Kurden im Irak stimmen über Unabhängigkeit ab
Zentralregierung in Bagdad will Ergebnis nicht anerkennen – Türkei droht mit Stopp der Ölexporte
(AFP/ dpa) - Trotz scharfer internationaler Kritik haben die Kurden im Nordirak in einem historischen Referendum über ihre Unabhängigkeit abgestimmt. Unter den mehr als fünf Millionen Wahlberechtigten zeichnete sich am Montag eine hohe Wahlbeteiligung ab – offiziellen Angaben zufolge gaben bis Nachmittags mehr als 70 Prozent ihre Stimme ab. Es wird mit einer großen Mehrheit für die Abspaltung vom Irak gerechnet. Die Abstimmung ist jedoch rechtlich nicht bindend. Ein Wahlergebnis wird für heute erwartet.
Der Nachbar Iran schloss nach dem Luftraum nach offiziellen Angaben auch die Grenze zu den KurdenGebieten. Allerdings gab es unterschiedliche Berichte dazu, ob ein Grenzübergang weiterhin geöffnet blieb. Die Türkei und Iran fürchten Auswirkungen auf die Autonomiebestrebungen ihrer eigenen kurdischen Minderheiten.
Die USA sprachen sich ebenfalls gegen das Referendum aus, weil sie den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) gefährdet sehen. Für diesen erhalten die Kurden auch militärische Hilfe aus Deutschland. Das Votum sei „verfassungswidrig und gegen den gesellschaftlichen Frieden“, sagte Iraks Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte, die Ölexporte zu stoppen. Ankara bezeichnete die Abstimmung als „nichtig“.
Für viele Kurden würde sich mit der Unabhängigkeit ein Traum erfüllen. Sie verweisen darauf, dass sie lange von der Zentralregierung in Bagdad unterdrückt worden sind.