Tötung in Weißensberg: Tatverdächtiger stellt sich
Der 34-Jährige war nach Serbien geflohen – Lindauer Kripo nimmt ihn am Memminger Flughafen fest
WEISSENSBERG - Die Familie der getöteten 22-Jährigen aus Weißensberg im Landkreis Lindau ist erleichtert: Der 34-jährige Serbe, der die junge Frau vor etwa einem Monat umgebracht haben soll, hat sich gestellt. Am Donnerstag hat ihn die Polizei am Memminger Flughafen verhaftet, wie Polizeisprecher Christian Eckel exklusive Informationen der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt. Der Verdächtige war in Serbien untergetaucht gewesen.
„Das ist für die Familie aber nur der erste Schritt“, sagt Rechtsanwalt Franz-Peter Seidl. Der ehemalige Chef der 22-Jährigen wird die Familie als Nebenkläger im Gerichtsverfahren vertreten. „Die Familie will, dass der Fall vollständig aufgeklärt wird.“
Gegen den Serben, der im Landkreis Lindau geboren und aufgewachsen ist, lag ein europäischer Haftbefehl vor. „Wir wussten ziemlich genau, wo in Serbien er sich aufhält“, sagt Eckel im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Über den Isnyer Anwalt Marc Siebler trat der 34-Jährige schließlich in Kontakt mit der Lindauer Kriminalpolizei. „Er hat die Gerüchte über die Tat mitbekommen. Auch in Serbien gibt es Internet“, sagt Siebler. Nach ausführlichen Gesprächen habe sich der Verdächtige schließlich entschieden, nach Deutschland zurückzukehren.
Erstes Flugzeug landet ohne den Tatverdächtigen
Über Siebler hat die Kripo die Reise des Tatverdächtigen von Belgrad nach Memmingen koordiniert. Eigentlich sollte er bereits vergangenen Dienstag ankommen. Doch das Flugzeug landete ohne ihn. „Es gab wohl Probleme mit der Bezahlung“, so Eckel. Zwei Tage später klappte es schließlich: Ganz ohne polizeiliche Begleitung flog der 34-Jährige nach Memmingen. „Wir haben keine Gefahr für andere gesehen“, so Eckel. Zwei Polizisten der Kripo Memmingen nahmen den 34-Jährigen direkt nach der Landung im Flugzeug fest. „Zu dritt sind sie dann in den Schengenraum eingereist“, sagt Eckel. Noch auf dem Flughafengelände haben Beamte der Kripo Lindau und Kempten den Serben entgegengenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Der Verdächtige hat noch keine Angaben zur Tat gemacht. Anwalt Siebler will sich erst einmal mit der Aktenlage vertraut machen. „Dann entscheiden wir, wann und ob er aussagen wird“, so Siebler.
Unklar ist bisher vor allem das Motiv des mutmaßlichen Täters. „Wir gehen fest davon aus, dass sich Täter und Opfer so kannten, wie man sich als Nachbarn in einem Mehrfamilienhaus eben kennt – also nur ganz flüchtig“, sagt Eckel. Der Verdächtige hatte bis wenige Tage vor der Tat im selben Stockwerk eines Mehrfamilienhauses gewohnt wie das 22-jährige Opfer. Nach einem Streit hatte ihn seine Freundin aus der Wohnung geworfen. „Er hatte aber noch einen Schlüssel“, sagt Eckel.
Am 19. Juni soll der Tatverdächtige dann seine ehemalige Nachbarin getötet haben. Weil die junge Frau nach der Mittagspause nicht mehr zur Arbeit in die Anwaltskanzlei zurückgekehrt war, hatten sich die Kollegen Sorgen gemacht. Sie verständigten den Freund der 22-Jährigen. Er fand die junge Frau kurz darauf tot in der gemeinsamen Wohnung. „Der Freund war aber zu keinem Zeitpunkt verdächtig“, betont Eckel.
Kurze Zeit später kamen die Ermittler der Kripo Lindau und Kempten auf die Spur des 34-jährigen Exfreunds der Nachbarin. „Die Nachbarin selbst war zur Tatzeit nicht zu Hause“, so Eckel. Bereits zwei Tage nach dem Tod der jungen Frau erließ das Amtsgericht Kempten einen Untersuchungshaftbefehl gegen den Verdächtigen. Doch bevor die Polizei ihn festnehmen konnte, war er nach Serbien geflohen.
Nun sitzt er in einem deutschen Gefängnis. Und laut Eckel gibt es jede Menge Spuren, die ihn mit der Tat in Verbindung bringen.