Aromatisches Goldbraun
Der Toaster gehört in deutsche Küchen wie der Wasserkocher, die Kaffeemaschine oder der Kühlschrank. Früher war er mal ein Gebrauchsobjekt, heute ist er oftmals ein Designstück, doch sind denn Funktion und Handhabung nicht mehr relevant?
In der Küche geht es mittlerweile sehr bunt zu, Kupfertöne und Roségold, knalliges Rot und das Blau von LC-DISplays – in Sachen optischer Aufmachung sind Toaster echte Trendsetter, unter dem Gewand geht es aber weiterhin sehr klassisch zu und dies bedeutet, dass die alten Problem noch immer nicht gelöst sind.
Ab in den Schacht
Wie wird die Scheibe Toast eigentlich so schön gleichmäßig goldbraun wie man sie im Bilderbuche (also in den Werbeanzeigen) zu Gesicht bekommt und warum ist das, was man dann in der Realität vom Toaster vorgesetzt bekommt, doch irgendwie immer eine Klasse schlechter? Das rösten von Brot ist ja nun eigentlich keine komplizierte Aufgabe, aber wie so oft entscheiden Details und wenn diese nicht stimmen, kann auch das Röstergebnis nicht optimal sein. Die Kunst der Erzeugung des goldbraunen Toasts liegt in der passenden Gestaltung des Toastschachts, dieser sollte tief sein, damit auch große Sandwichtoastscheiben hineinpassen, und er sollte gleichmäßig mit Heizdrähten versehen sein, damit auch großflächig eine Röstung stattfindet. Klingt simpel, ist es auch, aber die Kollision zwischen Theorie und Realität war auch dieses Jahr im Test mehrfach festzustellen. Erfreulicher Weise – das sei vorab erwähnt – war diesmal jedoch kein Testkandidat dabei, wo die Toastscheiben im Betrieb über die Gehäuseoberkante hinausragten. Totalausfälle bei der Röstabdeckung gab es daher keine, perfekte Toastschächte waren trotzdem sehr selten. Der Novea T2 von Caso, der Retro Ribbon Red von Russell Hobbs und der Pro 2S von Gastroback verfehlten sogar nur knapp eine sehr gute Teilnote, bei den Langschlitzmodellen konnte der Cambridge von Klarstein das beste Ergebnis erzielen. In allen Fällen lag die Röstabdeckung (die real gebräunte Fläche) bei 90 bzw. 80 Prozent, nur an den Kanten (Bereichsgröße von rund einem Zentimeter (cm)) schwächelten die Geräte etwas. Das ist aber als durchaus normal zu bezeichnen, da handelsübliche Brote hier ja eine höhere Dichte als beispielsweise in der Mitte der Brotscheibe aufweisen. Auch die anderen Geräte erzielten aber wenigstens befriedigende Werte, eine Röstung von mindestens zwei Drittel der Fläche wurde erzielt.
Kohle und Gold
Die Flächenröstung ist eine Sache, die Gleichmäßigkeit eine andere – und auch diese ist nicht gänzlich unkompliziert, denn was nützt schon eine komplett geröstete Brotscheibe, wenn diese auf der ei- nen Seite hellgolden (auf der „Bsi-skala“entspricht dies 6 Skalenpunkten) und auf der anderen Seite dunkelbraun mit Tendenz zum Kohleschwarz (Bsi-skala von 16) ausfällt? Nicht nur die Bräunung einer Seite, sondern aller Seiten muss gleichmäßig ausfallen und hiermit haben die Testkandidaten auch anno 2017 noch gehörig Probleme. Die Heizdrähte in den Toastschächten sind sehr leistungsfähig, jede Toastbrotseite wird mit 200 und mehr Watt beheizt, da können Fertigungstoleranzen gehörige Unterschiede erzeugen. Der einzige Toaster im Testfeld, der wenigstens nah an einem Sehr Gut lag, ist der Pro 2S, einige andere können noch sehr solide Ergebnisse erzielen, wobei hier die Langschlitztoaster wie gewohnt einen noch etwas schwereren Stand haben, da die hier verbauten Heizdrähte länger sind, Unterschiede daher deutlicher ausfallen. Während bei Gastroback beim Optimalergebnis eine Bsi-skalaPunktdifferenz von vier zu ermitteln war, lag der Großteil der Testkandidaten dann schon bei sechs Punkten Unterschied.
