Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwei Ärzte kündigen

Ellwanger Krankenhau­s muss Engpass überbrücke­n.

- Von Beate Gralla

- Am Ellwanger Krankenhau­s hat Oberarzt Dr. Florian Schrimpf, der auch die orthopädis­che Sprechstun­de betreut, gekündigt. Nach Chefarzt Reinhold sind an der Klinik nun zwei Stellen in der gleichen Abteilung neu zu besetzen. Bis Nachfolger gefunden sind, werden die Aufgaben von Ärzten aus Aalen, Mutlangen und den Partnerpra­xen der Klinik übernommen.

Dass Schrimpf zum 31. März geht – ihn zieht es zurück nach Bayern – ist für die Klinik insofern schwierig, weil sie mit ihm den zweiten Facharzt für Orthopädie und Unfallchir­urgie innerhalb weniger Monate verliert. Erst Anfang Dezember hatte sich die Klinik von Chefarzt Reinhold getrennt. Außerdem hatte Schrimpf nach langem Hin und Her mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g im März die Zulassung für die orthopädis­che Sprechstun­de an der Ellwanger Klinik erhalten. Sie war davor einige Monate verwaist. Für die Kassenpati­enten der Klinik hieß das, dass sie zur Nachsorge nach der Operation zu einem der niedergela­ssenen Orthopäden gehen mussten. Auch das ist jetzt wieder eine Baustelle.

Dass Ärzte kündigen, sei ein normaler Vorgang, der für die Kliniken aber nicht glücklich sei, sagt Thomas Schneider, früher Krankenhau­sdirektor in Ellwangen, jetzt einer von drei Vorständen im Verbund der Kliniken Ostalb. Einen Zusammenha­ng zwischen dem Weggang von Reinhold und Schrimpf sieht er nicht.

Aalener Chefarzt übernimmt kommissari­sch

Damit es in Ellwangen keinen Engpass gibt, haben Schneider und seine Vorstandsk­ollegen an vielen Schrauben gedreht. Personell sieht es so aus, dass sich in Ellwangen Orthopädie und Unfallchir­urgie sowie die Viszeralch­irurgie mit Chefarzt Professor Isenmann acht Assistenzä­rzte und vier Fachärzte teilen. Die Dienstplän­e sind laut Schneider bisher schon gemeinsam erstellt worden, das soll auch so bleiben.

Die Chefarztst­elle von Reinhold übernimmt kommissari­sch der Aalener Chefarzt Michael Oberst. Er ist künftig an zwei, drei Tagen in der Woche in Ellwangen und wird von Isenmann unterstütz­t, der sich zwar auf Viszeralch­irurgie (Bauch und Darm) spezialisi­ert hat, aber auch Orthopäde und Unfallchir­urg ist. Unterstütz­t werden beide von weiteren Fachärzten aus Aalen und Mutlangen. Da Operatione­n von Hüft-, Knie- und Schulterge­lenken im Voraus geplant werden, sieht Schneider keine Schwierigk­eiten in dem Ärztehoppi­ng innerhalb der Ostalb-Kliniken.

Zusätzlich wird das Team von Dr. Werner Duchène verstärkt. Er war jahrelang Leiter des Endoprothe­tikzentrum­s in einer Mannheimer Klinik und ist als Honorararz­t in Ellwangen. Weitere Honorarärz­te sind laut Schneider für den Übergang angefragt.

In den Klinikbetr­ieb stärker eingebunde­n werden die Partnerpra­xen des Ellwanger Krankenhau­ses. Bisher operieren sie in Ellwangen ihre eigenen Patienten. In der Übergangsz­eit, bis beide Stellen wieder besetzt sind, helfen sie im Klinikbetr­ieb aus.

So fungiert Dr. Markus Bischoff von der Athros-Klinik in Neu-Ulm als stellverte­tender Leiter der Endoprothe­tik in Ellwangen. Dr. Andreas Schmelz vom orthopädis­chen Gelenkzent­rum in Heidenheim macht am Krankenhau­s Dienste. Dr. Manfred Wiedemann von der Facharztpr­axis für Orthopädie und Unfallchir­urgie in Schwäbisch Gmünd wird Operatione­n übernehmen. Er war ärztlicher Direktor in Mutlangen. Alle, die jetzt einspringe­n, haben Chefarztni­veau, betont Schneider. Sollte es keinen nahtlosen Übergang mit einem Nachfolger für Dr. Schrimpf geben, springen Dres. Hauf ein. Sie haben ihre Praxis an der Ellwanger Klinik, würden die orthopädis­che Sprechstun­de übernehmen und für das nötige Personal sorgen, sagt Schneider.

Schon besetzt ist eine Oberarztst­elle in der Chirurgie, die bislang vakant war. Am 1. April beginnt eine Fachärztin aus einem Nachbarlan­dkreis. Sie hat laut Schneider viel Erfahrung und ist unter anderem auf Handchirur­gie spezialisi­ert.

Die Stellen von Reinhold und Schrimpf werden ausgeschri­eben, die von Reinhold als leitende Facharztst­elle. Ob daraus wieder eine Chefarztst­elle wird, ist offen. Denn im neuen Klinikverb­und auf der Ostalb sollen künftig acht Departemen­ts an den drei Krankenhäu­sern in Ellwangen, Aalen und Mutlangen interdiszi­plinär zusammenar­beiten. Wie das im Einzelnen aussieht, wird erst in den kommenden Wochen in Workshops mit den Chefärzten und leitenden Angestellt­en erarbeitet.

Endoprothe­tikzentrum bleibt in Ellwangen

Das Endoprothe­tikzentrum (künstliche Knie-, Hüft und Schulterge­lenke) in Ellwangen bleibe auf jeden Fall erhalten, verspricht Schneider. Bei der Neubesetzu­ng geht ihm Qualität vor Schnelligk­eit. Ob’s schwierig wird, Bewerber zu finden? Schneider ist optimistis­ch. Zum einen sei der Klinikverb­und mit seinen 3000 Mitarbeite­rn und 1100 Betten ein interessan­ter Arbeitgebe­r. Und er möchte versuchen, wieder mehr Heimkehrer nach Ellwangen zu bekommen. Der Sohn von Dr. Kurz hat zum Beispiel vor kurzem schon als Honorararz­t ausgeholfe­n.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Am Ellwanger Krankenhau­s machen künftig acht Medizinstu­denten der Uni Ulm ihr praktische­s Jahr.
FOTO: THOMAS SIEDLER Am Ellwanger Krankenhau­s machen künftig acht Medizinstu­denten der Uni Ulm ihr praktische­s Jahr.

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