„Es braucht Flexibilität und bei den Gläubigen einen guten Willen zum Umdenken“
(sg) - Seit zehn Jahren besteht die Seelsorgeeinheit (SE) Oberer Heuberg aus den sechs Kirchengemeinden St. Martinus Böttingen, St. Jakobus Maior Bubsheim, Mariä Himmelfahrt Egesheim, St. Agatha Königsheim, St. Konrad Mahlstetten und St. Nikolaus Reichenbach. Am kommenden Sonntag, 25. Juni, wird in einem gemeinsamen Festgottesdienst in Reichenbach Jubiläum gefeiert. Wir haben die sechs zweiten Vorsitzenden des jeweiligen Kirchengemeinderats befragt, wie sie die SE sehen und bewerten.
Monika Mauch-Mattes, Böttingen:
Dass der Weg zur gemeinsamen SE Stolpersteine aufgewiesen hat und es immer noch tut, macht das Ganze sehr spannend: Gut gelebte und lieb gewonnene Traditionen müssen verändert werden und brauchen Kompromisse. Es braucht Flexibilität und den guten Willen der Gläubigen zum Umdenken, ab und zu auch zum Verzicht, zum Opfer. Verschiedene Gottesdienste, Firmung, Erstkommunion, Weltgebetstag feiern einzelne oder alle Gemeinden miteinander; Kirchenchöre singen gemeinsam. Durch unser Zusammenwachsen entsteht eine intensivere Vernetzung und Bündelung von Aufgaben und Initiativen. So kann auch Neues und Vielfältiges entstehen.
Alois Eschbach, Bubsheim:
Die SE unterstützt das immer knapper werdende pastorale Personal. Wir sind uns auf der Ebene der Kirchengemeinderäte beim Bearbeiten gemeinsamer Aufgaben näher gekommen und sehen uns als Gemeinschaft, die ihre Interessen gemeinsam und nicht nur auf die eigene Gemeinde bezogen vertritt. Diese Entwicklung ist noch stark erweiterungsfähig. Räumliche Distanzen sollten nicht als bequeme Ausrede dienen, wenn es gilt, in andere Kirchengemeinden zu gehen. Allerdings sollte das pastorale Personal nicht weiter reduziert werden. Denn ein Priester kann nicht durch einen Verwalter ersetzt werden.
Rosmarie Dreher, Egesheim:
Es gibt inzwischen viele Gemeinsamkeiten. Erstkommunion und Firmung oder gewisse Gottesdienste werden gemeinsam gefeiert. Die Kirchengemeinden halten insgesamt mehr Kontakt als vor der SE. Das Wichtigste in der SE ist jedoch das Pastoral-Team, für das wir sehr dankbar sein dürfen und es wahrscheinlich nicht hoch genug schätzen. Ich arbeite gerne mit diesem Team zusammen und wünsche mir, dass dieses Team weiterhin so bestehen bleibt.
Dr. Gustl Frech, Königsheim:
Die Gemeinden der SE teilen sich nicht nur Pfarrer und Seelsorger, sondern helfen sich gegenseitig gegebenenfalls aus. Inzwischen besuchen Gläubige Gottesdienste in den anderen Gemeinden, bevorzugen aber ihre „eigene“Kirche vor Ort. Der wesentliche Grund für das Gelingen des Unternehmens SE im vergangenen Jahrzehnt liegt darin, dass das Pastoral-Team immer gut besetzt war. Mit Pfarrer Amann, Frau Straub, den Claretiner-Patres Alois Dumler, Stephen und Ankit waren die meisten Gläubigen zu Recht immer glücklich. Wir hatten und haben da hervorragende Leute. Und überwiegend mit den Seelsorgern steht und fällt der Erfolg der SE; wir „Laien“können da nur einen verhältnismäßig geringen Anteil zu leisten versuchen.
Anneliese Seuling, Mahlstetten:
Am Anfang – also vor zehn Jahren – hatte ich Bedenken, ob die gemeinsame Sache klappen würde. Da gab es auch viele Misstöne. Aber inzwischen hat sich alles gut eingespielt. Nach einem rollierenden System kommt jede der sechs Kirchengemeinden in einem etwa gleichen Rhythmus dran - bei Festivitäten wie den Hochfesten oder der Erstkommunion. Die Patres vom Dreifaltigkeitsberg unterstützen uns dabei sehr. Ein Pater ist uns fest zugeordnet, sonst könnte es unser Pfarrer nicht bewältigen. Für uns sehe ich es als Gewinn, dass wir viele Gleichgesinnte kennenlernen. Man hilft sich auch aus. So lohnt sich der Mehraufwand, den wir der vielfältigen Aufgaben wegen betreiben müssen.
Alfons Huber, Reichenbach:
Schon lange bevor es soweit war, war die Konzeption der SE festgelegt. Pfarrer Amann hat sie dann vor zehn Jahren mit sehr viel Einfühlungsvermögen umgesetzt. Wir harmonieren gut im Ausschuss; haben aber eine gewisse Selbstständigkeit behalten. Gemeinsames Feiern wie bei der Erstkommunion ist gut. Das Miteinander unter den Gläubigen ist besser geworden: Man trifft sich öfters und kennt sich. Jetzt hoffen wir noch auf gutes Wetter, damit wir unser Jubiläumsfest, das turnusgemäß in Reichenbach stattfindet, im Freien feiern können.