Hilfe für die Fledermaus
Pestizide und mangelndes Nahrungsangebot machen den Tieren das Leben schwer. Im Landkreis Neu-Ulm wurde jetzt eine Schutzgemeinschaft für die fliegenden Säuger gegründet
Die Fledermaus als Dracula unter den Tieren – auch Anna Vogeler hatte dieses Zerrbild im Kopf. Aber dann habe sie sich bei der ersten wirklichen Begegnung auf Anhieb in die putzigen und nützlichen Lebewesen verliebt. „Als ich zum ersten Mal eine Fledermaus auf der Hand hatte, war es um mich geschehen“, sagt die 31-jährige Diplom-Biologin.
Auf Vogelers Initiative hin ist Ende 2017 die Aktionsgruppe „Fledermaus-Schutz Neu-Ulm“entstanden. Mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Neu-Ulm hat sie eine Regionalgruppe der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern aufgebaut. Unter den derzeit 21 ehrenamtlichen Mitgliedern sind sieben regionale Fledermausbetreuer, die sich nun in den Gemeinden um die nachtaktiven Kopf-über-Schläfer kümmern, Bürger in Fledermausfragen beraten und Fundtiere entgegennehmen.
Einer der Betreuer ist Fritz Singer aus Buch. Er kümmert sich um die Region um Bubenhausen, Buch, Gannertshofen, Roggenburg und Unterroth. Der Naturschützer erklärt, welche Aufgaben die Fledermausbetreuer haben: „Wir betreuen vor allem die Quartiere und dokumentieren neue Fundstellen.“Wer beispielsweise in einem alten Stadel oder auf seinem Dachboden auf Fledermäuse stoße, solle sich beim zuständigen Betreuer melden. Dieser nehme das Quartier dann in seine Kartierung auf. „Wir wollen uns erst einmal einen Überblick verschaffen, wo es noch Fledermäuse gibt“, sagt Singer. Denn die aktuellen Daten seien schon mehr als 20 Jahre alt.
Weltweit gibt es laut Expertin Vogeler über 1300 Fledermausarten. In Deutschland kommen 27 davon vor. Im Landkreis Neu-Ulm sind bislang 14 Arten angetroffen worden. Ein wahrer FledermausMagnet sei die Kirche in Altenstadt. Im dortigen Kirchturm und Dachstuhl leben knapp 250 dieser Tiere. Größere Populationen, so Vogeler, seien beispielsweise auch in den Kirchen in Waldreichenbach bei Buch und Wullenstetten sowie an Privathäusern in Ay heimisch.
Wie wichtig die Tiere für Natur und Landwirtschaft sind, zeigt derzeit auch eine Ausstellung im Landratsamt in Neu-Ulm. Dort können sich Besucher bis zum 27. April über die Säuger informieren. Fledermäuse, so Vogeler, vertilgten Unmengen von Schadinsekten. „Weltweit wird durch sie jährlich etwa eine Milliarde Euro eingespart, weil weniger Pestizide gebraucht werden.“Eine Fledermaus fresse pro Nacht bis zu 4000 Insekten. Selbst Fledermauskot erfülle eine wichtige Aufgabe als natürlicher Dünger.
In Deutschland besitzen Fledermäuse seit Jahrzehnten Schutzstatus. Dennoch sind sie weiterhin gefährdet: Die Sanierung von Altbauten und die Versiegelung von Höhlen und Stollen mache sie allmählich obdachlos. Auch die Futterquellen stellen ein Problem dar: Weil die Anzahl der Insekten abgenommen hat, finden die fliegenden Säuger immer weniger Nahrung. Deshalb, so Vogeler, „will unsere neue Gruppe über die Gefährdung und die hohe ökologische Bedeutung der heimischen Fledermäuse aufklären“.
Die Ausstellung „Fleder mäuse – unsere fliegenden Säugetiere“kann bis Freitag, 27. April, im Erdge schoss Foyer des Landratsamtes in Neu Ulm besichtigt werden. Weitere In formationen gibt es im Internet unter fledermausschutzneuulm.de