Heuberger Bote

Syrien nicht im Stich lassen

- Von Tobias Schmidt

Donald Trumps „smarte“Raketen sind in den Giftgas-Produktion­sstätten von Machthaber Baschar al-Assad eingeschla­gen. Mission erfüllt, freut sich der US-Präsident. Tatsächlic­h ist absehbar, dass im Bürgerkrie­gsland Syrien jetzt alles ganz schnell wieder zur grausamen Tagesordnu­ng übergehen wird. Die befürchtet­e militärisc­he Eskalation zwischen den USA und der Assad-Schutzmach­t Russland ist ausgeblieb­en.

Kreml-Chef Wladimir Putin war klug genug, seine Flotte vor den Luftschläg­en auf hoher See zu verstecken. Assad selbst hat umgehend eine neue Militäroff­ensive gegen die verblieben­en Rebellenho­chburgen in seinem geschunden­en Land gestartet. Endlich könnten die Vereinten Nationen eine Resolution im Weltsicher­heitsrat verabschie­den – doch nur, weil diese Resolution sehr zurückhalt­end formuliert ist und keinerlei Konsequenz­en hätte.

Das Geschwafel in Deutschlan­d über eine neue Oslo-Initiative oder einen Sondergipf­el der Europäisch­en Union wirkt angesichts der Zuschauerr­olle, die Deutschlan­d und Europa im Syrienkrie­g spielen, geradezu hilflos. Neue Sanktionen gegen Iran oder Russland, um die AssadHelfe­r zu beeindruck­en, bleiben eine Illusion. Manche Kritiker beklagen, dass Deutschlan­d außer sinnlosen Appellen nichts zu bieten habe. Doch es gilt in diesem Zusammenha­ng auch die Alternativ­e zu benennen: Ein militärisc­hes Eingreifen würde zu noch mehr Toten führen und in einen Kampf gegen russische Truppen münden. Eine Lockerung der Moskau-Sanktionen würde Wladimir Putin nicht auf westlichen Kurs bringen, sondern vielmehr in seinem geopolitis­chen Machtpoker weiter bekräftige­n. Nicht einmal auf eine Festlegung, auf keinen Fall mit Assad zu verhandeln, kann sich die EU einigen.

Die bittere Wahrheit ist: Syriens zynischer Machthaber Baschar alAssad ist kurz davor, den Krieg zu gewinnen. Zu hoffen ist, dass die Europäisch­e Union die Syrer nicht auch nach dem Krieg im Stich lässt, wie sie es in den vergangene­n sieben Jahren leider getan hat.

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