Worte von Samuel Koch gehen unter die Haut
Verunglückter „Wetten, dass..?“-Kandidat sorgt in Irndorf für lustige wie nachdenkliche Momente
- Samuel Koch, der seit seinem schweren Unfall 2010 bei der ZDF-Show „Wetten, dass..?“vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist, hat am Mittwochabend mit seinem Auftritt in der St.-Peter-Kirche in Irndorf für viele lustige und nachdenkliche Momente bei den Zuhörern gesorgt.
Mit mehr als 230 Interessierten war die St.-Peter-Kirche in Irndorf nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt, als Judith Gebhardt, Samuel Kochs Cousine, mit ruhigen und gefühlvollen Tönen am Piano die Veranstaltung eröffnete. Mit einem wiederholten „Hallo“und einem gebrochenen linken Fuß begrüßte Samuel Koch seine Zuhörer. Den Fuß habe er, sich „beim Skifahren“gebrochen, witzelte der gelernte Schauspieler selbstironisch. Eine Kostprobe von seinem Humor über sich selbst, bekamen die Irndorfer mehrmals an diesem Abend zu hören. Ihm gelangen damit einige Lacher zu einer Leidensgeschichte, die alles andere als witzig ist.
Zwei Bücher, „Samuel Koch – Zwei Leben“und „Rolle vorwärts – Das Leben geht weiter, als man denkt“, schrieb er nach seinem Unfall in der ZDF-Show „Wetten, dass..?“. Beide hatte er im Gepäck und las in Irndorf Auszüge daraus vor – und die gingen mehrmals unter die Haut.
Er erzählte von einer Begegnung mit einem 14-jährigen Mädchen, das einen Tumor im Rückenmark hatte und ihm in der Reha erste Geherfolge präsentierte. „Ich freute mich für sie und war gleichzeitig neidisch“, gibt Koch zu, während er augenscheinlich gemütlich in einem orangenen Sessel saß und die Füße übereinan- dergeschlagen hatte. Letztlich sei sie gestorben.
Er sei oft gefragt worden, was er als erstes machen würde, wenn er wieder laufen könne. „Ich würde einfach rausgehen und loslaufen“, las er vor. Er wolle beispielsweise die raue Rinde an den Bäumen spüren, die Beine überkreuzen „und die Hände hinter dem Kopf verschränken“, sagte er und fügte hinzu: „Spätestens im Himmel werde ich all’ das wieder tun können“, so der bekennende Christ.
Er beschrieb seine „wahren Glücksmomente“und erzählte sei- nen Zuhörern von spontanen Aktionen. Beispielsweise wagte er sich mit seinem Bruder auf der Kirmes in eine Gondel eines wilden Fahrgeschäfts – Hals über Kopf. Alles ging gut. „Ich schaue weniger auf das, was nicht mehr geht, sondern mehr auf das, was geht“, so die motivierenden Worte des 30-Jährigen, der seit seinem Unfall 2010 in der ZDF-Show an einen Rollstuhl gefesselt ist.
Einen Anstoß zum Nachdenken gab er bezüglich der Nützlichkeit und den Wert eines Menschen. Durch seine Behinderung sei er zu einem kleinen Wirtschaftsbetrieb geworden, mit dem er mehrere Menschen beschäftige. „Meine Behinderung macht mich nützlicher, nur mir nützt sie nichts“, so seine humorvollen, aber auch gleichzeitig nachdenklichen Worte. Der Wert eines Menschen hänge nicht von seiner Nützlichkeit ab.
Samuel Koch beantwortete zwischen seiner Lesung Fragen der Zuhörer und stand im Anschluss an die Veranstaltung noch für persönliche Gespräche und Fotos bereit, von denen mehrfach Gebrauch gemacht wurde. Ihm gelang in Irndorf ein rundum gelungener Auftritt, der unter die Haut ging, die Zuhörer mehrmals zum Lachen brachte – aber auch nachdenklich stimmte. Sein Publikum dankte ihm mit einem langanhaltenden Applaus.