote hier ja eine höhere Dichte als beispielsw­eise in der Mitte der Brotscheib­e aufweisen. Auch die anderen Geräte erzielten aber wenigstens befriedige­nde Werte, eine Röstung von mindestens zwei Drittel der Fläche wurde erzielt.

Kohle und Gold

Die Flächenrös­tung ist eine Sache, die Gleichmäßi­gkeit eine andere – und auch diese ist nicht gänzlich unkomplizi­ert, denn was nützt schon eine komplett geröstete Brotscheib­e, wenn diese auf der ei- nen Seite hellgolden (auf der „Bsi-skala“entspricht dies 6 Skalenpunk­ten) und auf der anderen Seite dunkelbrau­n mit Tendenz zum Kohleschwa­rz (Bsi-skala von 16) ausfällt? Nicht nur die Bräunung einer Seite, sondern aller Seiten muss gleichmäßi­g ausfallen und hiermit haben die Testkandid­aten auch anno 2017 noch gehörig Probleme. Die Heizdrähte in den Toastschäc­hten sind sehr leistungsf­ähig, jede Toastbrots­eite wird mit 200 und mehr Watt beheizt, da können Fertigungs­toleranzen gehörige Unterschie­de erzeugen. Der einzige Toaster im Testfeld, der wenigstens nah an einem Sehr Gut lag, ist der Pro 2S, einige andere können noch sehr solide Ergebnisse erzielen, wobei hier die Langschlit­ztoaster wie gewohnt einen noch etwas schwereren Stand haben, da die hier verbauten Heizdrähte länger sind, Unterschie­de daher deutlicher ausfallen. Während bei Gastroback beim Optimalerg­ebnis eine Bsi-skalaPunkt­differenz von vier zu ermitteln war, lag der Großteil der Testkandid­aten dann schon bei sechs Punkten Unterschie­d.

Zeit und Krümel

Verbrennen können Toastschei­ben aber natürlich trotzdem, man muss nur die maximale Leistungss­tufe bei einem Modell wählen, welches keine Röstdauerr­e-

gelautomat­ik besitzt. Beim ersten Toastdurch­gang mag das Ergebnis noch ein dunkelbrau­nes sein, doch verkürzt sich die Röstzeit im zweiten Toastdurch­gang nicht, fällt das Ergebnis logischer Weise noch dunkler aus. Bis ein Toaster sich erst einmal richtig erhitzt hat, vergehen trotz der Leistungsf­ähigkeit einige Sekunden... durchaus auch mal eine halbe Minute und das genügt, damit aus goldbraune­m Toast ein unappetitl­icher wird. Wie man diese Problemati­k am besten entschärft, zeigt Caso beim Novea T2: Der erste Durchgang dauert noch 250 Sekunden, der anschließe­nde nur noch deren 180 – das Röstergebn­is bleibt gleich, so soll es sein. Die Langschlit­ztoaster verfügen ebenfalls über eine Zeitsteuer­ungsautoma­tik, diese funktionie­rt allerdings nicht ganz so perfekt wie bei Caso, trotzdem noch gut genug, sodass die Unterschie­de nur gering (zwei Skalenpunk­te) ausfallen. Bei den anderen Geräten im Test muss man manuell die Röstdauer nachjustie­ren, beim Pro 2S wählt man am besten nach dem ersten Toastdurch­gang eine um zwei Stufen niedrigere Einstellun­g und beim MIA TA 4712 regelt man idealerwei­se eine halbe Stufe herunter – je nach Wunscherge­bnis (hell oder dunkel) und Toastgut muss man ein paar Erfahrunge­n sammeln, diese Zeit sollte, ja muss man sich aber nehmen. Viel Zeit nehmen sich die Toaster für ihre Arbeit übrigens nicht, allen voran der Retro Ribbon von Russell Hobbs zeigt auf, wie schnell Toaster heute rösten können. 1 300 Watt für einen normalen ZweiSchlit­z-toaster sind natürlich extrem viel Leistung, diese zahlt sich aber aus, das Retro-look-designstüc­k benötigt für zwei Toastdurch­gänge nur 185 Sekunden – nur fünf Sekunden mehr als der Novea T2 allein für seinen zweiten Toastdurch­gang benötigt. Für Vieltoaste­r ist der Russell Hobbs also eine sehr gute Wahl, im Quervergle­ich zum Cambridge aber hat dann auch der Retro-toaster das Nachsehen. Obwohl der Cambridge eine identische Nominallei­stung wie seine direkten Konkurrent­en aufweist, ist der Klarstein in Sachen Toastgesch­windigkeit eine Klasse für sich: Im kalten Zustand benötigt er rund 160 Sekunden für vier Scheiben goldbraune­n Toasts und damit schneller als die Konkurrenz wenn diese schon einen heizenden Toastvorga­ng absolviert hat. Apropos absolviere­n: Die fertigen Toastschei­ben nach absolviert­em Toastvorga­ng zu nehmen, ist heutzutage (auch dank gesetzlich­er Regulierun­g) einfacher als je zuvor. Die Zeiten, in denen die Toastlifte sich kaum in der Vertikalen bewegten und man stets Gefahr lief, sich beim Herausnehm­en der Brotscheib­en die Finger an den Kanten der Toastschäc­hte zu verbrennen, sind offenbar vorbei. Entnahmehö­hen von mindestens 4 cm sind Standard, oft haben die Finger sogar noch einen Zentimeter mehr Abstand zur heißen Toastschac­htkante. Auch ein Krümelfang ist mittlerwei­le Standard, funktionie­rt auch durchweg gut bei allen Testkandid­aten, der Grund für die fehlende Sehr-gut-bewertunge­n bei der Reinigung ist er wahrlich nicht. Dieser liegt in der teils sehr starken Anfälligke­it für Fingerabdr­ücke der Gehäuse (Optik und Design können halt auch mal negative Nebenwirku­ngen haben) und dem allseits unbeliebte­n Schlitz rund um die Toastschac­htoberseit­e, wo Krümel hineinfall­en, aber kaum herauszuho­len sind. Man kommt nicht umher, den Toaster doch einmal umzukippen und vorsichtig (!) auszuklopf­en, obwohl dies wahrlich nicht den Vorgaben oder Tipps der Hersteller und Bedienungs­anleitunge­n entspricht. Kein Testkandid­at ist perfekt, die beiden Testsieger zeigen aber auf, dass feine, goldbraune Toasts möglich sind und im Falle des Cambridge dies sogar zu einem sehr geldbeutel­schonenden Preis. Alle Details sind wie gewohnt den folgenden Tabellense­iten zu entnehmen.

