„Ich verneige mich vor seinem Angedenken“
Bundeskanzlerin Angela Merkel dankt ihrem politischen Ziehvater Helmut Kohl
Nach dem Tod des Altkanzlers dürfte jetzt der Streit um sein geistiges Erbe weitergehen. Es geht unter anderem um 400 Aktenordner und 200 Tonbänder. Es ist ein großer Teil von Helmut Kohls politischem Nachlass, das Handarchiv des Altkanzlers. Über das für Historiker unschätzbar wertvolle Material stritten zuletzt die CDU und Maike Kohl-Richter.
Kohl hatte bereits 2010 sein privates Handarchiv, das er 1998 nach Ende seiner Kanzlerschaft dem Archiv der CDU-nahen Konrad-AdenauerStiftung zur Verfügung gestellt hatte, in sein Privathaus nach Oggersheim bringen lassen. Die Begründung: Der Altkanzler benötige die Akten, um den noch ausstehenden vierten Band seiner Memoiren zu verfassen. In der CDU-Spitze glaubte man allerdings nicht daran, dass der nach einem schweren Sturz an den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas leidende Altkanzler noch selbst in der Lage sei, sein Werk fertigzustellen. Maike Kohl-Richter hatte in einem Interview erklärt, dass „die alleinige Entscheidungsbefugnis“
- Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Sonntag im Berliner Kanzleramt in das Kondolenzbuch für den gestorbenen Altkanzler Helmut Kohl eingetragen. „Mit Helmut Kohl verlieren wir einen großen Deutschen und großen Europäer“, schrieb sie. „Er hat sich um die Wiedererlangung der Einheit unseres Vaterlandes und die Europäische Einigung wie kaum ein anderer verdient gemacht. Wir Deutschen verdanken ihm viel. Ich verneige mich vor seinem Angedenken“, schließt der Text, der mit „Angela Merkel“unterschrieben ist.
Ein Kondolenzbuch liegt seit Sonntag im Foyer des Bundeskanzleramtes aus. Merkel trug sich in ein gesondertes Buch in der Galerie mit den Bildern aller Altkanzler ein. Vor dem Bild Kohls hielt sie kurz inne, schweigend verließ sie die Galerie.
Die Nachricht vom Tod ihres politischen Ziehvaters hatte Merkel am späten Freitagnachmittag in Rom erreicht, auf der Fahrt vom Flughafen Fiumicino in den Vatikan. „Lassen Sie mir bitte etwas Zeit, ich brauche etwas Ruhe“, bat sie. Er sei ein „Glücksfall für uns Deutsche“gewesen, würdigt die Kanzlerin den Verstorbenen schließlich. „Helmut Kohl hat auch meinen Lebensweg entscheidend verändert.“
Indes stellte sich der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger hinter die Idee eines europäischen Staatsakts für den verstorbenen Altkanzler. Kohl sei nicht nur deutscher Bundeskanzler, sondern auch der wichtigste Mann im Europäischen Rat gewesen, sagte Oettinger am Sonntag.