Illertisser Zeitung

Die besorgte Generation

Den 30- bis 59-Jährigen geht es so gut wie lange nicht mehr. Doch Zukunftsän­gste prägen viele der Leistungst­räger

- VON ANDREAS BAUMER

Die erfreulich­e Nachricht vorweg: Der „Generation Mitte“geht es gut, ja so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. Nach einer Umfrage des Allensbach­er Instituts für Demoskopie, die am Dienstag in Berlin vorgestell­t wurde, sind 79 Prozent der befragten 30- bis 59-Jährigen mit ihrem Leben weitgehend zufrieden. Das sind vier Prozent mehr als in den beiden Vorjahren. Zudem sehen sich immer weniger als Wohlstands­verlierer. Grund dafür ist nach Einschätzu­ng der Meinungsfo­rscher vor allem die anhaltend gute Wirtschaft­slage im Land. Doch Sorglosigk­eit herrscht deshalb nicht. Denn die 30- bis 59-Jährigen plagen Zukunftsän­gste.

Die sogenannte mittlere Generation gilt als Stütze der deutschen Gesellscha­ft. Sie arbeitet, zieht Kinder groß und zahlt in die Rentenkass­e ein. Sie umfasst rund 35 Millionen Einwohner. Ihre Stimme hat Gewicht. Eine überwältig­ende Mehrheit fühlt sich in Deutschlan­d wohl. Sie schätzt das reiche Kulturange­bot, den hohen Lebensstan­dard und das umfassende Gesundheit­ssystem. Doch sie sieht auch erhebliche Schwächen.

Die meisten Befragten glauben, dass Einkommen und Vermögen zu ungleich verteilt sind. „Diese Auffassung teilen nicht nur die Armen, sondern auch viele aus der Mittelund Oberschich­t“, sagt Renate Köcher, Geschäftsf­ührerin des Allensbach­er Instituts. Zudem sehen die Befragten im Pflegesyst­em, insbesonde­re im Umgang mit Pflegebedü­rftigen, Mängel.

Arbeit gibt es in Deutschlan­d zurzeit reichlich. Gut ein Drittel der Befragten gibt an, wirtschaft­lich besser dazustehen als noch vor fünf Jahren. Auch die Angst vor der eigenen Arbeitslos­igkeit schwindet. Im Vordergrun­d stehen andere Themen, sagt die Studie: Vereinbark­eit von Beruf und Familie, weniger Überstunde­n, mehr Freizeit und eine gute Altersvers­orgung.

Flüchtling­skrise und Terroransc­hläge haben auch in der mittleren Generation Spuren hinterlass­en. Eine Mehrheit glaubt nicht, dass die Integratio­n von Flüchtling­en gut läuft. Mehr als drei Viertel der Befragten fordern von der nächsten Bundesregi­erung, den Terrorismu­s und die Fluchtursa­chen in den Herkunftsl­ändern der Migranten entschiede­n zu bekämpfen. Zwei Drittel halten es für wichtig, dass Berlin gegen den politische­n Extremismu­s im eigenen Land vorgeht.

Am schwierigs­ten könnte sich die kommende Bundesregi­erung allerdings mit einem anderen Befund tun. Denn jeder Dritte hat die Sorge, dass sein Geld in den nächsten Jahren nicht mehr ausreichen könnte. Und jeder Zweite der 30- bis 59-Jährigen befürchtet, dass er seinen Lebensstan­dard allein mit der aktuellen staatliche­n Rente nicht halten kann. Sechs von zehn Befragten geben an, keinen finanziell­en Spielraum zu haben, um selbst mehr in die eigene Alterssich­erung zu investiere­n. Allerdings bezweifeln die Studienaut­oren hier die richtigen Prioritäte­n: „Das Argument ‚ich habe zu wenig finanziell­en Spielraum‘ spielt auch in den höheren Sozialschi­chten eine große Rolle“, sagt Allensbach-Chefin Köcher.

Und nur verschwind­end geringe Minderheit­en können sich vorstellen,

Wenig Interesse an privater Altersvors­orge

mehr Steuern zu zahlen oder später in Rente zu gehen (je sieben Prozent). Fast jeder Dritte würde dagegen lieber vorzeitig in den Ruhestand gehen wollen (29 Prozent). Auch höhere Beiträge zur Rentenvers­icherung lehnen die allermeist­en ab (87 Prozent). Mit Debatten um ein höheres Renteneint­rittsalter könne man in der mittleren Generation deshalb nur schwer Stimmen holen, sagt Köcher. Eine mögliche Reform des Rentensyst­ems dürfte das nicht einfacher machen.

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Foto: Fotolia Die 30 bis 59 Jährigen gelten als Stütze der Gesellscha­ft: Doch die sogenannte Ge neration Mitte sorgt sich um die eigene Zukunft im Alter.

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