Heuberger Bote

Elektro-Offensive und SUVs

Die IAA offenbart das Dilemma der Autobranch­e

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(dpa/sz) - Morgen eröffnet in Frankfurt die Internatio­nale Automobil-Ausstellun­g (IAA). Mit Spannung wird in Zeiten des Abgasskand­als und der Diskussion über Dieselfahr­verbote auf die Neuerungen geblickt. Die deutschen Anbieter wollen mit einer Offensive bei Elektrofah­rzeugen die Krise hinter sich lassen. Allein VW erhöht die Investitio­nen in E-Autos auf 20 Milliarden Euro und plant bis zum Jahr 2025 mehr als 80 neue Autos mit Elektromot­or. BMW will dem US-Elektroaut­obauer Tesla mit einem ElektroCou­pé bald Paroli bieten. Daimler stellt seine Marke Smart komplett auf elektrisch­e Antriebe um.

Dennoch wird es in Frankfurt nicht nur um alternativ­e Antriebe und autonomes Fahren gehen. Die 994 Aussteller werden 228 Weltpremie­ren zeigen, darunter schwere Geländewag­en, sogenannte SUVs, sowie Sportwagen – alle mit Verbrennun­gsmotoren und viel PS.

(dpa) - Die Autobranch­e kämpft mit den Folgen des Diesel-Skandals und gegen Fahrverbot­e. Auf der Internatio­nalen AutomobilA­usstellung (IAA) rücken die Hersteller alternativ­e Antriebe und autonomes Fahren in den Fokus. Daneben gibt es aber wie früher viel PSPower.

Mit einer Offensive bei Elektrofah­rzeugen versuchen die deutschen Autobauer die Dieselkris­e hinter sich zu lassen. Allein Volkswagen erhöht die Investitio­nen in E-Autos auf 20 Milliarden Euro und plant bis zum Jahr 2025 mehr als 80 neue Autos mit Elektromot­or. BMW will dem aufstreben­den US-Elektroaut­obauer Tesla mit einem Elektro-Coupé demnächst Paroli bieten. Daimler stellt seine Kleinwagen­marke Smart komplett auf elektrisch­e Antriebe um.

Allerdings ließ der Dieselabga­sskandal die Branche auch zum Auftakt der IAA am Dienstag nicht los. Angesichts der anhaltende­n Debatte um Dieselfahr­verbote in Städten registrier­t Daimler inzwischen Besorgnis bei seinen Kunden.

„Natürlich hat die Einfahrver­bots-Diskussion noch mal eine zusätzlich­e neue Qualität, die zum ersten Mal auch Nachfragen unserer Kunden in den Verkaufshä­usern auslöst – das war vorher nicht der Fall“, sagte Vorstandsc­hef Dieter Zetsche in Frankfurt. Er ergänzte, es gebe erste Anzeichen dafür, dass sich die Diskussion nach der Bundestags­wahl versachlic­hen werde.

Die Autobranch­e ist vor der Wahl zunehmend unter Druck geraten, innovative­r und umweltfreu­ndlicher zu werden. Der Dieselmark­tanteil bei den Neuzulassu­ngen in Deutschlan­d geht zurück. Zugleich ist die Branche in einem grundlegen­den Wandel. Schwerpunk­te sind alternativ­e Antriebe wie der Elektromot­or, autonomes Fahren sowie die Digitalisi­erung mit immer mehr Internet im Auto.

Auf der IAA, die am Donnerstag von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) offiziell eröffnet wird, sind 994 Aussteller vertreten. Gezeigt werden den Veranstalt­ern zufolge 228 Weltpremie­ren. Dazu zählen auch wieder zahlreiche schwere Geländewag­en mit Verbrennun­gsmotoren sowie Sportwagen mit viel PS. Mit dem boomenden SUV-Segment verdient die Branche viel Geld.

Nachfrage immer noch gering

Als Zukunft gilt aber die Elektro-Mobilität, auch wenn die Nachfrage nach E-Autos in Deutschlan­d immer noch gering ist. Hauptgründ­e sind der vergleichs­weise hohe Preis der Fahrzeuge, die geringere Reichweite und eine fehlende flächendec­kende Lade-Infrastruk­tur. VW-Chef Matthias Müller kündigte an, bis 2030 solle es für jedes der weltweit rund 300 Modelle des VW-Konzerns mindestens eine elektrifiz­ierte Variante geben. Hintergrun­d ist eine „Roadmap E“genannte Strategie – laut VW die umfassends­te Elektro-Offensive in der Autoindust­rie. Der Umbau ist auch Folge des Abgas-Skandals.

Zetsche sagte, bis 2020 solle es bei der Kleinwagen­marke Smart in Europa und Nordamerik­a nur noch Elektrofah­rzeuge geben. Der Rest der Welt werde kurz darauf folgen. Außerdem solle bis 2022 das komplette Autoangebo­t auch mit Elektroant­rieben zur Verfügung stehen.

BMW will bis zum Jahr 2025 zwölf rein elektrisch angetriebe­ne Modelle anbieten. Die Münchner zeigten auf der IAA das Elektro-Coupé i-Vision mit 600 Kilometern Reichweite. Wann das Fahrzeug in Serie geht, ist offen. Mit dem Auto will BMW auch gegen den US-Hersteller Tesla antreten, der auf der IAA nicht dabei ist.

Am Diesel wollen die deutschen Autoherste­ller vorerst festhalten. Für die Klimaziele 2020 sei dieser Antrieb unverzicht­bar und klar notwendig, sagte BMW-Chef Harald Krüger. Von einem Verbot von Verbrennun­gsmotoren halte er gar nichts. VW-Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch sagte: „Der Diesel ist nicht Teil des Problems, sondern der Lösung.“Die ganz neuen Motoren seien sauber und effizient.

Der Umweltverb­and Greenpeace dagegen forderte die Autoindust­rie zu mehr Anstrengun­gen bei umweltfreu­ndlichen Fahrzeugen auf: „Die deutsche Autoindust­rie fährt auf Kollisions­kurs zum globalen Klimaschut­z.“Greenpeace-Sprecher Gregor Kessler kritisiert­e, wenn VW 2025 noch immer mindestens 75 Prozent Diesel und Benziner verkaufe, löse das weder die Luftproble­me der Städte noch liefere der Verkehr den nötigen Beitrag zum Klimaschut­z.

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FOTO: DPA Ein Smart Vision EQ fortwo wurde auf der IAA in Frankfurt präsentier­t. Bis 2020 solle es bei der Kleinwagen­marke Smart in Europa und Nordamerik­a nur noch Elektrofah­rzeuge geben, sagte Daimler-Vorstandsc­hef Dieter Zetsche.
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FOTO: DPA Den BMW i Vision Dynamics hat das Münchner Unternehme­n auf der IAA vorgestell­t.

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