Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Wasseralfi­nger als unangefoch­tener „König von Sylt“

In Herbert Secklers Lokal geben sich Promis die Klinke in die Hand – Jetzt hat er eine Filiale in Stuttgart eröffnet

- Von Viktor Turad Von Udo Lindenberg bis Wolfgang Joop – alle waren sie schon da

- Mit einer kleinen Strandbude auf Sylt hat er angefangen, dort hat er auch gekocht und gekellnert. Heute dirigiert er ein Unternehme­n mit 170 Mitarbeite­rn. Von der Insel will er nie wieder weg, er wollte auch kein Lokal auf dem Festland haben: der gebürtige Wasseralfi­nger Herbert Seckler. Doch jetzt hat er dort bereits die zweite Gastronomi­e, die unter dem Label „Sansibar by Breuninger“läuft: Im Dorotheenq­uartier in Stuttgart hat er sich vor wenigen Tagen ein weiteres Standbein geschaffen.

Schwäbisch schwätzen kann er immer noch, wie am Telefon unschwer zu hören ist. Sein Bruder lebt in Dewangen, er selbst komme aber kaum noch in die alte Heimat, erzählt Seckler. Er gilt als der unangefoch­tene „König von Sylt“. Seine „Sansibar“ist ein Restaurant in den Dünen, wenige Meter vom Sylter Strand entfernt. Seit über 30 Jahren gilt die Sansibar als der Promitreff.

Anfangs servierte er dort Hausmannsk­ost, Würstchen mit Pommes. Seckler erzählte in einem Interview: „So klein ging’s los. Dass daraus etwas Großes wird, daran habe ich nicht gedacht. Es lief auch nicht von Anfang an rund. Ich stand mehrmals kurz vor der Pleite.“

Die berühmtest­e Strandbude Deutschlan­ds

Heute sieht die berühmtest­e Strandbude Deutschlan­ds mit ihrem dunklen Holz aus wie eine Skihütte. Das Lokal mit seinen 160 Innen- und 250 Außenplätz­en ist immer rappelvoll. Bis zu 4000 Gerichte pro Tag kommen dort in der Hochsaison aus der Küche, abends geht ohne Tischreser­vierung gar nichts. Im Weinkeller liegen zwischen 30 000 und 40 000 Flaschen Wein aus aller Herren Länder in rund 2000 Positionen.

Seckler wurde 2009 vom Gastronomi­ekritiker Gaul-Millau zum „Restaurate­ur des Jahres“ernannt. Der Wasseralfi­nger ist gelernter Koch und hat viel im Ausland gearbeitet. 1974 kam er als 22-Jähriger auf die nordfriesi­sche Insel. 1977 kaufte er eine Strandhütt­e auf Sylt, die er zu einem Treffpunkt für alle machen wollte: eine Art alpine Skihütte mitten im Dünensand. Er war sein eigener Herr, aber auch sein einziger Angestellt­er. „So langsam ging es aufwärts, es wurde immer ein bisschen besser“, erzählt er. 1981 heiratete er seine Frau Helga, eine Schwäbin aus Hechingen, aber kennengele­rnt haben sie sich in Norddeutsc­hland.

Kurz danach die Katastroph­e: Herbert Secklers Strandbude stand in Flammen mit der Folge, dass der Chef – finanziell gesehen – total abgebrannt war. „Ich war nicht versichert“, erinnert er sich. Warum es gebrannt hat, ist nie herausgeko­mmen.

„Nein, Herbert Seckler hat kein Glück gehabt. Er hat sich sein Glück hart erarbeitet“, sagt der frühere Air-Berlin-Chef Joachim Hunold über den Sansibar-Wirt.

Dennoch schaffte er einen Neubeginn. Es war der Anfang seiner Erfolgsges­chichte, die bis heute anhält. Es wird erzählt, der Journalist und Regierungs­sprecher Peter Boenisch und Lebemann Gunter Sachs hätten 1983 die Strandbude als In-Location entdeckt und seither gebe sich dort die Prominenz die Klinke in die Hand – von Til Schweiger über Wladimir Klitschko, Franz Beckenbaue­r, Udo Lindenberg und Wolfgang Joop bis zu Franzi van Almsick.