Zeit und Krümel
Verbrennen können Toastscheiben aber natürlich trotzdem, man muss nur die maximale Leistungsstufe bei einem Modell wählen, welches keine Röstdauerre-
gelautomatik besitzt. Beim ersten Toastdurchgang mag das Ergebnis noch ein dunkelbraunes sein, doch verkürzt sich die Röstzeit im zweiten Toastdurchgang nicht, fällt das Ergebnis logischer Weise noch dunkler aus. Bis ein Toaster sich erst einmal richtig erhitzt hat, vergehen trotz der Leistungsfähigkeit einige Sekunden... durchaus auch mal eine halbe Minute und das genügt, damit aus goldbraunem Toast ein unappetitlicher wird. Wie man diese Problematik am besten entschärft, zeigt Caso beim Novea T2: Der erste Durchgang dauert noch 250 Sekunden, der anschließende nur noch deren 180 – das Röstergebnis bleibt gleich, so soll es sein. Die Langschlitztoaster verfügen ebenfalls über eine Zeitsteuerungsautomatik, diese funktioniert allerdings nicht ganz so perfekt wie bei Caso, trotzdem noch gut genug, sodass die Unterschiede nur gering (zwei Skalenpunkte) ausfallen. Bei den anderen Geräten im Test muss man manuell die Röstdauer nachjustieren, beim Pro 2S wählt man am besten nach dem ersten Toastdurchgang eine um zwei Stufen niedrigere Einstellung und beim MIA TA 4712 regelt man idealerweise eine halbe Stufe herunter – je nach Wunschergebnis (hell oder dunkel) und Toastgut muss man ein paar Erfahrungen sammeln, diese Zeit sollte, ja muss man sich aber nehmen. Viel Zeit nehmen sich die Toaster für ihre Arbeit übrigens nicht, allen voran der Retro Ribbon von Russell Hobbs zeigt auf, wie schnell Toaster heute rösten können. 1 300 Watt für einen normalen ZweiSchlitz-toaster sind natürlich extrem viel Leistung, diese zahlt sich aber aus, das Retro-look-designstück benötigt für zwei Toastdurchgänge nur 185 Sekunden – nur fünf Sekunden mehr als der Novea T2 allein für seinen zweiten Toastdurchgang benötigt. Für Vieltoaster ist der Russell Hobbs also eine sehr gute Wahl, im Quervergleich zum Cambridge aber hat dann auch der Retro-toaster das Nachsehen. Obwohl der Cambridge eine identische Nominalleistung wie seine direkten Konkurrenten aufweist, ist der Klarstein in Sachen Toastgeschwindigkeit eine Klasse für sich: Im kalten Zustand benötigt er rund 160 Sekunden für vier Scheiben goldbraunen Toasts und damit schneller als die Konkurrenz wenn diese schon einen heizenden Toastvorgang absolviert hat. Apropos absolvieren: Die fertigen Toastscheiben nach absolviertem Toastvorgang zu nehmen, ist heutzutage (auch dank gesetzlicher Regulierung) einfacher als je zuvor. Die Zeiten, in denen die Toastlifte sich kaum in der Vertikalen bewegten und man stets Gefahr lief, sich beim Herausnehmen der Brotscheiben die Finger an den Kanten der Toastschächte zu verbrennen, sind offenbar vorbei. Entnahmehöhen von mindestens 4 cm sind Standard, oft haben die Finger sogar noch einen Zentimeter mehr Abstand zur heißen Toastschachtkante. Auch ein Krümelfang ist mittlerweile Standard, funktioniert auch durchweg gut bei allen Testkandidaten, der Grund für die fehlende Sehr-gut-bewertungen bei der Reinigung ist er wahrlich nicht. Dieser liegt in der teils sehr starken Anfälligkeit für Fingerabdrücke der Gehäuse (Optik und Design können halt auch mal negative Nebenwirkungen haben) und dem allseits unbeliebten Schlitz rund um die Toastschachtoberseite, wo Krümel hineinfallen, aber kaum herauszuholen sind. Man kommt nicht umher, den Toaster doch einmal umzukippen und vorsichtig (!) auszuklopfen, obwohl dies wahrlich nicht den Vorgaben oder Tipps der Hersteller und Bedienungsanleitungen entspricht. Kein Testkandidat ist perfekt, die beiden Testsieger zeigen aber auf, dass feine, goldbraune Toasts möglich sind und im Falle des Cambridge dies sogar zu einem sehr geldbeutelschonenden Preis. Alle Details sind wie gewohnt den folgenden Tabellenseiten zu entnehmen.