Der Firmenkantine entwachsen
Jubiläum Vor 15 Jahren entstand die BSH Bigband - in einer Firmenkantine. Das Jubiläum wird mit einem besonderen Konzert in der Giengener Schranne gefeiert. Von Karin Lorenz
Kollegen gesucht, die Lust haben, ein Orchester zu gründen“: Der Aushang am schwarzen Brett stieß auf Interesse. Rund 20 Mitarbeiter der Bosch-siemens-hausgeräteniederlassung in Giengen erschienen zum ersten Treffen. Aus allen Abteilungen kamen die potenziellen Orchestermitglieder.
An dieser berufs- und abteilungsübergreifenden Zusammensetzung hat sich bis heute nicht viel geändert. Nur, dass seit der Öffnung der Bigband für Nichtfirmenangehörige nun neben Lehrlingen, Kaufleuten, Ingenieuren und Arbeitern auch einige Berufsvertreter dazugekommen sind, die man in einem Unternehmen gemeinhin nicht antrifft - ein Theologe, ein Kommissar und ein Arzt beispielsweise, erzählt Jürgen Dauner.
Der Posaunist und ehrenamtliche Manager der Band war als Gründungsmitglied von der ersten Stunde an mit dabei. Als bereichernd empfindet er auch die Altersspanne, die in der Band vertreten ist – sie reicht von 17 bis 70 Jahre.
Von 17 bis 70 Jahren
Die Idee eines firmeneigenen Orchesters wurde von der Unternehmensleitung begrüßt und unterstützt. Bis heute wird die Bigband vom Hausgerätehersteller maßgeblich finanziell unterstützt, verrät Bandleader Bernd Kramer.
Dadurch sei es der Bigband möglich, kostenlos auf Benefizveranstaltungen zu spielen oder Gagen an gemeinnützige Organisationen weiterzugeben.
Die Einnahmen ihres Jubiläumskonzerts vor zehn Jahren beispielsweise, immerhin 10 000 Euro, übergaben die Hobby-musiker komplett an den Verein für Therapeutisches Reiten in Bolheim.
Nicht für Geld spielen zu müssen, empfinden die Musiker als schönes Privileg, denn man wolle Musik „aus Spaß an der Freude“machen, betont Dauner.
Angesichts der Verbundenheit, die noch immer zum Betrieb bestehe, habe man einen Namenswechsel bisher auch nie ernsthaft in Erwägung gezogen, obwohl inzwischen nur noch fünf Mitglieder des 24-köpfigen Ensembles bei BSH arbeiten und man sich zur wöchentlichen Probe nicht mehr in einem Raum der Firma trifft, sondern extern Räume angemietet hat.
Auf Empfehlung des Sohnes
Chorleiter Bernd Kramer stieß einige Jahre nach der Gründung zur Band. Zuerst ebenfalls als Posaunist – auf Empfehlung seines Sohnes übrigens, der damals von der Bigband als Schlagzeuger engagiert worden war.
Das falsche Instrument
Doch zurück zum ersten Treffen: Einige der Orchester-interessenten hatten das falsche Instrument, bei anderen gab es terminliche Schwierigkeiten: 14 Hobbymusiker waren es schließlich, die sich zur ersten offiziellen Betriebsband zusammentaten. Geprobt wurde 14tägig – nach Feierabend in der Kantine.
Zum ersten, firmeninternen Auftritt schraubte und nagelte man eine Bühne aus Europaletten zusammen. Nach und nach erspielte sich die Bigband einen Platz in der Kulturszene der Region – und arbeitete kontinuierlich an einer qualitativen Verbesserung.
Als richtige Entscheidung habe es sich 2009 erwiesen, auch Gesang zu integrieren, ziehen Kramer und Dauner Bilanz. Seit 2014 gehört Stefanie Seifert zum Team, die schon als Frontsängerin der Bluesbrothers begeisterte. Den männlichen Gesangspart übernimmt Sebastian Marx. Und man leistet sich einen professionellen Tontechniker.
„Es ist schon erstaunlich, wie sich das Niveau gesteigert hat“, zieht Kramer Bilanz über die Entwicklung der Giengener Bigband in den letzten Jahren. Zur qualitativen Verbesserung beigetragen haben auch Workshops mit Musikern der Bundeswehr-bigband und gemeinsame Auftritte.
Echte Freundschaften
Nicht nur die Liebe zur Musik verbindet die Hobbymusiker der Giengener Band. „Wir sind mehr als nur Musikkollegen“, bestätigen Kramer und Dauner: „Es sind echte Freundschaften entstanden. Das zeichnet uns auch aus.“Man trifft sich nicht nur zu Probestunden, sondern auch für gemeinsame Ausflüge. Wer Interesse hat, selbst mitzuspielen, kann sich bei Bernd Kramer melden. Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es unter www.bsh-bigband.de