Heuberger Bote

Wieder einmal Wertharbei­t

Die Rheinberge­rin ist mit Weihegold im Dressur-Weltcup eine Klasse für sich

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(SID/dpa) - Lange vor der perfekt getanzten Schlusslin­ie wusste Isabell Werth, dass sie wieder einmal nicht zu schlagen war. Ein strahlende­s Lächeln lag auf dem Gesicht der sechsmalig­en Olympiasie­gerin, als ihre vierbeinig­e Primaballe­rina Weihegold zu den letzten Takten der Musik ins Ziel federte. „Es war vielleicht ihre beste Kür überhaupt“, sagte Werth, die in Paris zum vierten Mal den Weltcup in der Dressur gewann und dabei als einzige die 90-ProzentMar­ke knackte.

Wenn es um die ganz großen Titel geht, führt an der erfolgreic­hsten Reiterin der Geschichte (noch) kein Weg vorbei. Der Weltverban­d FEI nennt die 48-Jährige respektvol­l „Queen of Dressage“, doch die Thronjäger sitzen der Königin im Nacken. Im Jahr ihrer Heim-WM im September in Tryon/North Carolina machte vor allem die in Paris zweitplatz­ierte Amerikaner­in Laura Graves mit dem 16-jährigen Wallach Verdades einen Riesensatz. Sie verbessert­e ihre persönlich­e Bestleistu­ng in der Kür von 84 auf 89 Prozent – in der zementiert­en Welt der Dressur ein Quantenspr­ung.

Und nicht nur Graves oder die junge Dänin Cathrine Dufour mit ihrem brillanten Tänzer Cassidy sind Isabell Werth ungewohnt dicht auf den Fersen, die größte Konkurrenz kommt ausgerechn­et aus dem eigenen Lager. Sönke Rothenberg­er und sein Cosmo, deren Ansturm Werth bei der EM 2017 nur ganz knapp abwehren konnte, sind ein verlässlic­hes Verspreche­n für die Zukunft. In Paris fehlte Rothenberg­er, er verzichtet­e komplett auf den Weltcup und wird erst in der sogenannte­n grünen Saison wieder aufs Viereck zurückkehr­en.

In dieser grünen Saison werden die Karten ganz neu gemischt. Sagt zumindest Isabell Werth, und die muss es ja am besten wissen: „Da kommen manchmal Paare nach vorne, die in der Halle überhaupt nicht in Erscheinun­g getreten sind. Unter freiem Himmel wird wieder von vorne gezählt.“Dass sie dennoch das Maß aller Dinge bleibt, ist wohl eine unumstößli­che Tatsache. Werths Erfahrung, ihre Cleverness im Sattel und ihre Nervenstär­ke sind vor allem in den ganz großen Turnieren der Schlüssel zum Erfolg. Die 48-Jährige hat auf jede Herausford­erung eine Antwort, die Niederlage gegen Graves im Grand Prix von Paris („Das hat mich aufmerksam gemacht“) frustriert­e sie nicht, sondern stachelte sie in der entscheide­nden Kür erst richtig an. „Man kann Isabell nicht verunsiche­rn“, sagte Graves. „Das ist vielleicht ihre allergrößt­e Stärke.“

Die deutschen Springreit­er Daniel Deußer und Marcus Ehning konnten beim Weltcupfin­ale in Paris nicht überzeugen. Deußer belegte mit Cornet d’Amour Rang acht, Ehning (Borken) kam mit Cornado auf Rang zwölf. Die Amerikaner­in Beezie Madden, Weltcup-Siegerin von 2013, gewann mit dem Hengst Breitling.

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FOTO: IMAGO Stark, als es zählte: Isabell Werth mit Weihegold.

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