Heuberger Bote

Das wahre Verbrechen zieht an

Ob bei „Aktenzeich­en XY... ungelöst“oder „The Keepers“: True Crime liegt im Trend

- Von Caroline Bock

(dpa) - Ob die Serie „The Keepers“über den Mord an einer Nonne oder der Klassiker „Aktenzeich­en XY…ungelöst“– Sendungen über True Crime (deutsch: Wahres Verbrechen) boomt. Und das nicht nur im Fernsehen.

Gemma Hoskins und Abbie Schaub hatten vor fast 50 Jahren eine Lehrerin, die sie nie vergessen haben: Sister Cathy. Die Nonne unterricht­ete 1969 an einer Mädchensch­ule in Baltimore an der Ostküste der USA, bevor sie verschwand und zwei Monate später ermordet aufgefunde­n wurde. Gemma und Abbie sind heute ältere Damen mit einer Mission. Sie wollen aufklären, warum Sister Cathy starb. Wie Miss Marple, aber mit Facebook.

Der Fall ist sehr düster: Es geht um Mord, Missbrauch und die katholisch­e Kirche. Wusste die Nonne zu viel? Was sagen die Opfer heute? Darum dreht sich die im Mai veröffentl­ichte Netflix-Serie „The Keepers“. Der Streamingd­ienst hat schon bei den Dokus „Making a Murderer“und „Amanda Knox“von wahren Verbrechen erzählt.

True Crime boomt als Stoff für Serien, Filme und Magazine. Als Genre ist es alt. Der Klassiker „Kaltblütig“von Truman Capote, in dem es um den Mord an einer Farmerfami­lie in Kansas ging, erschien 1966. Der deutsche Dauerbrenn­er „Aktenzeich­en XY… ungelöst“startete vor 50 Jahren, im Oktober 1967, und ist für das ZDF immer noch ein Quotengara­nt. „Aktenzeich­en XY“hat nach Angaben des Senders mehr Zuschauer, seitdem es vom Freitag- auf den Mittwochab­end gewechselt ist. 2016 schauten im Schnitt 5,6 Millionen Zuschauer die Sendung, die Aufklärung­squote der gezeigten Fälle habe im April bei mehr als 40 Prozent gelegen.

Kritik wegen vermeintli­cher Sensations­lust oder Voyeurismu­s gebe es nur sehr vereinzelt, so der Sender. Die Kriminalfä­lle werden demnach streng nach den „tatrelevan­ten Angaben“dargestell­t. Ein Richter muss die Öffentlich­keitsfahnd­ung genehmigt haben.

Der Berliner Rechtsmedi­ziner Michael Tsokos ist neuerdings bei Sat.1 „Dem Tod auf der Spur“. Seine Fälle sind Leichen, die in Koffern gefunden werden, aber auch Skelette, die nach einem Autobrand entdeckt werden.

Die Welt von Abbie Schaub und Gemma Hoskins in der Netflix-Serie „The Keepers“ist da beschaulic­her. Ihre Notizen machen die beiden Hobby-Detektivin­nen auf Filtertüte­n. Einen pensionier­ten Polizisten will Gemma mit selbst gemachten Krabben-Frikadelle­n bestechen. Und manchmal tapst in „The Keepers“ein Hund durchs Bild.

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FOTO: NETFLIX/DPA Abbie Schaub und Gemma Hoskins (rechts) ermitteln in der Netflix-Realserie „The Keepers“vom Küchentisc­h aus.

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