Grüne wollen mindestens zwei Sitze
Partei will im Neresheimer Gemeinderat Fuß fassen – Wahlkampf mit Spitzenkandidatin
(tu) - Mit einer Spitzenkandidatin wollen die Grünen in den Wahlkampf ziehen und möglichst drei, wenigstens aber zwei Sitze im künftigen Neresheimer Gemeinderat erobern. Die Kandidatenliste weist jedoch Lücken auf. In Elchingen, Ohmenheim und Schweindorf fehlen noch Bewerberinnen beziehungsweise Bewerber. Dies hat Walter Richtscheid am Samstag bei einer Zusammenkunft in der „Krone“bekanntgegeben.
Bisher gibt es ihm zufolge zehn, möglicherweise auch elf sichere Kandidatinnen und Kandidaten, die aber deutlich mehrheitlich nicht Mitglied der Grünen seien. Er sei jedoch optimistisch, sagte Richtscheid, dass es gelingen werde, eine vollständige Liste zu präsentieren. Eines der kommunalpolitischen Ziele, zeigte sich bei der Versammlung, wird ein pestizidfreies, naturnahes Neresheim sein, ein anderes eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Neresheim, etwa ein Rufbussystem. Wie unsere Zeitung zusätzlich aus sicherer Quelle erfuhr, könnte es sich bei der Spitzenkandidatin um die Schwester eines ehemaligen Bürgermeisterkandidaten handeln.
In ihrem Bestreben, im Neresheimer Stadtparlament Fuß zu fassen, unterstützten der Heidenheimer Landtagsabgeordnete Martin Grath und der Aalener Kreisrat Walter Haveman die Neresheimer Grünen. Im Gemeinderat hätten sie vielfache Einflussmöglichkeiten, sagte der Abgeordnete, etwa bei der Bauleitplanung. Man dürfe den Menschen aber nicht mit Verboten kommen oder schulmeisterlich auftreten, sondern müsse sie mitnehmen. Auch über Kinder und über die Bildung könne man Einfluss nehmen. Grath: „Wenn ihr etwas bewirken wollt, dann müsst ihr in die Kommunalparlamente gehen. Das ist extrem wichtig!“
Über eine aus seiner Sicht vertane Chance für Neresheim berichtete Haveman. Demnach hat das Land Mitte 2017 einen Zuschuss von jährlich 300 000 Euro angeboten, um in Neresheim eine Expressverbindung nach Aalen zu schaffen. Der Bus sollte zwischen 5 und 20 Uhr stündlich zwischen dem Härtsfeld und der Kreisstadt verkehren. Für den Verkehr mit Niederflurbussen hätte der Landkreis ebenfalls 300 000 Euro beisteuern müssen. Im Kreistag habe es aber keine positiven Stimmen dafür gegeben, das Landratsamt habe keine Notwendigkeit für eine derartige Verbindung gesehen. Auch aus Neresheim habe sich niemand dafür eingesetzt, zumal hier auch niemand darauf vorbereitet gewesen sei. Daher sei das Geld in andere Bereiche geflossen.
Werner Gottstein, der Regionalvorsitzende des Bundes Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), kritisierte, in den Ausbau der Bundesstraße 29 zwischen Lorch und Bopfingen würden 700 Millionen Euro investiert. „Für dieses Geld könnte der ÖPNV Spitze sein!“Der Bund lenke aber alles in den Straßenbau und die örtlichen Abgeordneten jammerten jetzt, die Region werde vom ICE-Verkehr abgehängt. „Der ÖPNV ist hier noch nicht mal geboren, geschweige denn in den Kinderschuhen!“
Gefahr einer Parallelautobahn
Grath wies darauf hin, dass es nach wie vor starke Bestrebungen für den Bau des Nordostrings bei Stuttgart zwischen der Autobahn 81 und dem Anschluss an die B29 gebe. Zusammen mit einer ausgebauten B29 im Remstal und im Ostalbkreis würde so mit dem Anschluss an die Südumfahrung Nördlingen eine Parallelautobahn entstehen. Folge für Neresheim: Die Bundesstraße 466 werde heruntergestuft und die in seinen, Graths Augen, sinnvolle Umfahrung der Stadt wäre gestorben. Auch dies zeige, wie wichtig es sei, dass Grüne im Stadtparlament vertreten seien.
In der Diskussion wurde kritisiert, dass es noch keine verkehrstechnische Untersuchung zum Nahverkehr in Neresheim gibt. Ohne diese und ohne ein durchgetaktetes System wäre zu befürchten, dass die Busse nur warme Luft transportieren würden. Grath bestätigte, dass eine Marktanalyse die Voraussetzung sei. Richtscheid verwies auf das Rufbussystem im bayerischen Freyung. So etwas wolle auch Bürgermeister Häfele, den er zuvor mit Grath besucht hatte. Das Stadtoberhaupt stoße jedoch in seiner CDU auf größte Widerstände. Deshalb wäre Häfele sicher dankbar, wenn Bewerber in den Gemeinderat einzögen, die ihn unterstützten, mutmaßte Richtscheid.