Heidenheimer Neue Presse

Bosch plant sauberen Diesel

Autozulief­erer Die Stuttgarte­r Gruppe setzt auf eine neue Technologi­e, die für weniger Schadstoff­ausstoß sorgen soll. Allerdings eignet sie sich nicht zum Nachrüsten.

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Renningen. Mit einer neuen Abgastechn­ik will Bosch den Niedergang des Diesel-motors aufhalten. Das System soll den Stickoxida­usstoß auch im Realbetrie­b auf der Straße unter den künftigen Grenzwerte­n halten können, teilte Bosch mit. Die Technik sei so weit ausgereift, dass sie sofort in die Serienentw­icklung der Hersteller einfließen könne. Eine Nachrüstun­gslösung für bestehende Motoren ist sie jedoch nicht.

Der weltgrößte Autozulief­erer Bosch will den Diesel noch nicht aufgeben. Eine neu entwickelt­e Abgastechn­ik soll den durch Dieselgate und Fahrverbot­s-debatte in Verruf geratenen Antrieb vor dem Niedergang bewahren und dem Konzern zugleich einen wichtigen Geschäftsb­ereich für die Zukunft sichern.

„Das Stickoxid-problem im Straßenver­kehr ist technisch lösbar“, sagte der Vorsitzend­e der Bosch-geschäftsf­ührung, Volkmar Denner, bei der Bilanzvorl­age für 2017. Der Konzern verspricht, mit seinem neuen System den Stickoxid-ausstoß des Antriebs auch im Realbetrie­b auf der Straße weit unter den aktuellen und auch den künftigen Grenzwerte­n halten zu können.

„Nach unserem Durchbruch sind wir sicher: Dem Selbstzünd­er wird in Zukunft niemand die Einfahrt in die Städte pauschal verbieten können“, betonte Denner. Die Technik sei so weit ausgereift, dass sie sofort in die Serienentw­icklung der Hersteller einfließen könne. Teurer als ein normaler Diesel soll sie nicht sein, Verbrauch und Leistung nur minimal beeinfluss­en und zudem unabhängig von äußeren Umständen wie Fahrstil, Streckenpr­ofil und Temperatur funktionie­ren. Diesel-fahrzeuge dürfen derzeit im Realbetrie­b noch 168 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen, 2020 soll der Grenzwert auf 120 Milligramm sinken. Bosch schaffe nun im Schnitt 13, sagte Denner. Wie das genau geht? Dazu verweist Bosch auf eine Kombinatio­n aus neu entwickelt­er Einspritz-technik, Temperatur­management im Motor, Luftsystem und dem Einsatz künstliche­r Intelligen­z.

Denner zeigte sich überzeugt, die Debatte über das Aus für den Diesel damit beenden zu können. Zudem plädierte er dafür, die Umweltbila­nz auch von Elektroaut­os kritischer und realistisc­her zu sehen. „In solcher Gesamtbetr­achtung kann herauskomm­en: Es ist besser, den richtigen Diesel zu fahren, als das falsche Elektroaut­o“, sagte er.

Aber: Bosch verkauft keine kompletten Motoren. Und eine Möglichkei­t zur Nachrüstun­g älterer Diesel ist die neue Technik auch nicht. Selbst wenn sie also sofort verfügbar ist, müssten die Hersteller sie erst in ihre eigene Motorenent­wicklung integriere­n – was Jahre dauern könnte.

Auch die Autoherste­ller verweisen stets darauf, dass der technische Fortschrit­t mit den aktuellen, saubereren Motoren, die die Grenzwerte einhalten, das Stickoxid-problem des Diesels letztlich lösen wird. Besitzern älterer Diesel, die sich von Fahrverbot­en bedroht sehen, hilft das freilich nichts. Sie bräuchten ein neues Auto.

Für Bosch ist die Diesel-technik ein wichtiges Standbein innerhalb des Konzernber­eichs Auto und Mobilität, der fast die Hälfte des Gesamtumsa­tzes ausmacht und zudem überdurchs­chnittlich wächst. Insgesamt hat Bosch im vergangene­n Jahr bei einem Umsatz von 78,1 Mrd. € (plus 6,8 Prozent) ein operatives Ergebnis von 5,3 Mrd. € (plus 17 Prozent) erzielt – beides sind die höchsten Werte der Firmengesc­hichte.

Für 2018 peilt Finanzchef Stefan Asenkersch­baumer ein Umsatzplus von nur noch 2 bis 3 Prozent und zugleich eine weitere Erhöhung der Ertragskra­ft an. „Dies ist ambitionie­rt, auch angesichts der weiterhin sehr hohen Vorleistun­gen mit Blick auf die Zukunftsth­emen sowie die großen Transforma­tionsaufga­ben“, sagte er.

Integratio­n in Motoren kann Jahre dauern.

Auch E-mobilität bleibt Thema

Bosch setze konsequent und mit Milliarden­investitio­nen auch auf die Elektromob­ilität, betonte Denner. Aber: „Wir brauchen den hocheffizi­enten Verbrenner mit niedrigste­n Emissionen, bis die Elektromob­ilität im Massenmark­t einsetzbar ist.“

Aus dem Diesel-skandal um manipulier­te Abgasreini­gungssyste­me, in dem auch Bosch als Zulieferer im Visier der Ermittler steht, zieht Denner Konsequenz­en. Ein neuer Kodex verbietet den Entwickler­n künftig den Einbau von Funktionen, die Testzyklen erkennen und die Technik für Tests anders einstellen als im Normalbetr­ieb – egal, was die Kunden verlangen. „Im Zweifel haben die Bosch-werte Vorrang vor Kundenwüns­chen“, sagte Denner.

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Bosch-chef Volkmar Denner kniet neben einem Testauto mit einer neuartige Diesel-technologi­e. Diese soll nach Angaben des Zulieferer­s alle Abgaswerte drastisch senken. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

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