Rettungsdienstleiter Marc Sachsenmaier
Herr Sachsenmaier, wenn ich in Stödtlen, Wört oder Tannhausen wohne: Wie berechtigt ist meine Sorge, dass ich im Notfall lange ohne Hilfe bleibe?
Es kommt dabei nicht alleine auf die Fahrzeit des Rettungswagens und die gesetzliche Hilfsfrist an. Leider wird das oft so verstanden. Dabei ist es ein Gesamtpaket, das eine gute Qualität im Rettungsdienst sicherstellt. Wenn wir die reine Fahrzeit der Rettungswagen betrachten, liegt diese knapp unter 15 Minuten. Das ist nicht optimal, und dazu kommt die Zeit für die Notrufabfrage. Trotzdem ist man nicht schlecht versorgt, wenn man in Wört, Tannhausen oder Stödtlen wohnt. Denn die Eintreffzeit von Rettungswagen ist nicht der größte Qualitätsindikator für eine gute Notfallversorgung. Diese beginnt mit dem Anruf auf der Rettungsleitstelle, wo die Kollegen Erste-Hilfe-Maßnahmen anleiten, bis der professionelle Rettungsdienst eintrifft. Unterstützt wird diese Rettungskette durch Helfer-vor-Ort-Systeme, die professionelle Erste Hilfe leisten.
Also ist die Hilfsfrist nicht das alleinige Qualitätsmerkmal im Rettungsdienst?
Richtig. Die Hilfsfrist kann nicht das alleinige Qualitätsziel sein. Sie ist eine planerische Größe, deren Aussagekraft für die Qualität im Rettungsdienst ich eher als gering einstufe. Natürlich ist es umso besser, je schneller der professionelle Rettungsdienst einen Notfallort erreicht. Aber viel entscheidender sind die Erste-Hilfe-Maßnahmen, die überbrückend helfen, bis der Rettungswagen eintrifft. Hier erreicht man eine Hilfsfrist von im besten Fall null Minuten mit einer entsprechenden Ausbildung der Bevölkerung, mit organisierten Ersthelfergruppen oder mit Helfer-vor-Ort-Gruppen, die schnell vor Ort sein können. Dann ist den Patienten wirklich geholfen. Das brauchen sie nämlich: Schnell jemanden vor Ort an der Einsatzstelle zu haben, der überbrückend hilft, bis der professionelle Rettungsdienst eintrifft.