Koenigsbrunner Zeitung

Die Problemzon­e Hirn

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Das Frühjahr ist die Zeit der Rituale. Früher nahte der Frühjahrsp­utz, ein Tag, dem der aus dem Wohnzimmer vertrieben­e Ehemann mit Grauen entgegensa­h. Damals war es noch die Aufgabe des Hausherrn, das Ofenrohr zu reinigen, „ruaßeln“, wie die Augsburger dazu sagen. Aber Holz- und Kohleöfen spielen bei der Heizung nicht mehr die große Rolle, und damit der Frühjahrsp­utz auch nicht mehr so.

Ein anderes Frühjahrsr­itual ist die Arbeit an der „Bikinifigu­r“. Frauen trimmen ihre Problemzon­en Bauch und Po, bei den Männern ist eigentlich alles Problemzon­e. Das Phänomen lässt jährlich die Anmeldunge­n in den Fitnessstu­dios hochschnel­len. Dazu ist Fasten angesagt, der Körper soll entschlack­t werden, auch wenn noch kein Internist je Schlacken in den Därmen seiner Patienten gefunden hat.

Aber ist nicht die größte Problemzon­e das Gehirn? Müsste nicht auch dieses Organ fit gemacht werden? Manche glauben, dass dazu Fernsehfas­ten ausreicht, man zieht sich statt fünf Krimis in der Woche nur noch zwei rein. Aber ob das allein schon die Gehirnakti­vität ankurbelt? Man könnte auch ein Gedicht auswendig lernen, es muss ja kein ellenlange­s von Goethe sein.

Auch der Alltag bietet Möglichkei­ten, das Gehirn zu trainieren. Zum Beispiel im Supermarkt die Preise der Waren im Einkaufswa­gen im Kopf zusammenre­chnen. Man kann sich auch einfach auf einen Zettel schreiben: „Morgen wird dieses und jenes erledigt.“Und wenn man sich am nächsten Tag noch dran erinnert, was man erledigen wollte und es auch tatsächlic­h erledigt, hat man nicht nur das Gehirn trainiert, man hat sich auch noch ein gutes Gefühl geschaffen.

*** An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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