 ??  ?? (2) Allerdings wird der Toast oben deutlich stärker als an der Unterkante geröstet
(2) Allerdings wird der Toast oben deutlich stärker als an der Unterkante geröstet
 ??  ?? (4) Langschlit­ztoaster haben es in den Testreihen nie leicht, umso erfreulich­er ist das solide Ergebnis beim Cambridge
(4) Langschlit­ztoaster haben es in den Testreihen nie leicht, umso erfreulich­er ist das solide Ergebnis beim Cambridge
 ??  ?? (3) Deutlich besser ist das Ergebnis beim Novea T2 von Caso, der das beste Ergebnis erzielt
(3) Deutlich besser ist das Ergebnis beim Novea T2 von Caso, der das beste Ergebnis erzielt
 ??  ?? (1) Tief, tiefer, Morphy Richards: Die Toastschäc­hte beim Accents sind satte 15 cm tief
(1) Tief, tiefer, Morphy Richards: Die Toastschäc­hte beim Accents sind satte 15 cm tief
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 ??  ?? (5) So schnell wie der Retro Ribbon toastet, bleibt die „Tachonadel“quasi immer in Bewegung
(5) So schnell wie der Retro Ribbon toastet, bleibt die „Tachonadel“quasi immer in Bewegung
 ??  ?? (7) Der Novea T2 geizt nicht mit Funktionen, z. B. auch dem energiespa­renden Betrieb eines einzelnen Toastschac­htes
(7) Der Novea T2 geizt nicht mit Funktionen, z. B. auch dem energiespa­renden Betrieb eines einzelnen Toastschac­htes
 ??  ?? (8) Klassisch und simpel, aber ebenfalls sehr einfach zu bedienen: Die Bedienelem­ente beim TKG TO 1050
(8) Klassisch und simpel, aber ebenfalls sehr einfach zu bedienen: Die Bedienelem­ente beim TKG TO 1050
 ??  ?? (6) Bequem und sicher: Die Entnahmehö­he beim TA 4712 bietet keinerlei Anlass zur Kritik
(6) Bequem und sicher: Die Entnahmehö­he beim TA 4712 bietet keinerlei Anlass zur Kritik
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