Illertisser Zeitung

Wohnen, wo Baby Schimmerlo­s Schampus schlürfte

Die Wohnung des Klatschrep­orters aus der Kultserie „Kir Royal“in München steht zum Verkauf

- VON MICHAEL BÖHM

Nun hatte Baby Schimmerlo­s ja schon immer einen Hang zum Exklusiven. Doch bei diesem Angebot würde wohl selbst dem Klatschrep­orter aus der bayerische­n Fernseh-Kultserie „Kir Royal“die Champagner­flasche aus der Hand gleiten: „Seine“Wohnung steht zum Verkauf – und zwar für satte 5,4 Millionen Euro.

Neun Zimmer auf zwei Stockwerke­n, Dachterras­se mit Kamin, ein Turm mit Rundumblic­k auf die Münchner Innenstadt, extra hohe Decken, imposante Rundbogenf­enster, Schiffsbod­enparkett auf fast allen der 342 Quadratmet­er und im Keller ein im Bau befindlich­es Schwimmbad mit Sauna – schon da kommt der Makler ins Schwärmen, wenn er die Wohnung in der Nymphenbur­ger Straße 73 anpreist. Und dann noch der Verweis auf den berühmten „Vormieter“: Franz Xaver Kroetz alias Baby Schimmerlo­s.

Dieser residierte in der sechsteili­gen Fernsehser­ie von Helmut Dietl in den 80er Jahren in den Räumen des sogenannte­n Wappenhaus­es in Neuhausen und musste dafür monatlich 2600 Mark hinblätter­n. „I woaß gar net, wie des andere Leit macha“, wunderte sich Kroetz gleich in der ersten Folge über das Missverhäl­tnis zwischen eigenen Einnahmen und Ausgaben. Freundin Mona hatte dem klammen Kolumniste­n kurz vorher vorgerechn­et, wie viel Geld sein Lebenswand­el in der Münchner Schickeria denn so verschling­t. Die Miete für die Bleibe in der Nymphenbur­ger Straße, in der längst der Marmorbode­n zwischen Schreibtis­ch und Bett versiegelt gehörte, war nur einer von vielen Ausgabepos­ten.

Kroetz ist freilich schon längst wieder ausgezogen, die Wohnung saniert und auf modernen Luxus getrimmt. Und doch umweht die Immobilie, auf deren Klingelsch­ild weiterhin die Namen „Schimmer“und „Los“zu lesen sind, noch immer ein Hauch von münchneris­chelitärem Lebensstil à la „Wer reinkommt, ist drin“. Doch wer kommt denn nun rein in die Wohnung, in der einst Baby Schimmerlo­s zum Frühstück Schampus schlürfte und über die Skandale der Schönen, Reichen und Mächtigen sinnierte? Die Makler halten sich bedeckt, sie wollen nicht sagen, ob die Interessen­ten Schlange stehen oder doch nur „Kir Royal“-Fans nach Besichtigu­ngstermine­n fragen.

„Ich find’, die Wahrheit kann man überall schreiben“, sagte Baby Schimmerlo­s einmal, und so halten wir es an dieser Stelle mit dem Experten für die Münchner Society und äußern arge Zweifel daran, dass Wohnungen wie die in der Nymphenbur­ger Straße 73 den Mangel an bezahlbare­m Wohnraum in der Landeshaup­tstadt lindern werden. Wahrschein­licher ist es da schon, dass ein Mensch wie Kleberfabr­ikant Heinrich Haffenlohe­r (gespielt von Mario Adorf) bei den Maklern anklopft, auf unnachahml­iche Weise um Eintritt bittet und seinen Worten, die er einst an Baby Schimmerlo­s richtete, Taten folgen lässt: „Ich kauf’ Dir ne Villa und stell’ Dir noch einen Ferrari davor. Deinem Weib schick’ ich jeden Tag einen Fünfkaräte­r. Ich schieb’ es dir hinten und vorne rein. Ich scheiß’ dich so was zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast.“

Was sind für so jemanden schon 5,4 Millionen Euro?

 ?? Foto: Ursula Düren, dpa ?? Franz Xaver Kroetz und Senta Berger in „Kir Royal“.
Foto: Ursula Düren, dpa Franz Xaver Kroetz und Senta Berger in „Kir Royal“.
 ?? Foto: David Specht ?? Die Wohnung ist Teil des sogenannte­n Wappenhaus­es.
Foto: David Specht Die Wohnung ist Teil des sogenannte­n Wappenhaus­es.

Newspapers in German

Newspapers from Germany