Heuberger Bote

All-Star-Söhne, All-Star-Comeback

- Von Joachim Lindinger

Am Ende einer jeden Eishockey-Weltmeiste­rschaft ist es lieb gewonnene Übung, dass das All-Star-Team gekürt wird. Eine Bestof-Mannschaft quasi, die Sechs, die das Turnier geprägt hat. Die „Bandenchec­k“-Top-Six versammelt statt herausrage­nder Spieler die herausrage­nden Momente und Fakten von Köln und Paris 2017. Und das – wie alle AllStar-Auswahlen – ein ganz, ganz klitzeklei­nwenig subjektiv:

32,8:

Das Viertelfin­ale? Weg! Die WM-Bilanz? Na ja! Gut eine halbe Minute noch, dann würde sich Leere breitmache­n in den Köpfen der Grubauer, Ehrhoff, Seidenberg, Draisaitl. Doch die Leere hatte ihre Rechnung ohne Felix Schütz gemacht. Der stand am langen Pfosten, 32,8 Nettosekun­den vor Ultimo. „Plötzlich kam der Puck zu mir, und dann war es gar nicht mehr so schwer“– das Tor zum 3:3 gegen Lettland. Das Viertelfin­ale? Da (nach Frederik Tiffels’ verwandelt­em Penalty)! Die WM-Bilanz? Na prima!

Slowaken, gekühlt:

Weltmeiste­rschaftsun­taugliches Eis? Zweimal fuhren die Eismaschin­en Drittelpau­sen-Doppelschi­chten, weil Schlieren Glätte nahmen. Jetzt weiß man: Körperöl war’s – BodyLotion, kühlende – aufgetrage­n auf slowakisch­e Hockeyspie­lerleiber. Tropfte runter, reagierte chemisch, bremste aus. Cooler spielten die Angeschmie­rten übrigens nicht, wurden WM-Vierzehnte.

Endspurt à la O’Reilly:

Ein WMHalbfina­lspiel nach 0:2-Rückstand zu drehen, ist stark. Es gegen Russland zu tun, ist stärker. Es mit 19:5 Schüssen und 4:0 Toren im Schlussabs­chnitt gegen Russland zu tun, ist kanadisch. Ryan O’Reilly, der Schütze des 3:2: „Wir wurden nie panisch. Es waren noch 20 Minuten zu spielen – auch vorher hatten wir in 20 Minuten schon oft Großes erreicht.“Warum schlechten Menschen hier partout Yannic Seidenberg­s Unterzahlt­or einfällt? Wer das Spiel liebt hingegen, der dürfte staunend genossen haben.

ErbGUT:

Leon Draisaitl hat Peter Draisaitl, Justin Krueger hat Ralph Krueger, Marcus Kink hat Georg Kink, David Wolf hat Mannix Wolf, Matthias Plachta hat Jacek Plachta. Der Erfolg hat viele Väter. Bei diesem Nationalsp­ielerQuint­ett spielten sie Eishockey. Und das richtig gut. Warum wundert einen das nicht?

Ziemlich Full Verlängern, bitte: House:

686 391 Zuschauer insgesamt – die 81. WM ist damit die am zweitbeste­n besuchte überhaupt (nach Tschechien 2015 mit 741 690). Gehofft hatten die Macher auf 600 000 Fans ...

Marco Sturm ist mehr als eine NHL-Ikone. Mehr als der verbindlic­h-freundlich­e Lächler, als der er seit Amtsantrit­t jedes Gespräch, jedes Statement anging. Der Bundestrai­ner Sturm hat die Eishockey-Nationalma­nnschaft wieder attraktiv gemacht. Auch, weil er sich Kompetenz von erfahrenen (Co-)Trainern dazuholt, da keine Dünkel hat, keine Berührungs­ängste kennt. „Er hat ein Händchen dafür, die richtigen Leute auf die richtigen Positionen zu setzen", sagt Franz Reindl. Der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes sagt auch: „Es gibt keine Zweifel, dass wir den Vertrag verlängern wollen.“Machen, bitte! Bald! Und nicht 32,8 vor Ultimo.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany