Planet Erde II (UHD Blu-ray)
Natur-dokumentationen entspringen einer anderen Machart als fiktive Filme. Anstatt unter perfekten oder zumindest kontrollierten Drehbedingungen zu arbeiten, begeben sich die Filmemacher an die entlegensten Orte der Welt, arbeiten mit unterschiedlichsten Lichtbedingungen, unter für die Kameratechnik schädlichen Klimabedingungen und zeigen Darsteller, die weder wissen, dass sie Darsteller sind, noch sich an Drehbücher halten. Dementsprechend kommen inzwischen sehr flexible Ultraleicht-kameras auf tragbarer Stabilisationstechnik, Drohnen, Fernauslöser-kameras, Schwachlicht-kameras, Makro-schieberegler, Kräne und Teleskope zum Einsatz, um jeder Situation gerecht zu werden und den scheuen Wesen so nahe wie möglich zu kommen. Um also eine schlüssige Naturdoku wie „Planet Erde II“zu erhalten, müssen an vielen Orten mit vielen unterschiedlichen Kameras hunderte, wenn nicht sogar tausende Minuten an Filmmaterial aufgenommen werden. Im Schnittraum werden diese dann auf nur wenige Minuten herunter gekürzt. Und da es nicht wie bei Hollywood-produktionen Nachdrehs geben kann, in denen fehlende Übergänge oder nicht ganz passende Szenen erstellt werden, bedienen sich die Schnittmeister zudem einiger Archiv-aufnahmen, die ebenfalls eine andere Bildqualität besitzen als die neuen Aufnahmen. Heraus kommt also ein Konglomerat an unterschiedlichsten Bildqualitäten, die von Schnitt zu Schnitt, von Szene zu Szene variieren kann. Dies trifft natürlich auch auf die neueste Doku der BBC zu, die wohl einer der erfahrensten Produzenten aufwendiger Naturdokumentationen ist.
Ultrascharfe Naturaufnahmen
Dementsprechend gibt es hier Szenen, die in 4K gedreht wurden und die beispielsweise in der 3. Minute der 1. Episode („Inseln“) immense Detailschärfe im Fell eines Faultiers zeigen, in der 2. Minute der 4. Episode („Wüsten“) Löwenfell und Sandkörner ultrascharf darstellen und in der 14. Minute der 3. Episode („Dschungel“) sagenhafte Makro-aufnahmen von Kolibris präsentieren. Die Momente der enormen Schärfe überwiegen, wo- bei es allerdings selten solch rasiermesserscharfe „Konturen“zu sehen gibt, wie in den besten 4K-präsentationen im fiktiven Blockbuster-segment Hollywoods. Übergänge wie etwa dynamische Luftaufnahmen von Dschungelpanoramen wie in der 17. Minute der 1. Episode sind auch ohne die Bewegungsunschärfe verwaschen und nur wenig scharf. Es dürfte ebenfalls klar sein, dass Fernauslöser-kameras je nach Entfernung zum tierischen Subjekt keine volle 4K-auflösung eingefangen haben dürften und in wenigen Szenen wurde digital gezoomt bzw. nur ein Teil des Bildes verwendet. Nimmt man die Episode „Städte“, die größtenteils Aufnahmen im Halbdunkel bzw. im Dunkel der Nacht bietet, wobei in Extremfällen auch Nachtsicht-aufnahmen getätigt wurden, lassen sich unter diesen schweren Lichtbedingungen logischerweise auch Bildrauschen und Einschränkungen beim Farbspektrum feststellen. All dies ist Meckern auf hohem Niveau, da die Qualität der Aufnahmen und auch der Optik sehr, sehr hoch ist. Wer also neben einer Naturdokumentation mit schier unglaublichen Bildern auch noch nach einer technischen Referenz für seine heimische Uhd-technik sucht, der erhält mit „Planet Erde“ein mehr als solides Produkt.