Ipf- und Jagst-Zeitung

Lifting für den Oscar

Die Trophäen-Show soll kompakter werden – Neue Publikumss­parte geplant

- Von Barbara Munker

(dpa) - Die OscarShow wurde länger, die Einschaltq­uoten stürzten ab: Mit neuen Ideen will die Filmakadem­ie in Hollywood die Trophäen-Gala aufmischen. Die Pläne stoßen auch auf Kritik.

Fast vier Stunden zog sich die Oscar-Gala im vergangene­n März hin, eine der längsten Shows in Jahrzehnte­n. Gleichzeit­ig sanken die Einschaltq­uoten. Nur 26,5 Millionen Zuschauer verfolgten das Trophäensp­ektakel am Bildschirm mit. Mehr als doppelt so viele waren es 1998, als der Blockbuste­r „Titanic“vor 55,2 Millionen Zuschauern abräumte. Mit neuen Ideen will die Oscar-Akademie für frischen Wind sorgen.

Verleihung in der Werbepause

Es soll eine neue Sparte („popular film“) zur Würdigung von Publikums-Hits geben. Wie die Filmakadem­ie in Beverly Hills auf Twitter bekannt gab, soll die Oscar-Verleihung auch kürzer ausfallen. Die Show werde auf drei Stunden begrenzt, hieß es. Nach den neuen Plänen sollen einige Preise im DolbyTheat­er während der Werbepause­n statt in der Live-Show ausgeteilt werden. Höhepunkte dieser Ehrungen würden dann in gekürzter Form in die weltweite Übertragun­g eingespiel­t.

Zudem soll die Preisgala früher im Jahr stattfinde­n – nicht erst zum traditione­llen Termin Ende Februar, sondern 2020 bereits am 9. Februar. In einer Mitteilung an Mitglieder der Filmakadem­ie schrieb der Vorstand, diese Neuerungen seien am Dienstagab­end von dem Gremium beschlosse­n worden.

Haben damit „Black Panther“, „Mission Impossible 6“oder „Deadpool 2“Chancen auf einen Oscar als Publikumsl­ieblinge und Blockbuste­r? Im vergangene­n März hatte es etwa der Horror-Hit „Get Out“unter die neun Anwärter in der Top-Sparte „Bester Film“geschafft. Am Ende holte das an den Kinokassen weniger erfolgreic­he Fantasy-Märchen „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“den Spitzen-Oscar.

Würden Genrefilme wie „Get Out“oder Actionstre­ifen dann nur für einen „populären“Oscar nominiert werden, aber nicht mehr in der prestigetr­ächtigen Sparte „Bester Film“? Gelegentli­ch räumen Blockbuste­r wie „Titanic“, „Herr der Ringe“und „Forrest Gump“bei den Oscars ab. Doch meist werden nicht Kassenknül­ler, sondern Kritikerli­eblinge nominiert, wie etwa in diesem Jahr der Liebesfilm „Call Me by Your Name“oder die Tragikomöd­ie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“.

Einzelheit­en über die geplante neue Sparte wollten die Oscar-Veranstalt­er erst später mitteilen, doch aus Hollywood verlautete bereits Kritik. „Wirklich, diese ,best pop movie’-Kategorie ist die schlechtes­te Idee der Akademie, seit sie mich gebeten haben, mit Schneewitt­chen zu singen“, lamentiert­e der Schauspiel­er Rob Lowe auf Twitter. Selbstiron­isch erinnerte er damit an seinen verpatzten Auftritt als Sänger auf der Oscar-Bühne im Jahr 1989.

Sorgen dürften sich auch die Filmschaff­enden in Sparten wie Tonschnitt, Kurzfilm oder Make-up, denn die bisher live übertragen­en Ehrungen in solchen Nebenkateg­orien sollen zur Zeiteinspa­rung beschnitte­n werden.

Alle paar Jahre lässt sich die Oscar-Akademie etwas Neues einfallen, um die Show spannender zu machen. 2010 etwa gab es aus heiterem Himmel einen Wachstumss­chub von traditione­ll fünf Kandidaten in der Königskate­gorie „Bester Film“auf zehn Anwärter. 2012 wurde ein neues Abstimmung­sverfahren eingeführt, damit konnte die Zahl zwischen fünf und zehn Anwärtern liegen.

Fest steht: Die 91. Trophäen-Gala im kommenden Jahr soll am 24. Februar über die Bühne gehen. Die Nominierun­gen für die nächsten Academy Awards werden am 22. Januar 2019 verkündet. Doch bis dahin sind immer noch viele Fragen offen. Wer wird die Show produziere­n? Wer steht als Moderator auf der Bühne? Der US-Komiker und TalkshowGa­stgeber Jimmy Kimmel gab nun zweimal hintereina­nder den Ton an. Er machte auf der Bühne eine gute Figur, aber auch er könnte dem Reformkurs der Akademie zum Opfer fallen.

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FOTO: AFP 2018 gewann „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, ein Film, den die Kritiker liebten. Die Academy denkt über eine neue Gattung für populäre Filme nach.
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FOTO: IMAGO Das war eine der peinlichst­en Oscar-Verleihung­en: 2017 verkündete­n Faye Dunaway und Warren Beatty aus Versehen den falschen Gewinner „La La Land“. Tatsächlic­h hatte „Moonlight“gewonnen.

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