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Die Stadt wird etwas ruhiger. Die Straßen leeren sich, wenn halb München an den Badestränden flackt. Wer dennoch den Thrill braucht, um seinen Pulsschlag auch in den heißen Nächten hoch zu peitschen, muss deshalb auf illegales Krimi-Doping setzen. Starken Tabak legt Manuela Obermeier auf die Shisha-Kohlen. Im Wald wird eine halb entblößte Frauenleiche gefunden. Die vielen Verletzungen und Narben deuten auf langjährige Misshandlungen hin. Kommissarin Toni Stieglitz übernimmt die Ermittlungen. Und einen Hauptverdächtigen hat sich auch schon: den Ehemann der Toten. Bleibt nur die Frage, was ihre eigenen Motive angeht – Antrieb aus ihrer eigenen Vergangenheit etwa? „Tiefe Schuld“, der neue Stieglitz-Krimi mit der Münchner Polizeihauptkommissarin, wirft tiefe Fragen auf. Die gilt es im Keller zu klären – natürlich tief unten. (Einstein Kultur, 21.7.)
Nicht weniger mitreißend und nervenmassierend, dafür aber in der Regel etwas humoriger geht es beim traditionellen Isar Slam zu. Einer der Zugpferd-Gäste von Pierre Jarawan und Ko Bylanzky ist diesmal ein echter Scherzkeks, der Wortspielereien in Windgeschwindigkeit abschießt. Der ulkigste Gag könnte sich bereits hinter seinen Namen verbergen: Tom aus Graz kommt nämlich, hi, hi, aus Wien. Ihm dürften im Mikro-Wettstreit unter anderem die Bonnerin Anke Fuchs, immerhin Grand Dame der Spoken-Word-Szene, sowie der Bayerische Poetry-Slam-Meister Yannik Sellmann aus München das Leben schwer machen. (Ampere, 25.7.)
Ohne Battle-Ansatz, dafür noch besser zum Gehirnzellenjogging geeignet ist die Theatertexter-Lesung mit dem schönen Aufforderungstitel Bellt! Blecht! Die Mitglieder des Netzwerks – darunter Katrin Diehl, Jessica Riccò und Leander Steinkopf – tragen in jeweils nur achtminütigen Einheiten 16 „dramatische Essenzen“vor. Soll heißen, dass mit allem Besteck geklappert wird, das die Genres hergeben – von der Komödie zum Trauerspiel, von Performativem bis zum Dokumentarischen, von schrillen Sprachspielen zu wuchtigen Denkanstößen. Fürs Fachsimpeln und die Getränke bleibt zwischen den Blöcken ausreichend Zeit. (HochX, 22.7.)
Vor allen mit den Kaltschalen hielt sich bekanntlich Oskar Maria Graf, der im New Yorker Exil das gute Bier vermisste, aber auf seine Krachlederne nicht verzichten wollte, bei Laune. „Ein gemütliches Spektakel war überall“, kann man ihn heute noch zitieren. Die Schauspielerin und Musikerin Maria Hafner tischt eine zünftig-literarische Matinee zu seinem Gedenken und dem 123. Geburtstag auf. Mrs Zwirbl verleiht dem Ganzen Spektakel-Schwung. (Monacensia, 23.7. 11.00 Uhr)
Am Literaturhaus steigt weiterhin ebenfalls eine Jubiläumsreihe – nämlich zum 20. Geburtstag der rührigen Institution. Ein Höhepunkt ist dabei die junge Release Hoch 2-Partylesung. Dabei tragen Autoren von der Akademie des Schreibens neue Texte aus dem Seminar für historische Romanstoffe vor. Zudem stellt das Magazin (kon) Paper seine neueste Ausgabe zu Literatur und Kultur vor. (Literaturhaus, 26.7.)
In der lockeren Reihe des Überbietungswettbewerbs, ausgefallene Orte für Auftritte zu finden, dürfte sich Manfred Fock einen guten Startplatz gesichert haben. Er tritt mit der „Gartenzwerglesung“mit dem schönen Titel „Laich am Teich – Mörderische Aussichten“in den Schaugewächshäuser an. (Botanischer Garten, 1.8.)
Bleibt zum Schluss das bereits zweite Fest für Kinderlyrik, bei dem hintersinnige, vergnügliche und einfach nur tierische Verse unter anderem von Paul Maar, James Krüss und Erich Kästner vorgetragen werden. (Internationale Jugendbibliothek Schloss Blutenburg, 23.7. 11.00 Uhr)