Interesse für Archäologie wecken
Ministerium fördert Projekt des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen
- Zur Stärkung der sogenannten kleinen Fächer hat das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg sechs Förderprojekte ausgewählt. Das Spektrum reicht von der Paläobotanik über die Numismatik bis zum Projekt „Vernetzt lernen, forschen, vermitteln“. Dabei sollen Universitäten mit anderen Einrichtungen zusammenarbeiten. Mit 195 750 Euro wird auch das von Gunter Schöbel, dem Leiter des Pfahlbaumuseums in Unteruhldingen, angestoßene Projekt „Archäologie der Zukunft“gefördert.
Schöbel lehrt am Institut für Urund Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen im Masterstudiengang Museologie. Der Professor arbeitet mit seinen Studenten auch am „außerschulischen Lernort“im Museum in Unteruhldingen. Sie sollen lernen, archäologische Fundstücke zu reproduzieren und neue Vermittlungsmodelle für Schulen aller Arten zu entwickeln. Junge Menschen erreiche man am besten mit „learning by doing“. Schöbel hat Erfahrung: Jährlich wandern rund 60 000- bis 70 000 Schülerinnen und Schüler durch sein Freilichtmuseum.
In der Region lernen
„Archäologie kann dort sprechen, wo die klassischen Quellen schweigen“, sagt Schöbel. Während die schriftlichen Quellen gefälscht oder mindestens geschönt sein könnten, habe die Archäologie heute ein breites Instrumentarium an Methoden, die die historischen Quellen wunderbar ergänzen können. Er bedauert sehr, dass die heutige Geschichtsvermittlung viel zu wenig auf den regionalen Bezug achte und die geschichtliche Entwicklung lieber vom Nil und den alten Hochkulturen ableite. Dabei seien mit Maulbronn, der Reichenau, dem Limes und den Pfahlbauten vier wichtige historische Stätten in der Region als Welterbe ausgewiesen, als fünfte seien die Höhlen der Schwäbischen Alb im Kommen.
Neun Lehrmittelverlage, 16 Bundesländer und mindestens vier Schularten, das seien fast 500 unterschiedliche Versionen von Geschichte. Viel zu wenig sei dabei die heimische Archäologie berücksichtigt, zudem basiere vieles auf dem Wissensstand des 19. Jahrhunderts.
Schöbel sucht nun nach neuen Ansätzen zu einer qualifizierten Vermittlung des reichen archäologischen Wissens in Schulen und Museen, denn „nur wer die Grundlagen verstanden hat, kann das Heute verstehen.“Entwicklungsgänge sollen klargemacht, Quellen richtig gedeutet werden. Dabei müsse man möglichst früh anfangen, auch Kindergartenkinder könne man schon für Geschichte begeistern.
In Kooperation mit der Uni Tübingen werden bis April 2019 tragfähige Unterrichtsprogramme und Lehrplaneinheiten zur Ur- und Frühgeschichte erarbeitet. Eingebunden werden die unterschiedlichsten Medien, die später zum Herunterladen zur Verfügung stehen, aber auch didaktische Module für außerschulische Lernorte, wo Geschichte „als Türöffner“mit allen Sinnen erfahrbar wird: Wie macht man Feuer, wie entsteht ein Bronzeschwert?
Ein erster Ansatz war nun das Erproben alter Techniken durch Schöbels Studenten. Vorbereitend hatten sie Fundstücke analysiert, jetzt ging es an die praktische Arbeit: Im selbst gebauten Glasofen wurde Glas für Glasperlen geschmolzen. Um einen Bronzenagel zu gießen, startete ein erster Versuch mit Zinn, fachmännisch wurde das Ergebnis begutachtet. Zum Fürchten sah es aus, wenn ein Student mit dem Bronzebeil einem mannshohen Stück Holz zu Leibe rückte, um ein Paddel herauszuhauen, leiser war das Ausprobieren der Zwirnbindung auf einem Holzrahmen, während nebenan ein Student mühsam mit einem Feuerstein ein Stück Knochen bearbeitete, um einen Knochenmeißel herzustellen. Experimente, die erproben, wie später Besucher selbst „handgreiflich“werden können.