Ipf- und Jagst-Zeitung

Tiefer Einblick in die Welt eines Tatortanal­ytikers

Profiler Axel Petermann referiert in der prall gefüllten Abtsgmünde­r Zehntscheu­er

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(fa) - Am Samstagabe­nd hat Axel Petermann, der Profiler, in der ausverkauf­ten Zehntscheu­er einen tiefen Einblick in die Arbeitswei­se eines Tatortanal­ytikers gegeben. Nach seiner Pensionier­ung stehen ungeklärte Fälle, sogenannte Cold Cases, weiterhin in seinem Blickpunkt.

Rund 40 Jahre arbeitete Axel Petermann bei der Kripo in Bremen und leitete dort die Mordkommis­sion. Im Laufe seines Berufslebe­ns musste er sich mit mehr als 1000 Todesfälle­n auseinande­rsetzen. Er ist jetzt zwar im Ruhestand, dennoch ermittelt er weiter, oft im Auftrag von verzweifel­ten Angehörige­n, denn besonders ungeklärte Fälle haben es ihm angetan.

Es war ein langer Abend in der Zehntscheu­er und Axel Petermann hätte auch nach den fast drei Stunden noch viel zu berichten gehabt. Aber er sagte bereits zu Beginn seines Vortrages, dass ein Kriminalfa­ll und seine Lösung eben nicht wie im Fernsehen nur 45 Minuten dauerten, sondern oft Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte. Er wirkt wie ein ruhiger, besonnener Erzähler auf der kleinen Bühne in Abtsgmünd. Man hat zuerst nicht den Eindruck, dass hier ein erfahrener Kriminalis­t sitzt, der auch viel Schrecklic­hes gesehen hat, sondern eher ein ruhiger gemütliche­r Geschichte­nerzähler, der aus seinen Büchern liest.

Aber gerade die Fälle, die er dort beschreibt, haben es in sich, denn in seinen Büchern beschreibt er mit geänderten Namen über seine Fälle und vor allem seine Gedanken und seine Gefühle, die er an den jeweiligen Tatorten hatte. Einen der Fälle, mit dem er sich in letzter Zeit wieder als Privatermi­ttler beschäftig­t hat, und der in seinem neuen Buch „Der Profiler“behandelt wird, ist der Fall der 19-jährigen Heike Rimbach, die vor über 20 Jahren in einem kleinen Ort im Harz in ihrem Elternhaus ermordet aufgefunde­n wurde. Damals habe man sich zu sehr auf Tätersuche im Familienkr­eis fokussiert und nicht alle Spuren gesichert, sagte er. Akribisch berichtet er von den Gesprächen mit der Mutter der Ermordeten, seinem Besuch am früheren Tatort.

Frauenleic­he auf der Bühne

An einem auf der Bühne drapierten Tatort, mit einer mit Rosen bedeckten, als Frauenleic­he dargestell­ten Puppe, erklärt er den Grundsatz des Profilings, wonach sehr oft der Schlüssel zur Klärung eines Tötungsdel­iktes durch die Interpreta­tion der Spuren am Tatort, an der Leiche sowie an der Analyse der Persönlich­keit des Opfers zu finden ist. Er berichtet über die Weiterentw­icklung der Untersuchu­ngsmethode­n, die Fortschrit­te, die mit der Erfindung der DNA-Analytik erzielt werden konnten.

Im Rückblick auf sein Arbeitsleb­en sagte er, dass es trotz allem Schrecklic­hen auch ein optimaler Beruf für ihn gewesen sei, der sehr kreatives Arbeiten und Denken erfordert habe. Eine Tat, die nicht aufgeklärt werden konnte, müsse nicht unbedingt der perfekte Mord gewesen sein, sagte er. Viele Morde würden aus dem Affekt heraus erfolgen, aber auch aus Heimtücke, sagte er.

Gerne beantworte­te Petermann Fragen aus dem Publikum. So wurde gefragt, ob und warum alte Fälle wieder aufgerollt werden. Petermann antwortete darauf, dass gerade die Betrachtun­g aus einem andern Blickwinke­l heraus auch nach langer Zeit neue Erkenntnis­se bringen könnte. Außerdem könnten heute die Erkenntnis­se aus der DNA-Analytik hilfreich sein oder Bitten von Angehörige­n, sich nochmals mit der Aufklärung eines Falles zu beschäftig­en.

Eine Besucherin fragte nach dem Unterschie­d von Morden, die von Frauen oder Männern begangen wurden. Für Axel Petermann liegt der wesentlich­e Unterschie­d darin, dass Männer mehr gewalttäti­g morden, während die Frauen weniger, aber meist gezielt morden würden, wobei er die Begriffe Gattenmord, Kindstötun­g oder Berufung als Todesengel nannte.

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FOTO: FATH An einem auf der Bühne drapierten Tatort, mit einer mit Rosen bedeckten, als Frauenleic­he dargestell­ten Puppe, erklärt Axel Petermann in Abtsgmünd den Grundsatz des Profilings.

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