AUSSTELLUNGEN
Farbauftrag
Haben Sie gewusst, dass die Pinakothek der Moderne eigentlich noch gar nicht fertig ist? Naja, so ganz stimmt das jetzt auch wieder nicht. Also sagen wir: unvollendet. Was fehlt? Ein von Anfang an geplanter Erweiterungsbau, ein Zentrum für Kunst und Architekturvermittlung, in dem auch Büro- und Archivräume und Ausstellungsflächen Platz finden sollten. Im Entwurf des Architekten Stephan Braunfels war dieser L-förmige „Zweite Bauabschnitt“, so der Arbeitstitel, von Anfang an angelegt. Denn dass es eng werden würde für die vier Sammlungen unter einem Dach, war klar. Erst hieß es: Der zweite Bauabschnitt wird kommen. Dann kam das Brandhorst dazwischen. Vielmehr: die höheren Baukosten. Und plötzlich war das Geld knapp und der Erweiterungsbau vom Tisch. Besonders betroffen von der Platznot ist die Staatliche Graphische Sammlung, deren Depot- und Verwaltungsflächen sich in der Katharinavon-Bora-Straße unter nicht ganz optimalen Umständen drängeln. Ja und nu? Wenn nix passiert, muss man’s halt selbst anpacken. Wir bauen an! – so optimistisch, frisch und frei klingt der Titel der Ausstellung in der Architekturgalerie München (18. Mai bis 7. Juni), einer Kooperation zwischen dem Architekturmuseum und dem Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren der TU. Gezeigt werden Entwürfe von Studenten, die sich am Prinzip der „Schaustelle“(2013) orientieren, ein Projekt des Berliner Architekten J. Mayer H., das 2013 während der Sanierungsarbeiten an der Pinakothek der Moderne für sieben Monate als Ausweichquartier diente. Eine schöne Idee, diese Ausstellung, die ein Impuls sein möchte, die Dinge anders zu sehen, flexibler und temporär. Also hingehen und schauen, was möglich sein könnte.
Wo wir es gerade vom Museum Brandhorst hatten, bleiben wir doch gleich im Kunstareal und freuen uns schon mal auf expressive Farben und Formen: Jutta Koether. Tour de Madame (18. Mai bis 21. Oktober, Katalog) ist die erste umfassende Überblicksschau, die sich systematisch chronologisch der Malerei der Künstlerin widmet und mehr als 150 Gemälde zeigt. Viele der Arbeiten wurden noch nie öffentlich ausgestellt oder waren lange Zeit nicht mehr zu sehen. Koether hat Kunstpädagogik studiert, war Mitherausgeberin des legendären SpexMagazins und hat über Kunst geschrieben, bevor sie anfing, selbst welche zu machen. Malerei, Performance, Film, Musik – ihr Spektrum ist groß, und oft arbeitet sie auch mit anderen Künstlern zusammen. 1958 in Köln geboren, lebt Koether heute in Berlin und New York und hat seit 2010 eine Professur für Malerei und Zeichnen an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Los geht es mit dem Kölner Neo-Expressionismus der frühen 1980er Jahre und der darauf folgenden Auseinandersetzung mit der Farbe Rot als Antwort auf das Klischee männlicher Maler. Anfang 1990 zog Koether nach New York und begann, farbintensive und großformatige Gemälde zu schaffen, in denen Sie Motive aus Popkultur, Literatur und Kunstgeschichte kombinierte. Anfang der 2000er Jahre konzentrierte sie sich auf Performance und Musik. Das letzte Kapitel der Ausstellung thematisiert ihre exzentrische Interpretation der Historienmalerei. Höhepunkt der Ausstellung ist dann auch die aktuelle 12-teilige Gemäldeserie, die – in Anspielung auf Cy Twomblys Lepanto-Zyklus – Koethers Auseinandersetzung mit der Kunst und deren Geschichte sichtbar macht.
Giorgio Vasari lebte von 1511 bis 1574 und ist bis heute berühmt, weil er die Uffizien in Florenz baute und die Kuppel des Doms Santa Maria del Fiore. Er war Architekt, Hofmaler – und der erste Kunsthistoriker. Zumindest war er der erste, der über Leben und Werk berühmter Künstler wie Leonardo da Vinci oder Michelangelo schrieb. Außerdem führte er den Begriff der Gotik ein und sprach als erstes von „rinascita“, also von der „Renaissance“. 1550 erschien die erste Ausgabe seiner „Viten“, 1568 – also vor genau 450 Jahren – veröffentlichte er eine stark veränderte, zweite Ausgabe. Dieses Jubiläum nimmt die Pinakothek der Moderne zum Anlass und präsentiert Zeichnungen Vasaris, seines Kreises und seiner Nachfolger. Unter dem Titel Im Blick: Giorgio Vasari (25. Mai bis 3. Juni) sind Zeichnungen von Pollaiuolo, El Greco oder Michelangelo zu sehen.
Ein Künstler, zwei Orte. Der Künstler heißt Isaac Chong Wai, und zu sehen gibt es seine Arbeiten erstens unter dem Titel Kapitel A: The Rehearsal of the Futures (bis 8. Juni) im Apartment der Kunst und zweitens unter dem Titel Kapitel B: An Artistic Archive of Borders (30. Mai bis 8. Juli) im Kunstraum. Kapitel A zeigt eine Videoinstallation des 20-jährigen Chinesen, in der es um die Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im öffentlichen Raum geht: „One Sound of the Futures“ist Performance, die zeitgleich in drei asiatischen Städten dokumentiert wird. In Gwangju (Südkorea), Wuhan (China) und Hong Kong treffen sich Menschen, um simultan den „Klang der Zukunft“anzustimmen. Die vom Künstler eingeladenen Teilnehmer formieren sich wie lebende Skulpturen an drei ausgesuchten Orten und sprechen aus, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen und welche Erwartungen sie haben. Hunderte zeitgleich sprechender Menschen verbinden sich so zu einem Klangteppich. Kapitel B zeigt Installationen, Objekten und Fotografien, die sich mit dem Thema „Grenzen“beschäftigen. Wie sind Grenzen konstruiert, wie funktionieren sie und wie können sie künstlerisch neu gestaltet werden? Kann eine Grenze Schmuck sein? Weich oder süß?