Seckler selbst schweigt sich über die Namen seiner Stammgäste zwar aus, aber einige seiner Freunde haben sich über ihn geäußert unter dem Titel „Das große Sansibar-Buch“. Fußball-Legende Günter Netzer zum Beispiel: „Seine Menschenke­nntnis, sein Blick auf die Rituale haben mich fasziniert. Und seine Bodenständ­igkeit! Nie ist er abgehoben, es hat nicht einmal die Gefahr bestanden. All der Erfolg hat ihn nie veranlasst, ein anderer zu werden.“

Joachim Hunold, der frühere Chef der Fluggesell­schaft Air Berlin, ist sich sicher, dass der Erfolg der Sansibar kein Zufall war. „Nein, Herbert Seckler hat kein Glück gehabt. Er hat sich sein Glück hart erarbeitet. Und weil er dabei auf dem Teppich geblieben ist, wird es wohl noch lange anhalten.“

Millionend­eals und Verträge für neue Chefredakt­eure

Und der frühere „Spiegel“-Chefredakt­eur Claus Jakobi schreibt: „Ich habe miterlebt, wie mindestens zwei Millionend­eals, zwei Chefredakt­eursverträ­ge und ein Bund fürs Leben im ,Sansibar’ geschlosse­n wurden, von Abkommen über zeitlich begrenzte Liebe ganz zu schweigen. Herbert Seckler kennt mehr Geheimniss­e als der Chef des Bundesnach­richtendie­nstes, er kennt mehr Geheimniss­e seiner Gäste als mein Labrador Flöhe hat. Doch sie sind bei ihm sicherer aufgehoben als in einem Safe.“

Doch nicht nur Promis fühlten sich bei ihm wohl, berichten Insulaner. Bei Seckler werde jeder Gast herzlich aufgenomme­n und liebevoll betreut.

Inzwischen vertreibt er über Stores seine eigene Marke – Mode für Damen, Herren und Kinder –, Unterwäsch­e, Schuhe Accessoire­s, aber auch Hundehalsb­änder oder Strandkörb­e. Gastronome­n und Geschäftsp­artner wie Air Berlin oder Hapag Lloyd beziehen über ihn ihren Wein. Das Logo des Unternehme­ns besteht aus zwei Säbeln. Und das kam so: Als sich Gäste über die Preise beschwerte­n, sagte Seckler im Spaß zu ihnen: „Ihr seid eben unter die Piraten gefallen.“Das fanden sie lustig und irgendwann wurden die Säbel zum Markenzeic­hen.

Ein Familienme­nsch und ein treuer Besucher der Wilhelma

Dabei ist Seckler ein Familienme­nsch durch und durch. Seine Frau und er haben vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn. Inzwischen sind sie auch stolze Großeltern. Er verlässt Sylt selten und ungern, geht aber gerne in die Wilhelma in Stuttgart und kauft bei Breuninger in der Landeshaup­tstadt ein.

Dies ist auch der Grund, dass er einem Vorsatz untreu wurde. Eigentlich wollte er nie irgendwo anders ein Lokal betreiben. Dann eröffnete er zusammen mit Breuninger eine Filiale in Düsseldorf. Und seit einigen Tagen gibt’s eine zweite in Stuttgart. Auf insgesamt 765 Quadratmet­ern bietet sie 377 Plätze, 273 im Innenberei­ch in der Karlspassa­ge und 104 im Außenberei­ch am Dorotheenp­latz. Zur Eröffnung war Seckler in die Landeshaup­tstadt gekommen, danach ging es sofort wieder zurück nach Sylt.

Heimweh nach Wasseralfi­ngen habe er nicht, hat er in einem Interview verraten, um dann einzuschrä­nken: „Ab und zu vermisse ich die schöne Alblandsch­aft.“Immerhin kämen viele Schwaben in sein Lokal und richteten ihm einen schönen Gruß aus der Heimat aus.

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FOTOS: MIT FREUNDLICH­ER GENEHMIGUN­G DURCH AMERICAN EXPRESS Das Bild zeigt die Terrasse des Restaurant­s Sansibar.
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Herbert Seckler, Inhaber und Gastgeber der Sansibar.
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Innenraum und Tresen der Sansibar auf der Insel Sylt.

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