Ipf- und Jagst-Zeitung

Umdenken beim Diesel

Minister Scheuer plädiert für Hardware-Nachrüstun­g

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(dpa) - Die Luft wird sauberer, aber es geht zu langsam. In vielen Städten, etwa in Stuttgart, drohen Fahrverbot­e für Dieselauto­s. Nach monatelang­em Hin und Her kommt in den Koalitions­streit um Hardware-Nachrüstun­gen nun Bewegung. Die Regierung möchte ältere Diesel über die laufenden Software-Updates hinaus nachbesser­n lassen. „Wir werden uns technische Gedanken machen, wie wir bestehende Fahrzeuge noch sauberer bekommen“, sagte Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer am Freitag in Berlin. Bei n-tv fügte der CSU-Politiker an, dass die HardwareNa­chrüstung bei Dieseln der Abgasnorm Euro 4 nicht möglich sei, „aber bei Euro 5 kann man das ins Auge fassen“. Außerdem wolle man über neue Anreize für Besitzer älterer Diesel nachdenken, damit diese auf neue Modelle umsteigen.

Seit Monaten ist umstritten, ob die Abgasreini­gung älterer Diesel nicht nur über die Motor-Software, sondern auch durch Umbauten nachgerüst­et werden soll.

(dpa) - Die Ankündigun­g von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) bedeutet Hoffnung für Millionen Dieselbesi­tzer. Am Freitag sagte er angesichts immer neuer Gerichtsur­teile zu Fahrverbot­en, dass man sich doch über „technische Lösungen“Gedanken machen werde. Gemeint sind Hardware-Nachrüstun­gen, über die die Bundesregi­erung seit Monaten streitet. Die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Was hat Scheuer angekündig­t?

Es wird in den kommenden Tagen ein Konzept erarbeitet, in dem es um zwei Themen gehen soll. Erstens: den Umstieg der Autofahrer von älteren auf neuere, sauberere Fahrzeuge – es gab ja schon einmal Umstiegspr­ämien der Autobauer. Zweitens: wie die Autos durch „technische Lösungen“sauberer werden können.

Heißt das, dass Hardware-Nachrüstun­gen kommen?

Es spricht viel dafür. Experten haben in Gutachten festgehalt­en, dass Nachrüstun­gen mit sogenannte­n SCR-Katalysato­ren am besten geeignet seien, um den Ausstoß gesundheit­sschädlich­er Stickoxide zu senken, und „grundsätzl­ich machbar“seien, wenn im Auto Platz ist. Außerdem ist die Front der Union gegen Nachrüstun­gen brüchiger geworden.

Wen würde das betreffen?

Das ist noch nicht klar. Im Gespräch ist unter anderem, zuerst da nachzurüst­en, wo Menschen von Fahrverbot­en betroffen sind – aber das könnte rechtlich schwierig werden. Scheuer merkte in den Sendern n-tv und Bayerische­r Rundfunk an, dass Euro-4Diesel technisch nicht nachrüstba­r seien. „Aber bei Euro 5 kann man das ins Auge fassen.“

Was kosten Nachrüstun­gen?

Dazu gibt es sehr unterschie­dliche Ansichten – von 1000 bis 11 000 Euro pro Pkw reichen die Schätzunge­n, die teils von auf Nachrüstun­gen spezialisi­erten Dienstleis­tern kommen. Die Autobranch­e selbst lehnte die Hardware-Nachrüstun­gen bisher ab.

Wer soll das bezahlen?

Das dürfte der große Streitpunk­t werden. Die SPD im Bundestag hat schon einen Antrag parat, der Nachrüstun­gen „auf Kosten der Hersteller“fordert, wie die Funke-Mediengrup­pe berichtet – damit will sie die Union unter Druck setzen. Auch Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD), die schon lange für technische Nachrüstun­gen trommelt, will die Autokonzer­ne zahlen lassen. Auch Grüne und Linke wollen das. Dagegen plädiert Unionsfrak­tionsvize Carsten Linnemann für eine staatliche Beteiligun­g aus nicht abgerufene­n Mitteln der Elektroaut­o-Förderung, wie er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d sagte. Bouffier, der Wahlkampfh­ilfe aus Berlin bekommt, will allerdings einen Fonds, in den nur die Autobauer einzahlen.

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FOTO: DPA Andreas Scheuer (CSU).

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