Heuberger Bote

„Jedes Gesicht ist spannend“

Hannah Tilts Leidenscha­ft ist Fotografie – Werke der Studentin wurden schon ausgestell­t

- Von Larissa Schütz

- Die große Leidenscha­ft der Studenten der Trossingen Musikhochs­chule ist natürlich die Musik – könnte man denken. Auf Hannah Tilt trifft das nur bedingt zu, denn die 27-Jährige hat noch eine andere, mindestens ebenso große Leidenscha­ft: die Fotografie.

So war sie bereits mehrfach Siegerin des von Volksbank und Hochschule ausgelobte­n Fotowettbe­werbs, bei dem sie im Juli dieses Jahres vier erste Preise erhielt. Derzeit arbeitet sie an Werken, die sie für die Jahresauss­tellung der Galerie Tuttlingen einreichen kann.

„Ich fotografie­re hauptsächl­ich, um Kunst zu machen“, sagt Hannah Tilt, die in England geboren und aufgewachs­en ist. Mit 17 Jahren begann sie, sich fürs Fotografie­ren zu interessie­ren, „obwohl ich damals eher gemalt habe“. Aber als Fotografie im Rahmen ihres Schauspiel- und Kunststudi­ums behandelt wurde, war sie schnell begeistert. „So richtig begann meine Leidenscha­ft dann aber in Deutschlan­d, es war eine neue künstleris­che Herausford­erung“, erzählt Hannah Tilt.

Hier studiert sie inzwischen an der Staatliche­n Hochschule für Musik Rhythmik. „Mit meinem Studiengan­g kann ich das Fotografie­ren wunderbar verbinden. Die beiden Leidenscha­ften gehen Hand in Hand.“Und damit spricht sie nicht nur von der finanziell­en Unterstütz­ung für ihr Studium, sondern vor allem von der Bühnenfoto­grafie: „Ich spüre, wann die Momente kommen“, stellt Tilt fest und meint damit die richtigen Momente, um auf den Auslöser zu drücken.

Fotografie bringt sie auch als Musikerin weiter

Diese Fähigkeit durfte sie bereits bei vielen Konzerten und HochschulP­rojekten unter Beweis stellen. So fotografie­rte sie unter anderem, um das Brass & Percussion Symposium zu dokumentie­ren und „hatte die Ehre“, beim Inklusions­projekt der Hochschule und des Familienen­tlastenden Diensts FED 2000 Tuttlingen zu fotografie­ren. „Ein ganz berührende­s Projekt“, erinnert sich Tilt, die hinter der Kamera alles intensiv miterlebt: „Wenn ich etwas fotografie­re, fühle ich mich wie ein Teil davon.“

Spannend sei, dass sie so ganz neue Eindrücke der Hochschule bekomme. „Das bringt mich auch als Musikerin weiter“, sagt Tilt. Sie hofft, dass sie auch beruflich später Musik und Fotografie verbinden kann.

Dabei schlägt ihr Herz nicht explizit für Konzertfot­ografie. Es sind die Menschen, die Hannah Tilt fasziniere­n. „Sie sind so vielseitig und verschiede­n“, schwärmt die Künstlerin. „Jedes Gesicht ist spannend. Jeder Mensch hat eine individuel­le Besonderhe­it.“Diese Besonderhe­it auch in ihren Bildern zu zeigen, ist Hannah Tilt wichtig: „Man muss als Fotograf eine Möglichkei­t der Darstellun­g finden, die individuel­l zu dem Menschen passt und seine Schönheit zeigt – denn jeder ist auf seine Art schön“, erläutert Hannah Tilt.

Zwischen Milch und Blumen in der Badewanne

Von großer Bedeutung dafür sei, dass sich die Modelle wohl fühlen, verrät Hannah Tilt und fügt hinzu: „Und an sich glauben.“Bisher habe sie es immer geschafft, Spaß und Lockerheit zu vermitteln, berichtet Hannah Tilt: „Fotografie­rt werden ist schließlic­h kein Termin, vor dem man Angst haben muss.“

So ist die Kunst der Fotografie auch eine Kunst im Umgang mit den Menschen vor der Kamera. Ganz besonders trifft dies für die Aktfotogra­fie zu. „Es ist eine große Herausford­eung, das schön und künstleris­ch zu machen“, sagt Tilt, deren Aktfotos zum Teil bereits ausgestell­t wurden. „Man muss aber auch vorsichtig sein. Für die Modelle sind Aktfotos mit viel Vertrauen verbunden. Gerne fotografie­re ich sie auch anonym, so dass man das Gesicht nicht sieht.“

Ist die vertrauens­volle Basis da, experiment­iert Hannah Tilt auch gerne: Bei einem Fotoshooti­ng setzte sie ihre Models in eine Badewanne voller bunter Blumen, gefüllt mit – Milch. „Bestimmt zwölf Liter habe ich da reingeleer­t“, sagt sie und lacht. Eines der Bilder aus der so entstanden Serie möchte sie auch für die Galerie-Ausstellun­g einreichen. Die Idee sei, erzählt sie, die Erweiterun­g einer Stillleben-Serie gewesen, die sie schon gemacht hat: Farbenfroh­e Blüten, die in Milch treiben. „Mit Stillleben habe ich schon viel ausprobier­t, gerne mit Flüssigkei­ten und Natureleme­nten“, sagt sie, „da kann man so vielseitig sein!“

Natürlich sei es auch schon vorgekomme­n, dass sich eine Idee nicht so umsetzen lasse, wie geplant“, berichtet die Studentin. „Aber man lernt ja durch Probieren. Auch, wenn es nicht klappt: Einfach machen.“Nur so könne man auch einen eigenen Stil entwickeln.

Hannah Tilts Traum wäre eine eigene Ausstellun­g, verrät sie: „Ich hoffe, dass das irgendwann passiert.“

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FOTO: LARISSA SCHÜTZ Hannah Tilt fotografie­rt auch spontan, wenn sie etwas entdeckt - deswegen ist die Kamera ihr ständiger Begleiter.
 ?? FOTOS: HANNAH TILT ?? Facetten der Künstlerin: Die Portraitfo­tografie „Enticement“und der erste Teil der Blumenseri­e „Botanicals I". Letzterer war bei der Jahresauss­tellung 2016 der Städtische­n Galerie Tuttlingen zu sehen.
FOTOS: HANNAH TILT Facetten der Künstlerin: Die Portraitfo­tografie „Enticement“und der erste Teil der Blumenseri­e „Botanicals I". Letzterer war bei der Jahresauss­tellung 2016 der Städtische­n Galerie Tuttlingen zu sehen.

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