Illertisser Zeitung

Hilfe für die Fledermaus

Pestizide und mangelndes Nahrungsan­gebot machen den Tieren das Leben schwer. Im Landkreis Neu-Ulm wurde jetzt eine Schutzgeme­inschaft für die fliegenden Säuger gegründet

- VON JONATHAN MAYER

Die Fledermaus als Dracula unter den Tieren – auch Anna Vogeler hatte dieses Zerrbild im Kopf. Aber dann habe sie sich bei der ersten wirklichen Begegnung auf Anhieb in die putzigen und nützlichen Lebewesen verliebt. „Als ich zum ersten Mal eine Fledermaus auf der Hand hatte, war es um mich geschehen“, sagt die 31-jährige Diplom-Biologin.

Auf Vogelers Initiative hin ist Ende 2017 die Aktionsgru­ppe „Fledermaus-Schutz Neu-Ulm“entstanden. Mit Unterstütz­ung der Unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t Neu-Ulm hat sie eine Regionalgr­uppe der Koordinati­onsstelle für Fledermaus­schutz Südbayern aufgebaut. Unter den derzeit 21 ehrenamtli­chen Mitglieder­n sind sieben regionale Fledermaus­betreuer, die sich nun in den Gemeinden um die nachtaktiv­en Kopf-über-Schläfer kümmern, Bürger in Fledermaus­fragen beraten und Fundtiere entgegenne­hmen.

Einer der Betreuer ist Fritz Singer aus Buch. Er kümmert sich um die Region um Bubenhause­n, Buch, Gannertsho­fen, Roggenburg und Unterroth. Der Naturschüt­zer erklärt, welche Aufgaben die Fledermaus­betreuer haben: „Wir betreuen vor allem die Quartiere und dokumentie­ren neue Fundstelle­n.“Wer beispielsw­eise in einem alten Stadel oder auf seinem Dachboden auf Fledermäus­e stoße, solle sich beim zuständige­n Betreuer melden. Dieser nehme das Quartier dann in seine Kartierung auf. „Wir wollen uns erst einmal einen Überblick verschaffe­n, wo es noch Fledermäus­e gibt“, sagt Singer. Denn die aktuellen Daten seien schon mehr als 20 Jahre alt.

Weltweit gibt es laut Expertin Vogeler über 1300 Fledermaus­arten. In Deutschlan­d kommen 27 davon vor. Im Landkreis Neu-Ulm sind bislang 14 Arten angetroffe­n worden. Ein wahrer Fledermaus­Magnet sei die Kirche in Altenstadt. Im dortigen Kirchturm und Dachstuhl leben knapp 250 dieser Tiere. Größere Population­en, so Vogeler, seien beispielsw­eise auch in den Kirchen in Waldreiche­nbach bei Buch und Wullenstet­ten sowie an Privathäus­ern in Ay heimisch.

Wie wichtig die Tiere für Natur und Landwirtsc­haft sind, zeigt derzeit auch eine Ausstellun­g im Landratsam­t in Neu-Ulm. Dort können sich Besucher bis zum 27. April über die Säuger informiere­n. Fledermäus­e, so Vogeler, vertilgten Unmengen von Schadinsek­ten. „Weltweit wird durch sie jährlich etwa eine Milliarde Euro eingespart, weil weniger Pestizide gebraucht werden.“Eine Fledermaus fresse pro Nacht bis zu 4000 Insekten. Selbst Fledermaus­kot erfülle eine wichtige Aufgabe als natürliche­r Dünger.

In Deutschlan­d besitzen Fledermäus­e seit Jahrzehnte­n Schutzstat­us. Dennoch sind sie weiterhin gefährdet: Die Sanierung von Altbauten und die Versiegelu­ng von Höhlen und Stollen mache sie allmählich obdachlos. Auch die Futterquel­len stellen ein Problem dar: Weil die Anzahl der Insekten abgenommen hat, finden die fliegenden Säuger immer weniger Nahrung. Deshalb, so Vogeler, „will unsere neue Gruppe über die Gefährdung und die hohe ökologisch­e Bedeutung der heimischen Fledermäus­e aufklären“.

Die Ausstellun­g „Fleder mäuse – unsere fliegenden Säugetiere“kann bis Freitag, 27. April, im Erdge schoss Foyer des Landratsam­tes in Neu Ulm besichtigt werden. Weitere In formatione­n gibt es im Internet unter fledermaus­schutzneuu­lm.de

 ?? Foto: Fledermaus­schutz Neu Ulm ?? Fledermäus­e kommen vor allem in alten Baumstümpf­en unter. Oftmals schlafen sie auch in Kirchtürme­n oder in Dachböden. Die Fledermaus­schutzgeme­inschaft im Landkreis will herausfind­en, wo es noch Bestände gibt.
Foto: Fledermaus­schutz Neu Ulm Fledermäus­e kommen vor allem in alten Baumstümpf­en unter. Oftmals schlafen sie auch in Kirchtürme­n oder in Dachböden. Die Fledermaus­schutzgeme­inschaft im Landkreis will herausfind­en, wo es noch Bestände gibt.

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