Die Zukunft der Kirche im Blick
Der Aalener Pfarrer Bernhard Richter feiert heute seinen 60. Geburtstag – „Ich habe mit vielem so viel Glück gehabt“
- Eigentlich hatte er ja Schauspieler werden wollen, seine Gemeinden sind heute wohl froh, dass aus diesem Traum nichts wurde. Seit 1999 ist Bernhard Richter Pfarrer in Aalen und feiert heute seinen 60. Geburtstag.
„Ich bin dankbar, dass ich meinen 60. Geburtstag feiern kann.“Der Ausblick werde langsam ein anderer, man denke mehr an den Ruhestand und ans Aufhören – anstatt sich wie gewohnt in neue Projekte zu stürzen, von denen Richter so einige betreut. Die Diakonie, der Tafelladen, der Treffpunkt Rötenberg – das sind seine Herzstücke geworden. „Ich habe gemerkt, dass bei der Diakonie das Evangelium ganz nah beim Menschen ist.“Richter betreut die Hochschule, bietet dort gesellige und spirituelle Treffen wie das EthikCafé, bei dem beispielsweise Themen diskutiert werden, wo der Mensch beim Internet der Dinge bleibe. Außerdem betreibt Richter die Öffentlichkeitsarbeit für seine Gemeinde. Im Kreistag sitzt Richter für die SPD. Ein politisches Amt sei als Geistlicher durchaus möglich, wenn auch die Kirche vorgehe. „Ich finde, da kann ich mich mit meinem Beruf sehr gut einbringen.“Der Mensch müsse auch in der Politik an erster Stelle stehen.
Dass sonntags die Kirche nicht mehr so voll ist wie sie es vor Jahrzehnten war, stellt Richter im Berufsalltag fest. Aber: Etwa 90 Prozent der Jugendlichen ließen sich konfirmieren. An Weihnachten kämen nach wie vor viele zum Gottesdienst. „Ich glaube, schon, dass das Konzept Kirche Zukunft hat.“Aber man müsse mit anderen Gläubigen auf einen Nenner kommen. Die Zukunft sei die Ökumene: „Wir müssen konfessionsübergreifend mit einer Stimme reden.“
1958 wurde Bernhard Richter in Göppingen geboren, als der mittlere von drei Brüdern wuchs er in der Stauferstadt auf. Der Schauspielwunsch entsprang einer Theater-AG in der Schule. „Schauspieler zu werden, war immer ein bisschen mein Kindheitstraum.“Den Eltern war dieser Berufswunsch aber nicht ganz geheuer. Und als er als Jugendlicher den CVJM besuchte und selbst in der christlichen Jugendarbeit tätig wurde, entschied sich Richter für den Weg als Pfarrer. „Ich dachte mir, dass ich mir das eigentlich zur Lebensaufgabe machen könnte.“Er studierte in Tübingen, Bern und München, lernte während des Studiums auch seine Frau Ursula am Tübinger Stift kennen.
Erste Gemeinde auf der Alb
Von 1986 bis 1993 war er in seiner ersten Gemeinde in Heuchlingen-Heldenfingen auf der Gerstetter Alb. Als Stadtkind sei das sein erster Kontakt zum Dorfleben gewesen. „Für den Anfang war das sehr schön, die Gemeinde hatte vorher lang keinen Pfarrer.“In diese Zeit fällt auch die Adoption seiner beiden Kinder aus Brasilien. 1993 kam das Paar nach Wasseralfingen. „Da war Ökumene wichtig.“Seine Frau und Bernhard Richter begannen dort die Vesperkirche aufzubauen. 1999 kam Richter schließlich nach Aalen, während seine Frau weiter die Gemeinde in Wasseralfingen betreute. Nachdem seine Frau Dekanin in Schwäbisch Gmünd wurde, zog das Ehepaar 2015 dorthin, eine kleine Wohnung in Aalen behielt das Paar aber. Für „Mittagspausen und als Rückzugsort“.
Das nächste große Ziel ist, beim ökumenischen Kirchentag in Frankfurt präsent zu sein. Und dann? Vermutlich werde er seine Ämter als Rentner einmal auf einen Schlag abgeben, er sei nicht der Typ, der nach und nach aufhört. Er bereue seine Entscheidungen bisher nicht, sagt Richter. „Ich habe mit vielem so viel Glück gehabt, mit der Familie und dem Beruf.“ Um 10 Uhr findet heute in der Aalener Stadtkirche eine Andacht zu Pfarrer Bernhard Richters 60.Geburtstag statt. Anschließend ist dort ein Empfang.