Thomas Rydahl
Der Einsiedler
(Heyne Encore)
Wer eigentlich schon abgeschlossenen hat mit skandinavischen Krimis, sollte hier nochmal zugreifen: Thomas Rydahl, 1974 im dänischen Aarhus geboren, belebt mit seinem ersten Roman, nach einer Kurzgeschichtensammlung, das Sub-Genre neu. Zunächst scheint es ein bisschen wie immer: Hauptprotagonist Erhard Jorgensen ist ein versoffener alter Mann mit mysteriöser Vergangenheit, der vor zwanzig Jahren Frau und dänische Heimat verlassen hat, um sich auf der Kanareninsel Fuerteventura niederzulassen. Dort lebt er einsam und bescheiden als Taxifahrer, feiert mit seinen wenigen Freunden und verbringt seine Zeit mit Lesen und Trinken. Als in einem Auto am Strand die Leiche eines kleinen Jungen entdeckt wird und es nicht den Anschein hat, dass die Polizei der Insel den Fall weiterverfolgt, fängt Jorgensen an, auf eigene Faust zu ermitteln. Was folgt, ist der berühmte Stich ins Wespennest einer durch und durch korrupten Inselgesellschaft, die für den alten Dänen schon bald ziemlich gefährlich wird. Rydahl versteht es formidabel ein Panoptikum der Bevölkerung zu schaffen, seine gekonnte Zeichnung der einzelnen Charaktere und unvorhergesehene Handlungswendungen zeugen hier von einem Autor, von dem man hoffentlich schon bald wieder hören wird.