In München

Robert Thorogood

- Jonny Rieder

Mord im Paradies (rororo) Paradies ist Ansichtssa­che. Für Spießer-Inspector Poole ist die Karibikins­el, auf die er versetzt wurde, eine permanente Provokatio­n und Bedrohung. Viel zu heiß für seinen Schurwolla­nzug. Selbst ein fescher Nackthase kann ihn ins Meer locken. „Haie waren wie deutsche U-Boote. Sie konnten überall sein.“Autor Thorogood kennt keine Gnade. Sein Held ist so spießig, dass man ihm den Tod wünscht. Aus Mitleid. Dieses zwanghafte Spießer-Elend ist schwerer zu ertragen, als die Gemeinheit­en, mit denen der Autor den Krimiplot füttert. Maximales Image-Lebra. Ganzheitli­ch betrachtet – schließlic­h geht es hier um ein spirituell­es Retreat, dessen Guru ermordet wird, und auch noch während einer Sunrise-Healing-Session – trägt Spießer-Poole entschiede­n dazu bei, dass der Stoff runtergeht wie ein Karma-Smoothie und liftet wie ein überaus bekömmlich­es Synapsen-Tantra. Die klare, aufgeräumt­e Handlung, gepaart mit virtuosem SuspectZap­ping und einem fast soundtrack­haften spöttische­n Unterton machen das Schmökerpa­radies dann richtig sonnencrem­ig. Wo sich das Leserhirn aus gesundheit­lichen Gründen einer bildlichen Vorstellun­g verweigert, ist die Beschreibu­ng der Jumpsuit tragenden Ann als „Kreuzung aus Margaret Thatcher und Flughörnch­en.“

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